Gazette Verbrauchermagazin

Aufenthaltsqualität in der Schloßstraße

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf diskutiert

Die Schloßstraße von der Joachim-Tiburtius-Brücke aus gesehen.
Die Schloßstraße von der Joachim-Tiburtius-Brücke aus gesehen.
Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf September 2024

In den letzten drei Jahrzehnten gab es häufig Anregungen und Debatten in der Kommunalpolitik und in der Öffentlichkeit über die Aufenthaltsqualität in der Schloßstraße. Dabei ging es u. a. um das Angebot in den Kaufhäusen und Geschäften, die Gestaltung des Straßenraumes, die Modernisierung bzw. den Neubau von Gebäuden, die Beseitigung von Leerstand und die Sauberkeit in der beliebten Einkaufsmeile im Südwesten. Nachfolgend nehmen die Fraktionen und die fraktionslosen Bezirksverordneten in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf zu diesem Thema Stellung.

René Rögner-Francke, Bezirksverordnetenvorsteher

CDU-Fraktion

Die einst so elegante Schloßstraße hat dramatisch an Qualität verloren. Zunehmender Leerstand, viele Obdachlose nebst Vermüllung schwächen den Standort. In den vergangenen Monaten haben die örtliche CDU Abgeordnete Dr. Claudia Wein, und viele CDU Mitglieder bei der Reinigung der Schloßstraße in einer „Kehrbürger“-Aktion selbst Hand angelegt. Die CDU in der BVV Steglitz-Zehlendorf hat intensiv beim Bezirksamt nachgefragt. Mittlerweile reinigt die BSR dadurch häufiger. Unser Ziel ist es, Leerstand und Schmuddelecken zu beseitigen und Aufschwung und Sauberkeit zu schaffen. Die Poller an der Fahrradspur sind für den Busverkehr und Krankentransporte eine Zumutung und Gefahrenquelle und müssen entfernt werden. Die Obdachlosigkeit muss – bei Ablehnung eines Hilfsangebotes auch zwangsweise – effektiv beseitigt werden, auch durch Verdrängung. Insgesamt nimmt uns die Untätigkeit gegen Verslumungstendenzen und Durchsetzung anderer grünlinker Ideologie in den Berliner Bezirken mehr und mehr die Freude in unserer Stadt zu leben. Setzen wir dem ein Ende!

Torsten Hippe

B‘90/Grünen-Fraktion

Das Einkaufen im Internet hat das Flanieren durch Geschäftsstraßen abgelöst: ein Klick und die gewünschte Ware ist auf dem Weg nach Hause. Diesen enormen Wandel spüren viele Zentren, die Schloßstraße ist mit ihren großen Einkaufszentren unmittelbar betroffen. Doch es gibt Möglichkeiten, die Aufenthaltsqualität in dieser zentralen Straße zu verbessern und sie zu einem echten Steglitzer Zentrum werden zu lassen. Wir setzen uns für ein Modellprojekt für verkaufsoffene, autofreie Sonntage an der Schloßstraße ein. Dadurch könnte sie sauberer und ruhiger, für mehr Fußgänger*innen zugänglich und das Zentrum als Ganzes belebt werden. Die Straße müsste grüner werden – öffentliche Sitzgelegenheiten und Grünflächen könnten das Antlitz der Straße verschönern, Wasserspender gehören unbedingt dazu, um in der Hitzeperiode Abkühlung zu finden. Leerstehende Flächen könnten, wo möglich, auch für soziale Einrichtungen genutzt werden – oder aber einer kulturellen Zwischennutzung zugeführt werden. Und nicht zuletzt könnten Cafés und Restaurants ihre Terrassen auf Bürgersteige verlegen, wenn diese verbreitert werden.

Bernd Steinhoff

SPD-Fraktion

Um die Aufenthaltsqualität zu steigern, setzen wir uns dafür ein, zunächst die Schloßstraße an bestimmten Tagen für Autos zu sperren. Eine Ausnahme soll für den ÖPNV bestehen. In 2023 wurde ein entsprechender Antrag in der BVV beschlossen und wir als SPD hoffen auf baldige Umsetzung. Um zu prüfen, ob dies zur Steigerung der Aufenthaltsqualität beiträgt, wurde beschlossen, dass die Maßnahme durch eine Evaluation begleitet werden soll. Des Weiteren sollte die Umgestaltung des Hermann-Ehlers-Platz priorisiert werden. Wir hoffen, dass die bereits geplanten Maßnahmen, wie z. B. das Aufstellen von neuen Sitzmöbeln und auch die Neupflanzung von Bäumen, den Effekt der Steigerung der Aufenthaltsqualität nach sich zieht. Wichtig ist für uns bei der geplanten Umgestaltung aber vor allem auch, dass der Markt weiterhin durchgeführt werden kann und dass die Spiegelwand als relevantes Denkmal der Erinnerungskultur uneingeschränkt erreichbar bleibt. Dies sind aber nur erste Maßnahmen, die es schnell umzusetzen gilt. Wichtig ist, dass wir weiter an der Neugestaltung des Bereichs rund um die Schloßstraße arbeiten.

