Vorgestellt: Sebastian Leskien
1. Vorsitzender Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf
Erschienen in Lichterfelde West Journal Juni/Juli 2024
Im März 1987 wurde der Zehlendorfer Partnerschaftsverein mit dem Ziel gegründet, freundschaftliche Kontakte der Zehlendorfer zu in- und ausländischen Städten und Gemeinden zu pflegen und zu vertiefen. Im Jahr 2001 kam mit der Bezirksfusion Steglitz hinzu. Inzwischen bestehen 20 Städtepartnerschaften, darunter mit Charkiw in der Ukraine und Sderot in Israel. Sebastian Leskien (32) fand vor mehreren Jahren über einen Zeitungsartikel zum Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf und zum ehrenamtlichen Einsatz als Mitglied. Er erzählt: „Die Möglichkeit, die städtepartnerschaftlichen Beziehungen mitzugestalten, fand ich super.“ Nun ist er der Nachfolger von Gisela Pflug, die ihren langjährigen Vereinsvorsitz an ihn übergeben hat, doch weiterhin als stellvertretende Vorsitzende mit dem Vorstand hinter ihm steht.
Für ein friedliches Miteinander
Seit fünf Jahren lebt der Politik- und Verwaltungswissenschaftler, der am Deutschen Forschungsinstitut für verschiedene Forschungsprojekte für die öffentliche Verwaltung verantwortlich ist, in Steglitz. Bereits während seines Studiums an der Universität Potsdam hatte der in Alt-Pankow Aufgewachsene sich den Wind um die Nase wehen lassen und Station in Großbritannien und an der Universität Speyer gemacht. Und während seiner Schulzeit hatte der Vereinsvorsitzende weltoffen und interessiert an fremden Kulturen Sprach- und Austauschreisen ins europäische Ausland unternommen und daraus inspirierende Freundschaften in den verschiedenen Ländern geschlossen. Während seines Studiums unterstützte er beispielsweise durch die Betreuung internationaler Studierender verschiedene länderübergreifende und interkulturelle Initiativen. Sebastian Leskien erklärt: „Seit 2019 ist Steglitz mein Zuhause und ich fühle mich dem Bezirk sowohl durch meine ehrenamtliche Tätigkeit als auch privat sehr verbunden. Das Schönste an Steglitz-Zehlendorf ist für mich die Abwechslung und Vielfältigkeit des Bezirks: Naherholungsgebiet, Schlösserlandschaft und Einkaufsmöglichkeiten liegen hier sehr nahe beieinander.“ Am Verein begeistert den neuen Vorsitzenden, als wichtige Voraussetzung für ein friedliches Zusammensein mit seinen Nachbarn mit ihnen freundschaftliche Kontakte zu pflegen. Sebastian Leskien betont: „Anders als durch die offiziellen Kontakte von Partnerstadt zu Partnerstadt setzt sich der Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf die Aufgabe, die zivilgesellschaftlichen Kontakte mit den Bürgerinnen und Bürgern der Partnerstädte zu begründen, zu pflegen und auszubauen. Selbst in Zeiten des Internets sind die persönlichen Begegnungen erst die Grundlage sich kennenzulernen und die jeweils anderen Mentalitäten, Traditionen und Zukunftsperspektiven zu verstehen. Im Austausch durch gegenseitige Besuche in den Partnerstädten entwickeln sich langjährige Verbindungen, die hoffentlich auch langfristig weitergetragen werden.“
Ausbau der Verbindungen in nächster Zeit…
Leskien freut sich darauf, diese Verbindungen bereits in diesem Jahr gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern durch mehrere Reisen in die Partnerstädte weiter ausbauen zu können. So haben im Mai Bürger aus Steglitz-Zehlendorf die drei polnischen Partnerkommunen Kazimierz Dolny, Naleczów und Poniatowa besucht. Seit seiner Tätigkeit für den Verein arbeitet Leskien daran, die Beziehungen zu diesen drei polnischen Partnerstädten wieder stärker anzugehen – ein großer Fokus seiner bisherigen Tätigkeit. Diese Verbindungen durch gemeinsame Aktivitäten weiter zu gestalten, bleibt ein wichtiges Ziel. Bereits 2022 und 2023 fanden Begegnungen in Poniatowa und Kazimierz Dolny statt, die es in diesem Jahr auch mit Naleczów auszubauen gilt.
Im Juni wird eine Delegation aus dem Bezirk in das schwedische Ronneby fahren. Nach Italien soll es im Rahmen einer weiteren Bürgerreise dann im September gehen, wobei ein Besuch in der Partnerstadt Cassino nicht ausbleiben wird.
Im Vorstand ist aktuelles Gesprächsthema, den durch Corona ins Stocken geratenen Jugendaustausch nach Israel perspektivisch wieder stattfinden zu lassen. Doch aufgrund der derzeitigen Situation sind auch Bürgerreisen nach Israel schwieriger geworden. Eine ursprünglich geplante Bürgerreise im Jahr 2023 konnte u. a. auch aufgrund der angespannten Situation nicht stattfinden. Die Aktivitäten mit Israel mussten sich daher auf die Teilnahme des Vereins an den Gedenkveranstaltungen auf dem Sderotplatz und an Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag beschränken.
