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Ehemalige Mikwe an der Bleibtreustraße

Gedenktafel für jüdisches Quellbad enthüllt

Links: Fassadenzeichnung des Hauses (Ausschnitt). Landesarchiv Berlin,  B Rep. 207, Nr. 4122; rechts:Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jg. 17, Nr. 7, Juli 1927, S. 174
Links: Fassadenzeichnung des Hauses (Ausschnitt). Landesarchiv Berlin, B Rep. 207, Nr. 4122; rechts:Gemeindeblatt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jg. 17, Nr. 7, Juli 1927, S. 174
Erschienen in Gazette Wilmersdorf Februar 2025

Nach jahrelangen Bemühungen wurde am 26. Januar an der Bleibtreustraße 2 eine Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemalige jüdische Mikwe feierlich enthüllt. Die Gedenktafel markiert den Standort eines bedeutenden Kapitels jüdischer Geschichte, das lange Zeit in Vergessenheit geraten war.

Historischer Hintergrund

1926 erwarb die Jüdische Gemeinde das 1896 erbaute Wohnhaus an der Bleibtreustraße 2 und richtete dort im folgenden Jahr ein rituelles Tauchbad, eine Mikwe, ein. Diese spielte eine zentrale Rolle im religiösen Leben der jüdischen Gemeinde Charlottenburgs. Das Bad diente nicht primär der Körperhygiene, sondern der Herstellung ritueller Reinheit durch Untertauchen.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann auch für diesen Ort eine düstere Periode. 1942 wurde die Jüdische Gemeinde zum Verkauf des Hauses gezwungen. Das Gebäude wurde zum „Judenhaus“ umfunktioniert, in dem jüdische Familien vor ihrer Deportation zwangseinquartiert wurden. Mindestens 20 Bewohner wurden von hier aus in Konzentrationslager deportiert und ermordet.

Weg zur Erinnerungskultur

Die Initiative für die Gedenktafel entstand aus dem Wunsch, die Geschichte dieses Ortes sichtbar zu machen. Lokale Historiker und Vertreter der jüdischen Gemeinde setzten sich über Jahre für das Projekt ein. Der Weg zur Realisierung war von zahlreichen bürokratischen Herausforderungen geprägt.

Die Enthüllung der Gedenktafel ist mehr als nur ein Akt des Erinnerns. Sie ist ein wichtiges Signal gegen den wieder erstarkenden Antisemitismus und für die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Berlin. Unterstützer des Projekts betonten die Bedeutung solcher Erinnerungsorte für das kollektive Gedächtnis und als Mahnung für zukünftige Generationen.

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