Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf März 2024
Liebe Leserinnen und Leser,
eine Ratswaage diente ursprünglich dazu, Ernteerträge oder sonstige Naturalien, aber auch Pferde- und Lastkraftwägen, zu wiegen. Wie fast alle Ortsteile der Berliner Peripherie war auch Lankwitz früher ein Dorf. Und zu einem Dorf gehörte eben eine Waage. Als Gemeindewaage noch vor der Eingemeindung nach Groß-Berlin 1917 errichtet, steht die Ratswaage Lankwitz noch immer. Geführt wurde sie überwiegend von Frauen, den sogenannten „Wägnerinnen“. Die kleinste Liegenschaft Berlins steht unter Denkmalschutz und beherbergt seit April 1993 eine beliebte kommunale Begegnungsstätte für Frauen, betreut von der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf.
Frauen jeden Alters und jeder Nationalität sind dort willkommen. Erbaut im Stil eines Gartenpavillons, wirkt das Gebäude schon von außen sehr einladend. Wer den Schritt über die Schwelle wagt, wird mit einem vielseitigen Angebot an Veranstaltungen (fast) aller Art belohnt: Kreativworkshops, Vorträge, Gesprächsformate, Meditationen, Literaturtreffs und vieles mehr. Immer wieder sehenswert sind die regelmäßigen Kunstausstellungen, die begabten Künstlerinnen – Malerinnen, Bildhauerinnen, aber auch Schmuckdesignerinnen – eine niedrigschwellige Möglichkeit bieten, ihre Werke einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Bei einer guten Tasse Kaffee oder Tee kommen Besucherinnen und Künstlerinnen leicht miteinander ins Gespräch.
Die Ratswaage ist ein Ort, an dem Frauenfragen Gewicht haben, könnte man treffsicher zusammenfassen. Kommen Sie doch einfach mal vorbei: Charlottenstraße 64/Ecke Amalienstraße, 12247 Berlin, mit Bus und Bahn bequem erreichbar.
Zugegeben: Mit 27 qm Fläche ist der Frauentreffpunkt recht klein. Deshalb stehe ich der Idee aufgeschlossen gegenüber, irgendwann ein eigenes, größeres Kompetenzzentrum für Frauen zu etablieren, wo „frau“ sich vernetzen kann, in dem es genügend Platz zum Debattieren und Lernen, aber auch zum gemeinsamen Feiern gibt. Auch an der Barrierefreiheit müssen wir nachbessern. Frauenpolitische Ziele politisch durchzusetzen ist nicht immer einfach. Uns Frauen wird aber auch – ich glaube zu Recht – Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit nachgesagt. Es gilt also am Ball zu bleiben und den Bezirk noch frauenfreundlicher zu machen.
Wir sind im Bezirk schon ganz gut aufgestellt, was Treff- und Anlaufpunkte von und für Frauen anbelangt: für Alleinerziehende, Geflüchtete oder für Frauen, die sich weiterbilden, beruflich verändern bzw. selbständig machen möchten. Wir können und wollen aber noch besser werden.
Eine Auswahl interessanter Downloads finden Sie unter www.berlin.de/-ii14529, darunter einen Kiez-Wegweiser für zugewanderte Frauen und eine „Schatzkarte Frauenspuren“, die die spannende Geschichte engagierter Frauen und der feministischen Bewegung im Berliner Südwesten nachzeichnet. Anfragen an die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, aber auch Ihre Anregungen und Ideen, richten Sie bitte an frauenbeauftragte@ba-sz.berlin.de.
Ihre
Maren Schellenberg
Bezirksbürgermeisterin
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