Auf keinen Fall aber will der Verein einzelne Partnerstädte gegenüber den anderen priorisieren. – Auch wenn er zu einigen Partnerstädten ein ausgezeichnetes Verhältnis hat und mit ihnen regelmäßiger Austausch stattfindet. Der Austausch mit anderen Partnerstädten ist noch ausbaufähig.
Sebastian Leskien dazu: „Mir ist es insgesamt wichtig, dass wir aktive Partnerschaften leben.“
...und langfristig
Hat sich der Städtepartnerschaftsverein in seinen Ursprüngen vor allem um die Betreuung von Gästen aus den Partnerstädten auf Einladung durch das Bezirksamt gekümmert und sich verstärkt um Jugendaustausch bzw. Bürgerreisen bemüht, bietet er zunehmend auch eigene Veranstaltungsformate an, wie die Partnerstädte betreffende Informations- und Diskussionsveranstaltungen oder Neujahrs- und Sommerfeste, die von Besuchern aus dem Bezirk gut angenommen werden. Dieses Angebot könnte laut Leskien perspektivisch erweitert werden: Beispielsweise mit einem partnerschaftsbezogenen Kulturmarkt, der die Ideen der Partnerstädte stärker in die Bezirksgesellschaft trägt. Gleichzeitig möchte Sebastian Leskien den Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf besser vernetzt sehen mit anderen Vereinen im Bezirk wie mit Sportvereinen, um einen größeren Austauschbereich über gemeinsame sportliche Aktivitäten und aktive Partnerschaften zu bieten. Und er kann sich vorstellen, über die Einrichtung städtepartnerschaftsbezogener Arbeitskreise und persönliche Partnerschaften mehr Bezirksbürger zu erreichen und einzubeziehen.
Politische Weltlage erfordert Handeln
So ist es kaum verwunderlich, dass die vom Verein 2023 im Charkiw-Park initiierte Gedenkveranstaltung ein voller Erfolg war. Bereits zwei Jahre besteht die humanitäre Unterstützung des Vereins für Charkiw. Sebastian Leskien beschreibt sie so: „Meine Kollegin, Frau Olga Pischel (seit vergangenem Jahr Trägerin der Bezirksmedaille für ihr großartiges Engagement), hat hierbei die wesentliche Koordination übernommen und reist regelmäßig in unsere Partnerstadt, um die gegenwärtigen Bedarfe der Menschen vor Ort zu ermitteln. Unsere humanitäre Hilfe richtet sich vor allem danach, welche aktuellen Bedarfe in Charkiw bestehen, und diese können sich angesichts der Kriegssituation schnell ändern. Zuletzt haben wir vor allem in die Wiederaufbauhilfe investiert. Wenn man sich aber nun die Berichterstattung der vergangenen Tage anschaut (u.a. Zerstörung von ziviler Infrastruktur), dann lässt sich abschätzen, dass zukünftige Bedarfe vor allem Strom und Heizung betreffen werden. Auch darauf werden wir als Verein reagieren.“
Viele Hände schaffen viel
Derzeit zählt der Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf 122 Mitglieder. Um alle Ideen und Ziele gemeinsam umsetzen zu können, ist jedes neue Mitglied willkommen, das die Vereins-Aktivitäten mittragen und mitgestalten sowie sein Wissen, seine Erfahrung Anregungen und Impulse einbringen will. Der Jahresbeitrag beträgt 40 Euro, allgemeine und projektbezogene Spenden (Beispiel Charkiw-Hilfe) sind immer hilfreich.
Über die Bürgerreisen zu den Partnerstädten werden Mitglieder und Nichtmitglieder zu guten Beispielen gelebter Völkerverständigung. Den Verein und seine Mitglieder im Bezirk kennenzulernen, gibt es etliche Möglichkeiten: Sei es beim Sommerfest oder bei Gedenkveranstaltungen.
Wichtig ist es dem neuen Vereinsvorsitzenden, auf die gute Kommunikation mit dem Bezirksamt hinzuweisen: „Wir haben eine sehr vertrauensvolle und ehrliche Zusammenarbeit. Insbesondere der bisherigen Unterstützung durch Herrn Christian Urlaub, dem Städtepartnerschaftsbeauftragten des Bezirks, bin ich sehr dankbar. Bei der Organisation der Bürgerreisen, aber auch bei der Durchführung von städtepartnerschaftsbezogenen Veranstaltungen im Bezirk steht uns das Bezirksamt jederzeit zur Seite. Mein Wunsch ist es, dass wir diesen guten Austausch auch in Zukunft beibehalten.“
Wünsche
...und weil wir gerade beim Thema sind: Für die Zukunft des Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf hat Sebastian Leskien keine unrealistischen Wünsche: „Dass das Engagement und das Bewusstsein für die Städtepartnerschaften aufrechterhalten und sogar noch gesteigert werden, wäre ein Wunsch für die Zukunft. Insbesondere jüngere Generationen müssen wir als Verein für die Bedeutung und Aufrechterhaltung von Städtepartnerschaften gewinnen und einbinden. Es wäre schön, wenn unsere Aktivitäten von der breiten Bevölkerung weiterhin angenommen würden.“
Weitere Informationen und Kontakt unter www.bsz-spv.de
Jacqueline Lorenz