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200 Jahre Briefkasten in Preußen

Die „herrliche Einrichtung“ der Franzosen wurde übernommen

Historischer Briefkasten am Bahnhof Mexikoplatz. Diese Briefkästen gab es nach 1890.
Historischer Briefkasten am Bahnhof Mexikoplatz. Diese Briefkästen gab es nach 1890.
Erschienen in Wannsee Journal April/Mai 2024
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Die dauerhafte Einführung des Briefkastens verdankten die Preußen den Franzosen. Es hatte zwar schon im 17. Jahrhundert vereinzelt Briefkästen in Deutschland gegeben – in Hamburg und Berlin – doch sie verschwanden nach einiger Zeit wieder. In Frankreich hingegen wurden sie mit der Französischen Revolution zu einer festen Einrichtung, damit die Bürger korrespondieren – und denunzieren – konnten. Mit den napoleonischen Kriegen hielten die Briefkästen im Rheinland Einzug. Nach dem Abzug der französischen Truppen blieben sie dort und die Bevölkerung gewöhnte sich an diesen Komfort. Die Abschaffung der Briefkästen war ausgeschlossen, denn beim Abschaffen der „herrlichen Einrichtung“ würden „die lebhaftesten Reklamationen unausbleiblich sein“, wie die Verwaltung im preußischen Rheinland dem Berliner Generalpostamt mitteilte.

Offensichtlich gefiel dem preußischen Generalpostmeister die Idee und so wurden die Postämter in Preußen im Herbst 1823 angewiesen, in ihren jeweiligen Gebieten Briefkästen aufzustellen. Doch das galt nur für Orte, in denen auch viel Korrespondenz anfiel. Am 1. Januar 1824 hingen die Briefkästen. Besonders schreibfreudig müssen die Magdeburger gewesen sein, die Stadt bekam ganze sechs Briefkästen. In Königsberg, Berlin und Düsseldorf wurde hingegen nur einer aufgestellt.

Auf den Briefkästen stand eine Anleitung, welche Briefe eingeworfen werden durften. So mussten Briefe an das Königshaus direkt im „Post-Bureau“ abgegeben werden. Auch Briefe in fremde Länder und Briefe mit Geld, Staatspapieren und Pretiosen, für die ein Einlieferungsschein – heute Wertsendung oder Einschreiben – benötigt wurden, durften nicht in den Briefkasten. In Bayern wurde 1846 verboten, Briefe an den König in den Briefkasten zu werfen – nach seiner Affäre mit der Tänzerin Lola Montez wurden Schmähschreiben an König Ludwig I. verfasst und eingeworfen.

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