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Es war einmal ein Kraftwerk

100 Jahre Schalt- und Umformerhaus in Schöneberg

Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Dezember 2024

Das Backsteingebäude Ecke Tempelhofer Weg 39-47 (heute Ella-Barowsky-Straße) und Gotenstraße 52-53, wurde 1924/25 nach Plänen des Architekten Paul Stahnke errichtet. Es diente als Schalt- und Umformerhaus für das damalige Kraftwerk Schöneberg, das zu der in Privatbesitz befindlichen Electrizitätswerk Südwest AG (ESA) gehörte. Sämtliche andere Bauten des Kraftwerks, die zum Teil noch bis zum Ende der 1980er-Jahre standen, wurden abgerissen. Das Gebäude dokumentiert einen für die Schöneberger Geschichte bedeutsamen Ort.

Elektrizität für Schöneberg

Die Stadt Schöneberg unterzeichnete im Juni 1899 einen Konzessionsvertrag mit der „Gesellschaft für elektrische Unternehmungen“ die ihrerseits die Betreibergesellschaft ESA ins Leben rief. Diese begann mit dem Bau des Kraftwerks Schöneberg am Tempelhofer Weg. Mit der wachsenden Bevölkerung stieg auch der Strombedarf. Nicht nur in Schöneberg, auch in den Nachbargemeinden Wilmersdorf und Schmargendorf. Auch die Vorortbahn nach Lichterfelde-Ost wurde beliefert. Durch die große Nachfrage mussten die Anlagen stets erweitert werden. Die Pläne für die Neubauten zwischen 1902 und 1912 stammten von den Architekten Emil Schütze und Otto Kohtz. 1938 fusionierten die ESA und der städtische Energieversorger BEWAG. Das Kraftwerk Schöneberg wurde auf den neuesten Stand gebracht und lieferte fortan Strom und Wärme für den Flughafen Tempelhof. Die Bomben des Zweiten Weltkrieg zerstörten das Kraftwerk. Nach Kriegsende 1945 wurde die Anlage wieder instand gesetzt. 1958 ließ man sie stilllegen und von 1979 bis 1985 erfolgte der Teilabriss.

Denkmalgeschützter Backsteinbau als moderner Firmensitz

Bei dem ehemaligen Schalt- und Umformerhaus, handelt es sich um einen viergeschossigen Backsteinbau. Die beiden unterschiedlich langen Flügel sind mit flachen Walmdächern bedeckt. Der Haupteingang befindet sich an der östlichen Giebelseite und ist von der Straßenseite aus kaum einsehbar. An der Rückseite des Gebäudes liegen die Treppenhäuser. Ursprünglich waren im Erdgeschoss neben dem Eingangsbereich und Büroräumen zwei doppelgeschossige Säle. In ihnen waren der Umformer- und Schaltraum untergebracht. Im östlichen Bauteil waren weitere Büros und Räume für die Mitarbeiter im Zwischengeschoss untergebracht, während im ersten Obergeschoss der Batterie- und Hochspannungsraum lag. Das zweite Obergeschoss blieb ungenutzt, es wurde als Reserveraum vorgehalten.

Während des Umbaus im Jahr 1987 wurde die Fassadengestaltung an die der damals noch vorhandenen Kraftwerksbauten angepasst. Auch die historische Einzäunung ist bis heute erhalten. In dem denkmalgeschützten, vor 100 Jahren errichteten Industriebau haben heute unterschiedliche Unternehmen ihren Sitz.

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