Andreas Mühe. Bunker – Realer Raum der Geschichte
Ausstellung im Kunsthaus Dahlem
Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Juni/Juli 2024
„Ich jagte diese grauen Formen, damit sie mir einen Teil ihres Geheimnisses preisgäben.“
Paul Virilio, 1975
Im Kunsthaus Dahlem wird ab dem 7. Juni die Ausstellung „A.M. Bunker“ präsentiert, die das erste skulpturale Werk des Künstlers Andreas Mühe zeigt. Bekannt ist Mühe für seine akkurat konstruierten Fotografien. Inspiriert durch seine zahlreichen Reisen entlang des „Atlantikwalls“, beschäftigte sich der Künstler mit den noch erhaltenen Weltkriegsbunkern.
Prägender Beton
Diese massiven Betonstrukturen prägen die Landschaft Europas, von Berlin und Deutschland über die französische Bretagne, den englischen Kanal bis hin zu den nördlichen und südlichen Küsten, die als „Atlantikwall“ bekannt sind. Auch in Städten in Italien und Österreich ragen diese überdimensionalen, unzerstörbaren Gebilde empor. Die Nationalsozialisten bezeichneten ihr Bunker-Bauprojekt als „Festung Europa“. Den Bunkern ist ihre dunkle Vergangenheit fest eingeschrieben. Ihre archaische Form aber, fern von ideologischen Geschmäckern, rein nach Nutzen und Effizienz geplant, enthebt sie jeglicher zeitlichen und örtlichen Zuordnung.
Transformationen
Andreas Mühe gelingt es in seiner Installation im Kunsthaus Dahlem, die monumentalen Dimensionen der harten Betonbunker auf eine menschliche, greifbare Größe zu reduzieren und sie in kleine, weiche Objekte zu verwandeln. Durch diese künstlerische Transformation wird die Schwere und Rohheit der Bunker in etwas Weiches umgewandelt. Das Gemisch aus Stahl und Beton, das für Geschichte, Identität, Erinnerung, Festung und Unterschlupf steht, wird zu einem kuscheligen Objekt, das keinen Schmerz mehr verursacht. Es kann berührt und mitgenommen werden, aber auch wieder kippen: Aus dem Bunker-Meer wird an anderer Stelle ein Bunker-Heer. Neben der großen Rauminstallation und einer Auswahl von Fotografien von Andreas Mühe sind auch Werke von Joachim Bandau, Barbara Klemm, Erasmus Schröter und anderen Künstlern zu sehen.
„A.M. Bunker“ ist vom 7.6. bis 6.10.2024 im Kunsthaus Dahlem, Käuzchensteig 8, 14195 Berlin, zu sehen. Weitere Informationen unter www.kunsthaus-dahlem.de