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Langenscheidt – einst ein Schöneberger Verlag

Wörterbücher und Lernbücher in vielen Sprachen

Das frühere Verlagshaus in der Crellestraße 29 - 30 steht unter Denkmalschutz.
Das frühere Verlagshaus in der Crellestraße 29 - 30 steht unter Denkmalschutz.
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Oktober 2024
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Schon im 19. Jahrhundert ärgerte sich der junge Gustav Langenscheidt (1832 – 1895) darüber, dass die Sprachbarriere Menschen am Gedankenaustausch hinderte. Gemeinsam mit seinem Französischlehrer Charles Toussaint (1813 – 1877) entwickelte er ein Verfahren zum Selbststudium von Fremdsprachen, die Methode Toussaint-Langenscheidt. Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts spielte sie eine wesentliche Rolle im Fremdsprachenunterricht.

Erste Wörterbücher

1856 veröffentlichte Langenscheidt seinen ersten Französisch-Kurs zum Selberlernen. Der Englisch-Kurs, in dem die Methode Toussaint-Langenscheidt erstmals in einer anderen Sprache als Französisch angewandt wurde, erschien 1861. Wörterbücher erschienen erstmals 1863, auch hier übersetzte das erste aus dem Französischen ins Deutsche und umgekehrt. Wenige Tage vor seinem Tod am 11. November 1895 übergab Gustav Langenscheidt das Unternehmen an seinen Sohn Carl.

Das Verlagshaus in Schöneberg

Carl Langenscheidt (1870 – 1952) war es, der das Verlagshaus in Schöneberg bauen ließ. Sein Vater hatte das Unternehmen in einem Gebäude am Anhalter Bahnhof angesiedelt, nun stand der Umzug an. Die Pläne des zwischen 1904 bis 1905 errichteten Gebäudes an der Crellestraße 29 – 30 stammten von dem Architekten Wilhelm Gutzeit. Die Druckerei befand sich in dem Quergebäude, einer der beiden Seitenflügel wurde als Wohnhaus erbaut. Außerdem gab es einen großen Innenhof, zu dem eine große Durchfahrt im Quergebäude führte. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Neuanfang nach Zerstörung

Als Langenscheidt von den Alliierten im Jahr 1947 die Genehmigung bekam, Wörterbücher zu veröffentlichen, konnte 1950 damit begonnen werden, das zerstörte Verlagshaus wieder aufzubauen. Hiermit wurde der Architekt Gerhard Fritsche beauftragt. Er hatte bereits mehrere Geschäftshäuser und Kinos, unter anderem den Zoo-Palast, erbaut. Seine Architektur zeichnete sich durch eine klare Gliederung aus. Die Fassade des ursprünglichen Verlagshauses, die reich verziert und mit Erkern versehen war, fiel den Bomben des Weltkriegs zum Opfer.

Denkmalschutz und Langenscheidt-Höfe

Der Neubau präsentierte sich schnörkellos und zweckmäßig. Auf der blassgelben Farbe der Fassade steht bis heute der Firmenname „Langenscheidt“ in blauen Buchstaben, davor kleiner und in Gelb „Wörterbücher“ und dahinter, ebenfalls in Gelb „Sprechwerke“. Das Verlagshaus steht unter Denkmalschutz. Das Unternehmen Langenscheidt gab den Berliner Standort 2005 aus wirtschaftlichen Gründen auf. Heute befinden sich in den „Langenscheidt-Höfen“ unterschiedliche Unternehmen. Auch der nahen Langenscheidtstraße und der Langenscheidtbrücke gab das Unternehmen ihren Namen. Nach dem Gründer ist die Gustav-Langenscheidt-Schule (ehemals Riesengebirgs-Oberschule) in der Belziger Straße benannt.

Titelbild

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