Gazette Verbrauchermagazin

Hitzehilfe

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf diskutiert

Rollstuhlgerechter Trinkbrunnen am Schlachtensee.
Rollstuhlgerechter Trinkbrunnen am Schlachtensee.
Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf Juni 2024
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In den letzten Jahren waren gehäuft lang anhaltende Hitzeperioden zu beobachten. Diese große Hitze macht obdachlosen Menschen besonders zu schaffen. Gerade im Sommer sind sie dem ständigen Risiko der Dehydration ausgesetzt, da das Leben auf der Straße wenig Möglichkeit zur Abkühlung bietet.

Bereits seit 2022 konnten in Berlin im Rahmen von Modellprojekten erste Angebote der Hitzehilfe für obdachlose Menschen geschaffen werden.

René Rögner-Francke, Bezirksverordnetenvorsteher

CDU-Fraktion

Große Hitze kann belastend sein und die Gesundheit beeinträchtigen, vor allem bei tagelangen Hitzeperioden. Besonders Ältere oder Kranke leiden unter den Folgen. Gesundheitsschäden durch Hitze und Hitzewellen lassen sich weitgehend vermeiden. Wichtig ist, dass die Menschen belastenden Bedingungen möglichst gar nicht erst ausgesetzt sind. Der breite Besatz mit Straßenbäumen in unserem Bezirk hilft enorm, schattige und kühlere Situationen zu gewährleisten. Hier zählt wirklich jeder Baum und gerade die mangelnde Nachpflanzung in den letzten Jahren grüner Umweltpolitik im Bezirk hat massiv Defizite aufkommen lassen. Für Kinder sind Wasserspielplätze eine geeignete Abhilfe, davon brauchen wir viel mehr. Die Aufstellung der blauen Trinkbrunnen im Bezirk wird von der CDU unterstützt. Und natürlich ist es richtig, dass auch in öffentlichen Gebäuden kühle Räume angeboten werden. Es ist ebenso wichtig, dass das Gesundheitsamt Informationen zum Hitzeschutz veröffentlicht. Dazu braucht man keinen Hitzeschutzplan und keine Beauftragten, sondern gesunden Menschenverstand. Achten wir an Hitzetagen auf uns und andere. Eigeninitiative ist die Basis guten Lebens!

Bernhard Lücke

B‘90/Grünen-Fraktion

Die Klimakrise zwingt uns alle, mit Wetterextremen zurechtzukommen. In der Stadt ist es vor allem die Hitze, die zu gesundheitlichen Belastungen führt und für die wir uns wappnen müssen. Dies gilt insbesondere für vulnerable Gruppen, wie Alte, Kranke oder auch Menschen ohne Obdach. Sie sind der Hitze teils hilflos ausgesetzt und müssen informiert werden, wo sie kühle Räume oder Wasser finden. Mittlerweile gibt es einen Hitzeschutzplan im Bezirk – der bisher für 2024 nicht aktualisiert wurde. Zudem wurden mehr als 800.000 Euro an Landesmitteln im vergangenen Jahr nicht vom zuständigen Stadtrat abgerufen, obwohl dieses Geld auch freien Trägern hätte zukommen können. Auf der bezirklichen Hitzekarte sind Orte zum Abkühlen und Trinkbrunnen aufgeführt – außerdem Geschäfte, in denen Trinkwasser angeboten wird. Wer einen Blick darauf wirft, stellt fest, dass wenige Trinkbrunnen und insgesamt nur drei Orte zum Abkühlen vermerkt sind – von denen zwei weit weg von der besonders heißen Schloßstraße liegen. Es ist dringend notwendig, hier mehr anzubieten – und auch die Gruppen über Hilfe zu informieren, die keinen oder schlechten Zugang zum Internet haben.

Daniel Eliasson

SPD-Fraktion

Es gibt immer mehr heiße Tage, d.h. Tage, an denen die Temperatur über 30 Grad warm ist. Daher müssen wir uns zunehmend vor Hitze schützen. Hitzeperioden können die Gesundheit zum Teil gefährden und beeinträchtigen, dadurch können bestehende Erkrankungen verschlimmert werden. Es kann auch zu hitzebedingten Sterbefällen kommen. In Steglitz-Zehlendorf begann eine Arbeitsgruppe unter Federführung der Organisationseinheit Qualitätsentwicklung, Planung und Koordination im Gesundheitsdienst (QPK) schon für 2023 einen Hitzeschutzplan zu erarbeiten. Ziel ist es, obdachlose Menschen, ältere Menschen, Kinder und viele andere Menschen mehr vor den Auswirkungen der Hitze zu schützen. Was können wir tun? Wir können nachbarschaftlich aufeinander achten und behilflich sein. Die Nutzung von kühlen Räumlichkeiten, z. B. Kirchen, Einkaufszentren und Bahnhöfen ermöglichen. Trinkbrunnen im öffentlichen Raum, um kostenfrei mit Trinkwasser zu versorgen. Mit Informationen sollen alle über die Möglichkeiten „Wo finde ich Hilfe, an wen kann ich mich wenden“, versorgt werden. Wir werden weiter gemeinsam im Bezirk an der Verbesserung und Beständigkeit der Angebote arbeiten.

