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Thomas Quasthoff und seine Meisterschüler

Connaisseur des Gesangs gewährt vielversprechende Einblicke

Prof. Thomas Quasthoff, weltweit erfolgreicher Bassbariton, Professor für Gesang und Jazzmusiker. Foto: Gregor Hohenberg, Sony Music Entertainment
Prof. Thomas Quasthoff, weltweit erfolgreicher Bassbariton, Professor für Gesang und Jazzmusiker. Foto: Gregor Hohenberg, Sony Music Entertainment
Erschienen in Gazette Wilmersdorf März 2024
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Thomas Quasthoff, weltweit umjubelter Bassbariton, feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bühnenjubiläum – und 20-jähriges Jubiläum mit seiner Frau, wie er augenzwinkernd erklärt.  Seinen ersten Gesangsauftritt hatte Thomas Quasthoff am 26. Februar 1984.  Doch auch als Gesangspädagoge ist er überaus gefragt und lehrt seit nunmehr 20 Jahren als ordentlicher Professor für Gesang in Berlin an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“.

Dieter Hallervorden holte im Jubiläumsjahr den stimmgewaltigen Dozenten mit seinen Meisterschülern und einem ganz besonderen Format ans Schlosspark Theater: Bereits im vergangenen Herbst hatte Maestro Quasthoff dort einen ebenso spannenden wie beeindruckenden Einblick in seine Masterclass mit Gesangstudierenden rund um das Kunstlied gewährt und Musikliebhaber mit diesem öffentlichen Unterricht begeistert. Nun knüpfte im vergangenen Monat eine zweite Veranstaltung vor vollem Haus in Steglitz an diesen Publikumserfolg an. Dieses Mal präsentierten sich zwei weibliche und vier männliche Meisterschüler von seinen besten Studierenden dem Publikum in einem so ganz anderen, aber umso unvergesslicheren Opernabend, der nicht nur hartgesottene Opernfreunde angesichts dieser vielversprechenden Stimmen aufhorchen ließ. Die Aussage Thomas Quasthoffs, dass „die Stimme das farbenreichste und schönste Instrument der Welt“ sei, fand darin einmal mehr Bestätigung. Wie viel Arbeit und Disziplin in den – je nach Arie – Leichtigkeit oder Boshaftigkeit zum Ausdruck bringenden Gesangsvorträgen steckt, wurde an diesem öffentlichen Unterrichts-Abend eindrucksvoll vor Augen geführt.

„Mir ist es wichtig, mündige, kundige Sänger auszubilden, die sich ihre Stimme selbst erarbeiten“, sagt Thomas Quasthoff. So hält er es auch mit seiner Masterclass, die er bis zum Ende dieser hochqualifizierten Weiterbildung begleitet. Den Teilnehmenden gibt er dabei ein gutes Stück Rüstzeug für den oftmals harten Bühnenweg mit. Und so dürfte der Unterrichts-Abend im Schlosspark Theater nicht nur dem Publikum, sondern auch seinen international aufgestellten Meisterschülern viel bringen.

Meistersänger und -sängerinnen…

Auch wenn mit den zwei Sängerinnen das weibliche Geschlecht an diesem Abend im Februar in der Minderheit ist, behaupten sich die jungen Damen doch glänzend: Die gebürtige Ukrainerin Solomia Lukyanets schafft es schnell in die Herzen der Theaterbesucher, nicht zuletzt dank eines Stimmvolumens, das man dieser zierlichen 22-jährigen Person kaum zutraut: Über drei Oktaven reicht ihr Stimmumfang, der sie als jüngste Opernsängerin ins ukrainische Buch der Rekorde brachte. Hier im Schlosspark Theater bezaubert sie mädchenhaft-selbstbewusst u. a. mit „Quel quardo il Cabaliere“ aus Donizettis „Don Pasquale“. Meisterschülerin Cassandra Aynard-Leonelli aus Frankreich ein dazu – auch stimmlich – wunderbarer Kontrast: Voller Lyrik ihr eindringlicher Vortrag der Orpheé-Arie in der Fassung des Gluck-Enthusiasten Hector Berlioz aus dem Jahr 1859. Stimmlich farbenreich setzt sie „Lullaby“ aus G.C. Menottis „The Consul“ dagegen. Auch die Herren der Meisterklasse bringen stimmlich und inhaltlich Abwechslung in diesen großen Abend: Changdai Park aus Südkorea bringt mit vollem Bass Rossinis „Barbier von Sevilla“ auf die Bühne, Jaewoung Lee „Don Giovanni“, nicht weniger beeindruckend. Bass Benjamin Guilbaud aus Frankreich gelingt es „berauschend“, mit „Quand la flamme de l´amour“ aus Bizets „La jolie fille de Perth“ den verschmähten Liebhaber zu singen, und Tenor Ádám Schiffer, gebürtiger Ungar, erstottert sich mit der Arie des Wenzel aus Smetanas „Die verkaufte Braut“ seinen wohlverdienten Applaus.

