Kleinod an der Havel
Casino in Glienicke wurde vor 200 Jahren erbaut
Erschienen in Wannsee Journal Oktober/November 2024
Seine Liebe galt der Antike – Prinz Carl von Preußen (1801 – 1883) hatte das Landgut Glienicke im Jahr 1824 für 50.000 Reichstaler von den Erben des Fürsten Hardenberg gekauft. Sein Interesse an der Antike und an Italien wurde hingegen schon in der Kindheit durch seinen Erzieher Freiherrn von Minutoli geweckt, der sich selbst für Altertumsforschung begeisterte.
Traum von Italien
Mit Glienicke wollte der Prinz sich seinen „Traum von Italien“ erfüllen, das er bereits auf einer Reise erkundet hatte. 1824 erwarb er nicht nur die Ländereien in Glienicke, sondern ließ auch das Casino nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel erbauen. Die Grundlage bildete ein Billardhaus, das bereits zu Zeiten des Hofrats Jakob Mirow (1700 – 1776), dem damaligen Eigentümer des Geländes, dort stand. Das Casino ist der früheste Bau von Prinz Carl – der Umbau des Gutshauses zum Schloss Glienicke erfolgte erst ab 1825. Die Pergolen des Casinos, die man über eine Treppe erreicht, sind die ersten, die in Berlin und Potsdam gebaut wurden.
Stil italienischer Villen
Der Prinz war stolz auf sein Casino, das auch gesellschaftlich sehr bewundert wurde. Die Aussicht vom Casino auf Havel und Jungfernsee begeistert die Besucher damals wie heute. Das Gebäude ist im Stil der Villen am Golf von Neapel errichtet worden. Im Obergeschoss ist eine Wohnung, in der ranghohe Gäste des Prinzen untergebracht wurden. Aber auch der Prinz selbst wohnte dort, wenn er das Schloss wichtigen Gästen, wie dem Zarenpaar überließ. Zar Nikolaus I. war mit der Lieblingsschwester des Prinzen, Alexandra Fjodorowna, geb. Charlotte von Preußen, verheiratet.
Verschwundene Kunstwerke
Am Frühstücksplatz an der Marmorbank befanden sich zahlreiche antike Steinkunstwerke aus der Sammlung des Prinzen. Sie sind alle verschwunden. Gegenüber der Bank ist ein Wandbild mit Schattenrissen antiker Persönlichkeiten. Sie laden zum Rätseln ein, wer dort alles verewigt ist. Vor dem Wandbild blickt die Statue des Asklepios auf die Besucherinnen und Besucher hinab. Zu Zeiten Prinz Carls war sie noch nicht dort – damals befand sich an diesem Platz die Statue des Aristides – oder, laut anderen Quellen, die des Aristoteles, die noch bis 1913 dort nachgewiesen wurde. Wohin diese Statue verschwunden ist, ist nicht bekannt. Andere Details am Gebäude, die noch aus Zeiten des Prinzen Carl stammen, können heute noch betrachtet werden. Dazu gehören das Löwen-Wandbrünnchen, der Muschelbrunnen und die Adlersäule.