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Little America

Ausstellung im AlliiertenMuseum gibt Einblicke in eine verschlossene Welt

Soldatenkinder während einer Militärparade, Luftstützpunkt Landstuhl, 1954, AlliiertenMuseum, Sammlung Provan. © US Army
Soldatenkinder während einer Militärparade, Luftstützpunkt Landstuhl, 1954, AlliiertenMuseum, Sammlung Provan. © US Army
Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Juni/Juli 2018
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Es war eine eigene Welt, die die US-Streitkräfte an ihren militärischen Stützpunkten im Nachkriegsdeutschland errichteten. Neben der notwendigen militärischen Infrastruktur deckten die als Little Americas bezeichneten Militärstandorte nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens ab, von Krankenhäusern und Schulen über Einkaufszentren, Tankstellen und Kultureinrichtungen bis hin zu Freizeit- und Sportstätten. Die amerikanische Infrastruktur sollte den Soldaten und ihren Familien das Leben in der Fremde erleichtern. Zudem sicherte sie die Autarkie der Militär-Communities.

Erstmals gewährt nun eine umfangreiche Fotoausstellung Einblicke in diese abgeschottete Welt. Anhand von 200 Fotografien zeigt die Ausstellung „LITTLE AMERICA. Leben in der Militär-Community in Deutschland“ den beruflichen und privaten Alltag der nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland stationierten US-Soldaten und erinnert damit an ein wichtiges Kapitel in der Geschichte des Kalten Krieges.

Den exklusiven Blick in die Welt des amerikanischen Militärs ermöglicht die 220.000 Aufnahmen umfassende private Fotosammlung des Technikhistorikers John Provan, die das AlliiertenMuseum 2016 übernahm. Die Fotos aus den 1940er bis 1990er Jahren stammen aus zahlreichen Militär- und Redaktionsarchiven einstiger sowie noch bestehender US-Standorte in Deutschland und wurden von Militärfotografen im Auftrag des US-Militärs angefertigt. In der Ausstellung werden 200 der aussagekräftigsten Bilder der Sammlung Provan präsentiert und in dreizehn Themenbereiche aufgegliedert. Vier Themenkomplexe treten dabei besonders hervor: Der militärische Alltag in Little America, die Herausforderungen der Auslandsstationierung, das Privat- und Familienleben der GIs sowie die Begegnungen mit der deutschen Bevölkerung. Da sich ein Großteil der amerikanischen Standorte im Südwesten der Bundesrepublik befand, stammen viele Bilder aus dieser Region. Aber auch West-Berlin und Süddeutschland sind prominent in der Ausstellung vertreten.

Ein besonderer Reiz der Fotografien liegt darin, dass sie nicht für die Außendarstellung gedacht waren, sondern der internen Imagepflege dienten. Die Bilder spiegeln die Innenperspektive der amerikanischen Militär-Communities wieder und wurden allenfalls in amerikanischen Militärzeitschriften veröffentlicht. Der Außenwelt waren die Aufnahmen ebenso wenig zugänglich wie die Militärstandorte selbst. Die Fotoausstellung bietet daher zum ersten Mal die Möglichkeit, einen umfassenden Einblick in die Welt der Little Americas in Deutschland zu bekommen.

Wie sich die Fotoproduktion in der Nachkriegszeit überhaupt gestaltete, zeigt die Ausstellung am Ende des Rundgangs. Eine bei den Militärfotografen beliebte Kamera, ein verstellbares Vergrößerungsgerät und andere wichtige Utensilien einer Dunkelkammer demonstrieren hier den zeitintensiven Herstellungsprozess eines analogen Fotos. Zudem haben die Besucher die Möglichkeit, sich mit den verschiedenen analogen Fotomedien wie Negativen, Dias und Abzügen vertraut zu machen.

Fotoausstellung „LITTLE AMERICA. Leben in der Militär-Community in Deutschland“

21. März 2018 bis 3. März 2019 täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr

AlliiertenMuseum – Outpost
Clayallee 135, 14195 Berlin

www.alliiertenmuseum.de

Titelbild

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