...Meister

Doch Maestro Thomas Quasthoff wäre nicht aufmerksamer Dozent und in der Meisterklasse noch kein Meister vom Himmel gefallen, wenn es nicht auch an diesem öffentlichen Unterrichtsabend vor Publikum einiges zu verbessern gäbe: Des Professors Einwürfe und Unterbrechungen kommen prompt und gezielt, freundlich-bestimmt. Mit typisch Quasthoff´schem Bass gibt er musikalische Beispiele, wie es klingen soll und liefert seinen Fans im Publikum den Beweis dafür, dass, wenn er auch seine große Bühnenkarriere 2012 beendet hat, noch viel Stimmgewalt in ihm steckt. – Geschlossene Augen mitten in der Arie? – Der Dozent reagiert: „Erst zum Ende die Augen schließen, sonst denkt das Publikum, es ist schon Schluss.“ Ein Ton zu kräftig geschmettert? – „Perlen nicht zu früh ins Publikum werfen, weniger ist mehr!“ Dazu der wichtige Ratschlag des Meisters, der aus reicher Erfahrung spricht: „Singen hat mit Disposition zu tun!“ Die italienische Sprache kann da hilfreich sein: „Wo‘s schwer wird, sind Vokale offen.“ Und die Meisterschüler wären nicht weiter aufstrebende Meisterschüler im fortgeschrittenen Studium, die um die harten Anforderungen ihres zukünftigen Sängerberufs wissen, wenn sie die Ratschläge nicht annehmen und sofort umsetzen würden, unter Applaus ihres Meisters und des Publikums.

... und meisterhafte Begleitung

Und dann ist da auch an diesem Abend noch Thomas Quasthoffs zweites Ich am Flügel: Assistentin und Pianistin Maria „Mascha“ Urbanovich. Seit 2004 an seiner musikalischen Seite, Freundin und Begleiterin seiner Meisterklasse. „Es ist ein großes Glück für mich, mit Thomas, meinem Mentor und Freund, die letzten Jahre meiner Laufbahn zusammenarbeiten zu dürfen. Ich schätze ihn als großen Musiker“, betont die Vollblutpianistin mit litauisch-polnischen Wurzeln, die in Moskau geboren ist und selbst an der Hanns Eisler Hochschule eine Gastprofessur innehatte. Und so spricht Thomas Quasthoff dann auch in ihrem Sinne, wenn er am Ende des Abends zum Publikum über seine Meisterschüler sagt: „Wenn ich sehe, mit welcher Freude diese netten zauberhaften Menschen arbeiten, dann ist mir um unseren Sängernachwuchs nicht bange.“

Und wenn auch im nächsten Jahr Prof. Thomas Quasthoff die Pensionierung als Hochschul-Dozent ins Haus steht, so braucht man dennoch nicht bange zu sein, nichts mehr von ihm und seiner großartigen Stimme zu hören: Als Jazzmusiker, mit Vorträgen und Lesungen – regelmäßig auch im Bezirk in der Buchhandlung am Mexikoplatz – wird er weiterhin seinen Fans und der großen Kulturszene erhalten bleiben.

Übrigens: Am 17. Juni 2024 um 20 Uhr gewährt Thomas Quasthoff im Schlosspark Theater nochmals Einblick in den Unterricht seiner Meisterklasse und verspricht einen besonderen Abend, von dem das Publikum wieder sagen dürfte: „Das ist ja besser als Oper!“

Tickets über Kartentelefon Schlosspark Theater 030 – 789 56 67-100

Weiter Informationen zu Thomas Quasthoff und seinem Programm unter www.thomas-quasthoff.com

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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