Johann Christian Gottfried Dressel und seine Zeit
Pfarrer, Reformer und Chronist im alten Charlottenburg
Erschienen in Gazette Charlottenburg Oktober 2024
Wer war Johann Christian Gottfried Dressel (1751-1824)? Der ehemalige Pfarrer von Charlottenburg ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Fast 250 Jahre ist es her, dass er sein Pfarramt in der lutherischen Kirchengemeinde Charlottenburg (der heutigen Luisen-Kirchengemeinde) antrat: im Oktober 1778. 46 Jahre übte er sein Amt als Prediger aus, bis zu seinem Tod vor 200 Jahren, am 16. Oktober 1824. Dressel gehört sicherlich zu den bedeutendsten Pfarrern in der Charlottenburger Geschichte, denn in dieser Zeit hat er nicht nur in seiner Gemeinde, sondern auch in „seiner“ Stadt viel bewirkt und dazu beigetragen, dass sich Charlottenburg von einer ländlichen Ackerbürgerstadt zu einer von der Aufklärung geprägten, bürgerlichen Kleinstadt entwickelte.
Besonders wichtig war ihm die Bildung der Kinder. Mit dem Schulwesen sah es, als er sein Amt antrat, ziemlich „elendig“ aus und er reformierte es innerhalb von wenigen Jahren grundlegend. Er stellte ausgebildete Lehrer ein, sorgte für deren angemessene Bezahlung und bildete unterschiedliche Schulklassen. Dressel war ein Mann, der Probleme erkannte und sie löste, und verbesserte so die Lebensverhältnisse der Menschen in seiner Gemeinde. Er verschaffte der Kirche eine neue Orgel, sorgte für den Bau des ersten Schulhauses und eines Armenkrankenhauses und legte den neuen Friedhof in der Guerickestraße an.
Bekannt ist uns Dressels Leben und Wirken aus seinen Handschriften, die er der Nachwelt hinterlassen hat. In zwei Chroniken beschrieb er die Geschichte der Kirchengemeinde und der Stadt Charlottenburg: die Pfarrchronik von 1813 und die Stadtchronik von 1816/17. Die Pfarrchronik befindet sich im Besitz der Luisengemeinde, die Stadtchronik im Bestand des Verwaltungsinformationszentrums (VIZ), der Verwaltungsbibliothek des Bezirksamtes. Darüber hinaus besitzt das VIZ auch die ersten beiden Bände seiner Tagebücher von 1751 bis 1778. Seine sehr lebendig geschriebenen Werke sind authentische Zeugnisse des Alltags der Menschen vor rund zwei Jahrhunderten.
Heute erinnert noch eine Gedenktafel am Pfarrhaus Gierkeplatz 4 an sein Leben. Auch die kleine Dresselstraße und der Dresselsteg am nördlichen Ausgang des S-Bahnhofes Messe Nord / ICC erinnern an den Pfarrer. Seine Verdienste für Stadt und Gemeinde würdigt der Bezirk aus Anlass seines 200. Todestages. Das Projekt wird gefördert vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, von der Senatsverwaltung für Wirtschaft und dem Freundeskreis der Luisenkirchengemeinde.
Das Festprogramm
Der Kiezspaziergang des Bezirksamtes am 12. Oktober wird auf den Spuren Dressels durch Alt-Charlottenburg führen.
Eine Ausstellung über Dressels Leben und Wirken wird am 16. Oktober in der Luisenkirche mit Rahmenprogramm eröffnet. Zu sehen sind auch ein Stadtmodell von 1824 und die Originalschriften. Die Stadtchronik wird in einer transkribierten und kommentierten Fassung als Buch präsentiert.
Schließlich wird zu Dressels Ehren am 20. Oktober in der Luisenkirche ein Festgottesdienst veranstaltet.
Programm:
- Kiezspaziergang des Bezirksamtes mit Bezirksbürgermeisterin Frau Bauch „Auf den Spuren Dressels durch Alt-Charlottenburg“ am 12.10.2024 um 14 Uhr. Das genaue Programm wird noch in der Presse bekannt gegeben.
- Ausstellung über Dressels Leben und Wirken: 1.-10.10.2024 in der Rathausgalerie im Rathaus Charlottenburg, 2. Obergeschoss, ab dem 16.10.2024 in der Luisenkirche. Eröffnung der Ausstellung am 16.10.2024 um 18 Uhr in der Luisenkirche mit Rahmenprogramm, unter anderem einer Lesung aus Dressels Schriften und Publikation der Stadtchronik.
- Festgottesdienst in der Luisenkirche am 20.10.2024 um 10 Uhr.
Geplantes Programm:
- Führungen durch die Ausstellung und Alt-Charlottenburg.
- QR-Code begleiteter Rundgang durch Alt-Charlottenburg, zum Selbsterkunden.
- Vorträge zu den Themen: Dressels Schulreform (Irene Fritsch), Das Armenkrankenhaus (Birgit Jochens) und Wilhelm Barth: Der Wunschtraum des Königs – Charlottenburg aus der Richtung Wilmersdorf – ein Gemälde von 1828 (Katja Baumeister-Frenzel).
Weitere Informationen und Aktuelles finden Sie unter: www.dressel-in-charlottenburg.de.
Thomas Wolfes