150 Jahre Pestalozzi-Fröbel-Haus
Den Anfang machten Frauen
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Mai 2024
Die Ursprünge des Pestalozzi-Fröbel-Hauses an der Karl-Schrader-Straße in Schöneberg datieren auf den 16. Mai 1874. Henriette Schrader-Breymann und ihr Mann Karl, die Familie war zwei Jahre zuvor nach Berlin gezogen, gründeten den „Verein für Volkserziehung“. Henriette Breymann war Tochter eines Pastors, die bei ihrem Großonkel Friedrich Fröbel ausgebildet wurde und später in seiner Erziehungsanstalt arbeitete. Fröbel hatte sich auf die Erziehung von Kleinkindern und Kindern im vorschulpflichtigen Alter konzentriert.
Verein für Volkserziehung
Henriette Breymann ging nach ihrer Zeit bei Fröbel zurück zu ihrer Familie nach Watzum/Niedersachsen und eröffnete dort eine Bildungsanstalt für Mädchen im Alter von 7 bis 18 Jahren. Sie richtete dort einen Fröbel-Kurs ein und gründete einen Kindergarten. 1872 heiratete sie Karl Schrader und zog mit ihm nach Berlin. Hier gründete sie den „Verein für Volkserziehung“. Zunächst verstand sie ihre Tätigkeit ganz im Sinne Fröbels. Doch die Erfahrung mit Arbeiterkindern aus der Großstadt brachte sie zu der Erkenntnis, dass hier eine andere Denkweise erforderlich war. Daher begann sie, die Lehren von Johann Pestalozzi – bei dem auch Fröbel zeitweise gearbeitet hatte – mit in ihre Arbeit einzubeziehen und die Ideen beider Pädagogen zu verschmelzen.
Anfänge in kleinem Rahmen
Der ersten Anfänge des Pestalozzi-Fröbel-Hauses begannen in kleinem Rahmen in gemieteten Räumen. Henriette Breymann-Schrader bildete junge Mädchen in Kindergartenpädagogik aus und Schulkinder lernten Stricken, Nähen sowie Laubsäge- und Haushaltsarbeiten – was damals auch ein Novum war. Hedwig Heyl geb. Crüsemann (1850 – 1924) war eine Schülerin von Henriette Schrader-Breymann. Sie gründete 1884 die erste Koch- und Haushaltungsschule für Frauen in Deutschland, das spätere Haus II des Pestalozzi-Fröbel-Hauses.
Eigene Häuser dank Stifterin
1896 bekam das Pestalozzi-Fröbel-Haus endlich eigene Gebäude. In Schöneberg ließ der Verein zwei Häuser – Haus I und Haus II – erbauen. Das Grundstück wurde von der Berliner Mäzenin Elisabeth Wentzel-Heckmann gekauft, die auch das Kapital für die Neubauten stiftete. Die Häuser stehen seitdem an der Karl-Schrader-Straße 7 – 8 (damals Barbarossastraße/Ecke Kyffhäuserstraße). An die Stifterin erinnert eine Tafel an dem Haus: „Henriettenheim dem Berliner Verein für Volkserziehung erbaut von Maria Elisabeth Wentzel geb. Heckmann 1896 – 1898 durch die Architekten Becker und Schlüter. Es soll meine Lust sein, dass ich ihnen gutes thue, Jeremias 32 V. 41“. 1908 kam das Haus III mit der von Alice Salomon ins Leben gerufenen „Sozialen Frauenschule“ dazu, die Mädchen und Frauen auf „freiwillige, ehrenamtliche oder berufliche Tätigkeit auf sozialem oder kommunalem Gebiet“ ausbildete. 1925 wurde das Angebot mit der Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit ergänzt.
Moderne Zeiten
Die Bomben im Zweiten Weltkrieg zerstörten einen Großteil der Gebäude, die jedoch nach Kriegsende schnell wieder aufgebaut wurden. Seit dem Jahr 2000 steht die „Early Excellence“-Initiative im Focus der pädagogischen Arbeit. Sie fördert die individuellen Fähigkeiten eines Kindes und steht in partnerschaftlichem Austausch mit den Eltern. Auch eine familienfreundliche Infrastruktur, unter anderem durch Bildungsangebote für die ganze Familie und Vernetzung mit weiteren Organisationen ist Teil der Initiative. Die beruflichen Ausbildungen im Pestalozzi-Fröbel-Haus gehen von der Vollzeitausbildung bis zur berufsbegleitenden Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher, sozialpädagogische Assistenz bis zur Fachhochschulreife. Weitere Informationen unter www.pfh-berlin.de