Gazette Verbrauchermagazin

Bärenklau

Dreister Diebstahl lässt fremdschämen

Fitnessbär (l.) und Inklusionsbär (Foto: Lwerk) werden schmerzlich vermisst.
Fitnessbär (l.) und Inklusionsbär (Foto: Lwerk) werden schmerzlich vermisst.
Erschienen in Lankwitz & Lichterfelde Ost Journal Juni/Juli 2024
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Jeder Buddy Bär steht für Verständnis, Akzeptanz und Freundlichkeit. Doch die hat in Lankwitz gerade einen gewaltigen Fußtritt erhalten: Dort schlugen dreiste Diebe gleich zweimal zu: In der Nacht zum 26. März 2024 stahlen sie den vor dem FSD Lwerk Berlin Brandenburg am Kamenzer Damm platzierten Bären und wenig später zwischen Gründonnerstag und Ostersamstag ca. 400 Meter davon entfernt einen vor dem Fitnessstudio „Injoy“ zweiten aufgestellten Bären. Die vermeintlichen Diebe dürften die jeweils 2 Meter großen und fast 50-KiIo schweren Buddy Bären mit einem Transporter weggeschafft haben. – Zurück blieben leere Betonplatten und viele Menschen, denen die beiden bunten Kerlchen ans Herz gewachsen waren. – Darunter etliche Mitbürger mit Beeinträchtigung, die im Lwerk arbeiten.

– Ein Übermalen der entwendeten Bären dürfte übrigens wenig bringen, denn für Fachleute ist jeder einzelne Bär identifizierbar und kann so seiner ursprünglichen Herkunft zugeschrieben werden.

Wo sind unsere Bären?

Angelika Holzheimer trainiert regelmäßig im „Injoy“ und ist entsetzt: „Der Bär gehörte zum Studio einfach dazu, war ein wichtiger Teil davon. Man fühlte sich immer gleich willkommen. Wer macht nur so was?“ Auch Fitnessclubleiterin Daniela Fritz-Samsen verbindet mit dem Bären viele schöne Erinnerungen: „Ursprünglich hatten meine Eltern anlässlich des 25-jährigen Firmenjubiläums ihrer Olympic Sportstudio GmbH den Bären angeschafft und von unserem guten Freund, dem Künstler und Schauspieler Kemal Zeriat, bemalen lassen. Er hatte auch den Bären für sein Heimatland Algerien gestalten dürfen und trainierte in unserem Studio.“ Der Fitnessbär stellte mit seiner Bekleidung die Firmengeschichte dar: So hatten die Eltern von Daniela Fritz-Samsen ihr Firmenunternehmen (Firmenfarbe Türkis) der Franchisemarke INJOY angegliedert. Die Haut des Bären wurde also Türkis, mit aufgemalter Injoy-Teamkleidung. – Kein Wunder also, dass alle Mitglieder ihren Bären, der so viel zu erzählen wusste, hier im Studio schmerzlich vermissen.

Mindestens genauso traurig über den Verlust sind die Mitarbeiter des Lwerk. Dort begrüße seit rund zwei Jahren ein Inklusionsbär die Menschen. Ursprünglich hatte er in eine Kita einziehen sollen, war aber dann von Architekt Jürgen Neef dem Lwerk als Rohling gespendet worden. Gemeinsam mit fünf Mitarbeitern und viel Liebe machte ihn dort Marco Bukschat in wochenlanger Arbeit zum Inklusionsbären: In Tape Art, mit geschnittenen Quadraten aus Plotterfolie beklebt.

Bärenstarkes Projekt

Als „geistige Bärenmutter“ und Mitgestalterin der knuffigen Buddy Bären gilt Eva Herlitz, die 2021 durch einen tragischen Unfall ums Leben kam. Gemeinsam mit ihrem Mann Dr. Klaus Herlitz gründete die Pädagogin 2001 die Buddy Bär Berlin GmbH, die ihren Sitz in der Schöneberger Geisbergstraße hat. Es gelang dem engagierten Ehepaar diese individuell bunt bemalten Bärenfiguren in Berlin als Botschafter für ein weltoffenes tolerantes Berlin und soziales Engagement für sich sprechen zu lassen. Als Initiatorin des völkerverbindenden Projektes der United BuddyBears reiste Eva Herlitz um die Welt, organisierte Spendenaktionen und Versteigerungen und widmete sich ehrenamtlich zahlreichen Kinderhilfsorganisationen. Selbst gründete sie die Organisation Buddy Help e. V., die sich für Kinder in Not einsetzt. Die Veranstaltungen mit den Welt-erobernden United-Bears verlangen eine aufwendige Logistik mit erheblichen Kosten. Bestritten werden die aus dem Souvenirbären-Verkauf der sich wirtschaftlich selbst tragenden Herlitz-Buddy Bär Berlin GmbH. Die weißen Bärenrohlinge werden in verschiedenen Größen von einem Glasfaser-Unternehmen hergestellt.

Einen Bärendienst erwiesen

Wie beliebt die Bären sind, zeigen wohl dann auch die „unrechtmäßigen“ Mitnahmen dieser knuffigen Kerlchen: So hatte eine fast 18-Jährige ihren Freunden entzückt die Buddy-Bär-Familie vor „Hermes“ am Kurfürstendamm gezeigt und den Wunsch geäußert, auch so einen bärenstarken Typen vor der eigenen Zimmertür hinstellen zu wollen. – Zu ihrem 18. Geburtstag wenig später brachten die Freunde den kleineren Bären dann auch prompt als „Geschenk“ mit: Doch die Eltern der jungen Frau waren von dessen Beschaffungsweise wenig begeistert, und so war die Buddy-Bär-Familie vor „Hermes“ ganz schnell wieder komplett. Und auch der Rechtsanwalt, der den einst vor seiner Kanzlei platzierten Bären mit Eintritt des Ruhestandes mit nach Brandenburg in den Garten seines Domizils genommen hatte, fand schon bald nur noch eine leere Betonplatte vor. Als er dann wenig später zufällig im Oderbruch einen sehr ähnlichen Bären entdeckte, war er sicher, dass es seiner ist: Gerichtsverhandlung und Identifizierung folgten, und der Anwaltsbär kehrte zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurück.

Vielleicht haben ja auch die Lankwitzer Bären Glück? Falls ihre Diebe doch ein Gewissen haben, wird es Zeit, die entwendeten Bären zurückzugeben, beispielsweise gut sicht- und auffindbar im öffentlichen Raum platziert. – Zu Herzen nehmen und hinter die Diebesohren schreiben sollten sie sich aber unbedingt die überlieferte Aussage von Eva Herlitz: „So vielfältig und bunt und friedlich, wie diese Bären zusammenstehen, so vielfältig und bunt und friedlich könnte auch das Zusammenleben der Menschen sein.“

Jacqueline Lorenz

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