Olemia Flores Ramirez

FDP-Fraktion

Die Haupteinkaufstraße von Steglitz-Zehlendorf hat sich verändert in den über 25 Jahren, die ich in Berlin lebe. Wie kann die Shoppingmeile von gestern ein attraktiver Raum von morgen werden? Geplant war, die Einkaufsflächen zu erweitern und neue Bereiche zum „Verweilen“ in der Schloßstraße zu schaffen. Ersteres wurde erreicht, die Ladenflächen wurden vergrößert, aber das Verweilen oder wie es oft heißt die Aufenthaltsqualität ist eher schlechter geworden. Im Zeitalter des Internets sind die großen Kaufhäuser längst Geschichte und der Leerstand nimmt zu. Einige Cafés oder Restaurants stellen zwar Tische und Stühle auf die Straße, aber will jemand sich wirklich zwischen weggeworfenen Papieren, Essensresten und leeren Flaschen sowie schlicht „Schmutz“ hinsetzen und etwas zu sich nehmen? Nein! Wir Freie Demokraten (FDP) wollen eine saubere, moderne und vor allem lebendige Schloßstraße, die mit allen Verkehrsträgern gleichermaßen einfach und sicher erreicht werden kann. Wir möchten Gewerbetreibende und Bürger einladen, sich einzubringen, damit die Schloßstraße wieder an Strahlkraft gewinnt und Menschen sich gern dort aufhalten.

Mathia Specht-Habbel

AfD 

Unsere Schloßstraße ist als Einkaufsmeile weit über die Bezirksgrenzen bekannt: Für Kultur, Kino und Theater, Fachgeschäften für Sport und Weltenbummler, Spielzeug für Jung und Alt, Fotografie, Boutiquen, Juwelieren und Spezialitäten für allerlei Geschmäcker. Eine Stärkung bei Currywurst, Döner, Bierchen, Wein oder Kaffee ist stets zu empfehlen. Auch wenn sie sich aktuell neu behaupten müssen, haben Das Schloß, Boulevard und Forum Steglitz einiges zu bieten. Vom Wrangelschlösschen, Kirchenbau, Kreisel, Rathaus, dem Bierpinsel bis zum Forum Steglitz – Berlins erstem Einkaufszentrum – reihen sich Sehenswürdigkeiten aneinander. Dennoch sind auch die Schattenseiten nicht zu übersehen: Trotz Leerstand, Sicherheitsproblemen und Gentrifizierung bleibt die Schloßstraße die zentrale Einkaufsmeile im Bezirk. Nun steht Fördergeld genau hierfür bereit: Den Anfang macht die Sanierung des Hermann-Ehlers-Platzes. Die Schloßstraße soll wieder eine gute Adresse werden, dafür setzt sich die AfD ein. Im Dezember wäre eine Weihnachtsbeleuchtung wieder ein schönes Zeichen. Unterstützen Sie uns dabei!

Peer Döhnert

Die Linke 

Die Schloßstraße ist schon lange eine gesichtslose Einkaufsmeile – Folge der neoliberalen Städtebaupolitik der letzten Jahrzehnte. Sie ist geprägt durch (inter)nationale Ketten ohne jeden individuellen Charakter. Die Besitzer des Bierpinsels und des Steglitzer Kreisels dürfen unter den Augen des Bezirksamtes und des Senates den Leerstand auf die Spitze treiben und alles um diese Gebäude wird in Mitleidenschaft gezogen. Der Autoverkehr ist nervtötend. Kein Wunder, dass viele Menschen lieber an anderen Orten ihre Zeit verbringen. Was tun? Den Leerstand konsequent angehen! Es wäre wünschenswert, wenn Gebäude wie der Steglitzer Kreisel und Bierpinsel wieder in öffentliche Hand gelangen würden: Wohnungen, eine Kita, eine Schule, Mieter*innenberatung für die angrenzenden Milieuschutzgebiete, Räume für Kunst, Kultur und Soziales, eine Dependance des Bürgeramtes usw. könnten dort entstehen und würden die Straße beleben. Unkommerzielle Verweilmöglichkeiten, Förderung für inhaber*innengeführte Gastronomie und Einzelhandel, eine Fußgänger*innenzone im Mittelteil der Schloßstraße und mehr Stadtgrün würden diese Entwicklung abrunden.

Dennis Egginger-Gonzalez

TitelbildTitelbild

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