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Künftig Personenverkehr auf der Goerzbahn?

Abgeordnetenhaus beschließt Finanzierung des Testbetriebs

Schienen zwischen Schönow und Lichterfelde West. Hier sollen künftig Personen befördert werden.
Schienen zwischen Schönow und Lichterfelde West. Hier sollen künftig Personen befördert werden.
Erschienen in Gazette Steglitz Februar 2024

Noch sind die Gleise der Goerzbahn – bis auf wenige Ausnahmen – im Dornröschenschlaf. Das könnte sich ändern, denn nachdem sich Akteure aus Wirtschaft und Politik, darunter Silvio Schobinger vom Goerzwerk und Christian Goiny/CDU, für die Nutzung der Trasse für die Personenbeförderung eingesetzt hatten.

Neuland wird dadurch nicht betreten, aber eine lange Pause beendet. Schon in den Anfängen der Goerzwerke konnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischen Lichterfelde West und Schönow mit der Goerzbahn zu ihren Arbeitsplätzen fahren. Diese geplante Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs ist dringend notwendig, denn die Verbindung mit Bussen zur Goerzallee ist stauanfällig.

Für diese Verkehrswende in Lichterfelde hat das Abgeordnetenhaus am 6. Dezember 2023 Ausgaben in Höhe von vier Millionen Euro für das Jahr 2024 und fünf Millionen für 2025 sowie Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von jeweils fünf Millionen Euro für die Jahre 2024 und 2025 vorgesehen, teilte der Verein Märkische Kleinbahn mit, der sein Vereinsgelände auf dem Bahnhof Schönow hat.

Kleine Geschichte der Goerzbahn

Der Bahnverkehr zwischen Schönow und Lichterfelde West – anfangs waren es noch Pferdebahnen – begann im Jahr 1905 mit der Zehlendorfer Eisenbahn- und Hafen AG (ZEUHAG). Seit 1915 fuhr dort die erste Dampflokomotive. Im gleichen Jahr kam der Unternehmer Carl Goerz aus Friedenau nach Schönow und baute dort im großen Stil. Das Werk in Friedenau war zu klein für die wachsenden Anforderungen an sein Unternehmen. 1918 übernahm das Goerzwerk die ZEUHAG als Tochtergesellschaft. Schon bald wurden nicht nur Roh- und Baustoffe transportiert. Auch die Mitarbeiter nutzten die Bahn, um zu ihren Arbeitsplätzen und zurück in die Stadt zu kommen. Die Geschwindigkeit der damaligen Züge betrug 45 km/h. Es gab zu der Zeit noch den „Nordbahnhof“, der am Dahlemer Weg etwa in Höhe der Schubertstraße lag, von der ein Fußweg zum Dahlemer Weg führt. Die Bahn wurde mittlerweile nur noch Goerzbahn genannt.

Nach dem Versailler Vertrag nach Ende des Ersten Weltkriegs fusionierten die Goerzwerke mit den Zeiss-Werken, später Zeiss-IKON. Als kriegswichtiger Betrieb beschäftigte Zeiss-IKON im Zweiten Weltkrieg auch Fremdarbeiter, deren Lager sich am Nordbahnhof befunden haben soll. Gegen Kriegsende wurde der Betrieb auf der Bahn unterbrochen, aber bereits 1946 wieder aufgenommen. Nach der Blockade übernahm die Deutsche Reichsbahn den Betrieb der Strecke, die jetzt nur noch für den Güterverkehr genutzt wurde. Nach der Wiedervereinigung ging die Strecke an die DB Cargo, die sie ihrerseits an ihre Tochter RBH Logistics übergab.

Seit 1995 fuhren die Bahnen mit Rücksicht auf die Anwohner am Dahlemer Weg nur noch 10 km/h. Gelbe Rundumleuchten warnten vor den herannahenden Zügen, so konnte auf Warntöne verzichtet werden. Bis zum Sommer des Jahres 2018 herrschte noch Bahnverkehr auf der Strecke. Die Züge transportierten Autoteile für Ford, die man an der Goerzallee fertigte und die von dort aus die Reise ins Werk in Köln antraten. Dann kündigte das Unternehmen den Vertrag mit der Bahn. Seitdem ruht der Betrieb der Strecke und wurde nur gelegentlich durch historische Fahrten wieder aufgenommen. Doch eine Wiederbelebung ist möglich. Das zeigten die Testfahrten mit einem Labor-ICE, die im Februar 2021 stattfanden.

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