Kuscheltier-Polizeizentrale in Wannsee
„Kommissarin Lolo“ und ihre Abenteuer von Stolpe

Erschienen in Wannsee Journal Februar/März 2025
Wenn Spielzeug reden könnte... Anna Brautmann ist sich dessen sicher und hat darüber ein liebevolles Buch geschrieben, das nicht nur Kindern, sondern überhaupt allen Junggebliebenen abenteuerlichen Lesespaß verspricht und sie die Sprache der Kuscheltiere lehrt. Einblick ins Geschehen geben detailreich die Zeichnungen der niederländischen Illustratorin Maya Manor. Freundschaft und Gefühle kommen in Anna´s Buch „Kommissarin Lolo“ auf 110 Seiten nicht zu kurz, viel Wahres ist auf ihnen zu finden. Kuscheltier-Äffin Lolo löst mit Unterstützung von Plüsch-Eichhörnchen Hörni auf den ersten Blick acht recht seltsam anmutende Kriminalfälle in und um Stolpe. Die Autorin, die wie Lolo selbst gerne mit dem Motorrad unterwegs ist, erzählt einfühlsam u. a. von einem halbierten Teddy, einem Einhorn, das eigentlich gar keines ist, von piepsenden Geistern im Kirchturm, aber auch von Sorgen und Ängsten, die manch Menschenkind belasten. Dabei bezieht sie in ihre Märchenwelt Altbekanntes vom Ortsteil Stolpe mit ein und verbindet geschickt Reales mit Fantastischem, schreckt auch vor dem Thema Krieg nicht zurück, kindgerecht eingebettet in einen typischen Lolo-Fall. Und: Den Spielzeug- und Kinderkleidungsladen „Minipünktchen“, Ausgangspunkt der Handlung, gibt es im Herzen von Wannsee wirklich. Und wer genau hinsieht, kann dort im Kellergeschoss sogar die beschriebene Kuscheltier-Polizeizentrale entdecken. Plüsch-Vertreter wie Lolo, Hörni oder Teddy, Krokodil & Co warten indessen eine Etage höher in Regalen auf kleine Menschen, die sie zum Kuscheln und Liebhaben bei sich aufnehmen. – Und ihnen dann vielleicht aus dem Buch vorlesen oder sich und ihrem Menschenkind daraus vorlesen lassen.

Auf der Insel der Kultur
Nicht zuletzt die Liebe zu ihren beiden Söhnen im Alter von sieben und elf Jahren, sondern auch die zu Wannsee, ihrer „Insel der Kultur“, und dem anheimelnden Ortsteil Stolpe, in dem sie seit vier Jahren lebt, hat Anna Brautmann dazu veranlasst, dieses Buch zu schreiben. „Man soll immer umsetzen, was man sich einmal vorgenommen hat“, lautet ihre Devise, die sie auch ihren Söhnen vermittelt hat. Gleichzeitig hat sie nach dieser Devise ihren eigenen Wannsee Verlag gegründet – Non-Profit-ausgerichtet – mit dem sie nun auch anderen lokalen Schriftstellern und Kulturschaffenden einen Rahmen geben und ihr kreatives Schaffen unterstützen will. – Zur Stärkung von regionalem Gemeinschaftsgefühls und mehr Miteinander in Wannsee. Anregungen für ihre Lolo-Kriminalfälle hat die Autorin im Alltag reichlich gefunden. „Ich lerne von Kindern viel über die Welt“, erklärt sie. Ihre Geschichten haben auch ernsten Hintergrund: Da ist das Scheidungskind mit seinem Teddy, ist der kleine Wannsee-Friedhof mit den jungen Gefallenen der letzten Kriegstage, und da ist der Onkel, der als Kind die Bombennächte in Stolpe erlebte, dort sein Leben, aber nicht sein Kuscheltier retten konnte. Oder die alte Pizzeria, für die sich kein Nachfolger fand. Anna Brautmann hat dies alles feinfühlig mit viel Aussagekraft in ihre positiv endenden Geschichten verpackt.
Im eigentlichen Berufsleben gemeinsam mit ihrem Mann im Hausverkauf tätig, hat sie nicht nur in diesem Bereich gelernt, genau hinzuhören und hinzusehen. „Denn auch Häuser haben viel zu erzählen und oftmals ihre ganz besondere Geschichte“, betont sie, die deshalb sehr darauf achtet, dass Haus und neuer Besitzer optimal zusammenpassen. – Dieses Feingefühl hat sie wohl auch die Sprache der Kuscheltiere erlernen lassen; unterstützt durch ihre Söhne, Neffen und Nachbarskinder. Das Ergebnis daraus kann sich sehen lassen, wie „Kommissarin Lolo“ beweist. – Und so finden es inzwischen auch ihre Söhne „cool“, das Buch ihrer Mutter im Schaufenster von „Minipünktchen“ stehen zu sehen.
Und es geht weiter
Lolo und ihre Kuschelgefährten werden Jung und Alt auf lokalen Lesungen und Veranstaltungen vorgestellt, vorgetragen von der Autorin und ihrem Mann oder von professionellen Schauspielern der „Drehbühne Berlin“.
Anna Brautmann ist das Schreiben nicht fremd, wenn auch zu ganz anderen Erwachsenen-Themen: Gerade sitzt sie an einem Buch zur „Weiblichen Wirtschaft“, das sich mit der Stellung der Frau in der Immobilienbranche beschäftigt, einer Branche, die immer noch als Männerdomäne gilt. Doch darüber wird sie Lolo nicht vergessen.
„Eine Fortsetzung ist in Planung, allerdings mehr für Jugendliche“, verrät sie, schließlich würden ihre Söhne ja älter. Erst einmal plant sie aber eine öffentliche Führung zum beschriebenen Stolper Kirchturm, mit Besuch bei den Kirchenmäusen.
Mit ihrem Kinderbuch das lokale Umfeld Kindern und Jugendlichen ungezwungen näherzubringen, ist ein wichtiges Anliegen der Autorin. Deshalb befürwortet sie auch den Workspace „Wannsee Hub“ – gemeinsames Arbeiten im historischen Ortskern von Wannsee, z. B. im Alten Schulhaus Stolpe – und will ihn für junge Menschen noch attraktiver werden lassen.
Veranstaltungs-Termine rund um das Kinderbuch werden rechtzeitig auf der Website genannt: www.wannseeimmobilien.com/verlag
Jacqueline Lorenz