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Große Neugierde

Teestunde mit Blick auf die Straße

Die Große Neugierde – mal nachts von der Straße aus....
Die Große Neugierde – mal nachts von der Straße aus....
Erschienen in Wannsee Journal Februar/März 2025

Die Bezeichnung kam nicht von ungefähr: Pavillons wie die Große Neugierde ließen nicht nur den Blick auf alle zu, die an dem Schloss vorüberzogen, sondern die dort abgehaltenen Teestunden waren auch Gelegenheit zu Klatsch und Tratsch.

...und tagsüber vom Garten aus gesehen.
...und tagsüber vom Garten aus gesehen.

Die prominente Große Neugierde wurde zwischen 1831 und 1834 im Auftrag des Prinzen Carl von Preußen errichtet, von dem auch der Entwurf stammte. Mit der Ausführung wurde Karl Friedrich Schinkel beauftragt. Die Rotunde – so auch die ursprüngliche Bezeichnung besteht aus 18 Säulen. Anfangs bestand das Dach aus Latten, über die Pflanzen rankten und so ein grünes Dach bildeten. Später wurde diese Konstruktion durch ein Pultdach ersetzt. Im Zentrum befindet sich eine Mittelsäule. Das Dach ziert seit 1836 ein originalgetreues Modell des Lysikratesmonuments aus dem antiken Griechenland. Das Monument, dessen Original in Athen steht, ist neben dem „Turm der Winde“ ein Vorbild für viele klassizistische Pavillonbauten. Ein weiterer Blickfang sind die vergoldeten gusseisernen Brüstungen. Der Mittelpunkt der einzelnen Elemente zeigt abwechselnd einen Juno- und einen Jupiterkopf. Für den Kopf der Juno soll Prinzessin Marie Vorbild gewesen sein. Der Sockel enthält ein unzugängliches Gewölbe. Er wurde gebaut, um die Rotunde über das Straßenniveau zu erheben.

Elemente der Brüstung mit Jupiter und Juno, die nach dem Vorbild der Prinzessin Marie gestaltet sein soll.
Elemente der Brüstung mit Jupiter und Juno, die nach dem Vorbild der Prinzessin Marie gestaltet sein soll.

Die Große Neugierde war ideal für die Tradition der Teestunden, die der Adel von den britischen Inseln übernommen hatte. Die erste „Theestunde“ fand den Aufzeichnungen zufolge am 2. Juli 1835 statt, die Einweihung nach der endgültigen Fertigstellung am 16. August 1837. Geladen waren zahlreiche Würdenträger – darunter Christian Daniel Rauch, Ludwig Persius und natürlich Karl Friedrich Schinkel. Aber die Große Neugierde diente auch einem anderen Zweck: Hier nahm Prinz Carl an seinem Geburtstag, dem 29. Juli, die Glückwunsche der Bürger entgegen. 1938 wurde die Große Neugierde beim Ausbau der heutigen Bundesstraße 1 um 38 Meter nach hinten versetzt. Damit waren die Sichtachsen zur Villa Schöning und zur Heilandskirche von Sacrow verschwunden. Bei der Umsetzung wurde die Rotunde in sich verdreht wieder aufgebaut. Dieses wurde Anfang der 1980er-Jahre korrigiert. Eine weitere Restaurierung konnte 2009 beendet werden. Die Große Neugierde ist das erste Schinkel-Gebäude, das die Besucher empfängt, sobald sie die Glienicker Brücke von Potsdam nach Berlin überquert haben.

Titelbild

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