Weltmeisterschaft in Friedenau
Vor über 125 Jahren wurde die Radrennbahn eröffnet
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Januar 2025
Als 1880 Pläne bekannt wurden, nach denen nahe der Ringbahnstation Wilmersdorf-Friedenau – heute Bundesplatz – eine Gasanstalt gebaut werden sollte, war es vorbei mit der Ruhe in dem beschaulichen Villenvorort. Protest wurde laut. Bürger und Bauvereine wandten sich an die Politik – doch die wies sie ab. Ernst Stubenrauch, der Teltower Landrat, genehmigte die Gasanstalt. Doch damit war noch lange keine Ruhe vor Ort. Die Friedenauer wandten sich nach fast „ganz oben“. Niemand geringerer als der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck gab den Protestierern recht und der Bau der Gasanstalt wurde verhindert.
Nun hielt der Sport Einzug in Friedenau – 1897 eröffnete man den Sportpark Friedenau. Zwischen Kaiserallee (heute Bundesallee), Varziner Straße, Bismarckstraße (heute Sarrazinstraße) und Handjerystraße gelegen, sollte er die neue Attraktion werden. Mit dem „Großen Preis von Berlin“ feierte die Radrennbahn ihr Debüt. Weitere Veranstaltungen wie das jährlich stattfindende Rennen um das „Goldene Rad von Friedenau“ und das 100-Kilometer-Steherrennen „Der Große Preis von Europa“ trugen zur Beliebtheit der Bahn bei. Im Innenraum der Bahn widmeten sich Sportler der Leichtathletik, aber auch Tennis und Fußball wurden hier gespielt. Selbst einer der ersten Stummfilme – der den Titel „Auf der Radrennbahn in Friedenau“ trägt, wurde vor Ort gedreht. Das Jahr 1904 – in dem nicht nur der besagte Stummfilm gedreht wurde, sondern auch der Waliser Radrennprofi Jimmy Michael auf der Rennbahn so schwer verunglückte, dass er sich davon nicht mehr erholte, war das letzte Jahr, in dem Friedenau seinen Sportpark hatte. Das Areal wurde von Georg Haberland gekauft, der darauf Wohnungen baute. Die Radrennbahn wurde nach Steglitz verlegt, wo sie noch bis 1910 bestand.