Bettina Kirsch

FDP-Fraktion

Viele von uns genießen bereits seit Wochen den sonnigen Frühsommer. Durch die vielen Wasser- und Waldflächen haben wir in Steglitz-Zehlendorf einen guten natürlichen Schutz gegen Hitze. Dennoch sind in den heißen Sommermonaten vulnerable Gruppen wie Kinder, Senioren, chronisch Kranke oder Obdachlose immer häufiger einer veritablen Gesundheitsgefahr ausgesetzt. Wir Freie Demokraten (FDP) wollen durch Aufklärungskampagnen den eigenverantwortlichen Schutz der Menschen vor körperlichen Risikofaktoren wie Flüssigkeitsmangel oder Überhitzung fördern. Darüber hinaus sehen wir es als Aufgabe der Bezirkspolitik, für die Menschen Schutzräume für eine notwendige Abkühlung zu schaffen und die Flüssigkeitsversorgung im öffentlichen Raum beispielsweise mit Trinkbrunnen sicherzustellen. Auch müssen unsere Notbrunnen unbedingt wieder funktionstüchtig sein. Stadtplaner sollen noch mehr die Schwammstadt mit Dach- und Fassadenbegrünungen mitdenken. Im Kleinen können Brumisateure neben verschatteten Sitzgelegenheiten oder auf Spielplätzen Abkühlung bringen. Dann kann der Sommer kommen und von allen Bewohnern unseres Bezirks genossen werden.

Søren Grawert

AfD 

Das Klima wandelt sich. Mal wird es kälter, mal heißer. Seit Jahrtausenden beweist der Mensch dabei seine exzellente Anpassungsfähigkeit. Wie das Leben nahe 40 Grad möglich ist, zeigen unsere europäischen Freunde in Griechenland oder Spanien. Anpassen statt bekämpfen! Mit dieser Sichtweise begegnet die AfD dem Klimawandel. Konkret fordern wir seit 2021 Spielplätze mit Schattenspendern zu versehen. Hintergrund war ein neueröffneter Spielplatz in der Stewardstraße ohne jegliche Verschattung. Unsere Forderung wurde in der BVV abgelehnt: man solle doch warten, bis die Bäume gewachsen sind und Schatten spenden. Zudem fordern wir Wasserspender in öffentlichen Einrichtungen und zusätzliche Sitzgelegenheiten an Straßen und Plätzen. Das wäre schnell umsetzbar. Es werden aber erst wieder teure Konzepte geschrieben, eh eine Verschattung gebaut oder ein Wasserspender aufgestellt wird. Gerne hätten wir an dieser Stelle über die geplanten Windräder am Wannsee diskutiert: Wie viele kommen in den Bezirk und wohin genau? 230 Meter hoch, 150 Meter Durchmesser. Aber Grüne, SPD und FDP verhindern diese Diskussion seit Jahresbeginn. Warum wohl?

Peer Döhnert

Die Linke 

Wer mit offenen Augen durch unseren Bezirk geht, kann die Menschen ohne Obdach z. B. in Zelten entlang der Autobahn oder kleinen Einkaufswagenburgen in der Schloßstraße nicht übersehen. Ihr Leben auf der Straße ist kräftezehrend – im Winter wie im Sommer. Doch feste Hilfseinrichtungen sind in Steglitz-Zehlendorf weiterhin Mangelware. 20(!) Fußminuten vom S-Wannsee entfernt befindet sich am Bezirksrand die Kältehilfe. Im Winter ist sie trotzdem meist ausgebucht oder überlastet und im Sommer geschlossen. Dann gibt es keine Anlaufstelle für Hilfsbedürftige, um sich zu duschen, mit Sonnencreme und Schutzkleidung zu versorgen oder ein paar Stunden in kühlen Räumen auszuruhen. Deshalb fordert Die Linke, dass die Kältehilfe in Steglitz-Zehlendorf um eine Hitzehilfe ergänzt wird. Ideal wäre ein zentraler Ort in der Nähe der Schloßstraße, der bedürftigen Menschen im Winter als Wärme- und im Sommer als Kälteort dient. Es braucht ein ganzjähriges Angebot mit Beratungs- und Schlafmöglichkeiten! Wenn der politische Wille dafür vorhanden wäre, dann ließe sich so ein Projekt hier realisieren. An Die Linke wird es garantiert nicht scheitern.

Dennis Egginger-Gonzalez

Titelbild

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