„Die Peter-Lorenz-Entführung“
Vor 50 Jahren war der Politiker in der Hand von Terroristen
Erschienen in Gazette Zehlendorf Februar 2025
Es waren dramatische Stunden und Tage – am 27. Februar 1975 wurde der ehemalige CDU-Politiker Peter Lorenz in der Nähe seines Wohnhauses in Zehlendorf entführt und kam erst am 4. März 1975 wieder frei. An diese Zeit und an den Politiker erinnert am Quermatenweg Ecke Ithweg eine Stele. Auszug aus dem Text von Wolfgang Kraushaar:
„An dieser Stelle wurde am 27. Februar 1975 der Berliner CDU-Landesvorsitzende Peter Lorenz von Mitgliedern der linksterroristischen ‚Bewegung 2. Juni‘ entführt. Drei Tage vor den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus, bei denen Lorenz als Spitzenkandidat fungierte, geriet er morgens mit seinem Mercedes in eine Falle. Ein Lkw blockierte das Dienstfahrzeug und zwang den Fahrer zur Vollbremsung. Der Chauffeur besah den entstandenen Schaden und wurde niedergeschlagen. Mehrere Geiselnehmer überwältigten Lorenz und machten ihn durch eine Spritze handlungsunfähig. Mit einer zerborstenen Windschutzscheibe raste der gekaperte Mercedes Richtung Innenstadt.
Nachdem der verletzte Fahrer die Polizei alarmierte, wurde eine Großfahndung ausgelöst. Einen Tag später meldeten sich die Entführer, zu deren Ergreifung eine Belohnung von 100.000 DM ausgesetzt war, mit einem Bekennerschreiben. Sie forderten im Austausch gegen Lorenz die Freilassung sechs inhaftierter Mitglieder der ‚Bewegung 2. Juni‘ und der ‚Roten Armee Fraktion‘ (RAF) – Horst Mahler, Ingrid Siepmann, Rolf Heißler, Rolf Pohle, Verena Becker und Gabriele Kröcher-Tiedemann.[...]
Da es den Ermittlern trotz aller Anstrengungen nicht gelang, das Versteck des Entführten ausfindig zu machen, entschied Bundeskanzler Helmut Schmidt, die von den Geiselnehmern erhobenen Forderungen zu erfüllen. In Begleitung von Pastor Heinrich Albertz, dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister der Stadt, wurden die Genannten bis auf Mahler in den Südjemen ausgeflogen. Als Albertz nach seiner Rückkehr die verabredeten Losungsworte ‚So ein Tag, so wunderschön wie heute‘ verlas, gaben die Entführer Lorenz noch in derselben Nacht frei.[...]
Im Oktober 1980 verurteilte das Berliner Kammergericht die an der Lorenz-Entführung Beteiligten [...]zu mehrjährigen Haftstrafen. [...].“
Der 1922 geborene Peter Lorenz war von 1954 bis 1980 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Er kandidierte 1971 und 1975 bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus als Kandidat für das Amt des Regierenden Bürgermeisters. Obwohl die CDU 1975 erstmals stärkste Fraktion im Abgeordnetenhaus wurde, blieb der Regierende Bürgermeister Klaus Schütz durch eine Koalition zwischen SPD und FDP im Amt. Lorenz war außerdem von 1976 bis 1977 und erneut von 1980 bis zu seinem Tod im Jahr 1987 als Berliner Abgeordneter Mitglied des Deutschen Bundestags.