Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal August/September 2018
Nur das Eintauchen der Ruder ist zu hören. Vor dem Boot, das sich zügig über den See bewegt, liegt eine spiegelglatte Wasserfläche. Zur einen Seite der Wald, zur anderen Seite großzügige Villengrundstücke – vor der schönen Kulisse trainieren Sportler für den nächsten Wettkampf. Doch auch viele Menschen, die sich für den Breitensport Rudern begeistern, halten sich auf dem Wasser fit.
Schon früh nutzte die Menschheit Ruder, um sich auf dem Wasser fortzubewegen. Anhand alter Funde – erhaltene Figuren zeigen, dass auch im alten Ägypten gerudert wurde – kann man sagen, dass seit ca. 10 000 Jahren gerudert wird. Rudern als Wettkampfsportart ist nicht ganz so alt, hat aber auch eine lange Tradition. Anfangs war es ein Wettstreit auf der Themse in England. Bereits 1715 traten hier Ruderer gegeneinander an. Die erste Regatta wurde bei Putney veranstaltet, auch hier auf der Themse. 1829 traten erstmals die Mannschaften der Universitäten Oxford und Cambridge im Achter gegeneinander an. Oxford entschied diesen ersten Ruderwettkampf für sich. Bis heute wird dieser traditionelle Wettstreit fortgeführt.
Deutschland zog 1836 mit der Gründung des Hamburger Ruderclubs nach, der 1844 auch die erste Ruderregatta veranstaltete. Auch in Berlin begeisterte man sich für den Rudersport, damals noch vor den Toren der Stadt. In Grünau, an der Spree kam es zu den ersten Vereinsgründungen. So gehörte der Verleger Georg W. Büxenstein zu den Sportbegeisterten, die den Berliner Ruderverein von 1876 gründeten, aus dem 1880 der Berliner Ruder-Club hervorging. Der Schiffsverkehr an der Spree stieg im Laufe der Jahre, so dass der Club im Jahr 1908 an den Kleinen Wannsee umzog. Bis 1926 war er der einzige Ruderverein an diesem See, dann bezog die heutige Astoria Rudergemeinschaft ihr Domizil am Ende der Bismarckstraße. Heute befinden sich in der Straße der Schülerruderverband, der SchülerInnen RuderVerband am Kleinen Wannsee und die beiden vorgenannten Vereine. Auch der Große Wannsee bietet hervorragende Bedingungen für den Rudersport, haben unter anderem der Frauen-Ruder-Club Wannsee, der Ruderverein Welle Poseidon, der Potsdamer Ruder Club-Germania und der Ruderklub am Wannsee ihre Heimat. Zum Ruderklub am Wannsee gehört auch die Insel Kälberwerder, die dem Klub im Jahr 1926 vermacht wurde. Auf ihr wurden zu Ehren der beiden Olympiasieger des Vereins – 1936 Dieter Arend und 1976 Thomas Strauß – jeweils eine Eiche gepflanzt.
Noch mehr Olympiasieger kamen aus dem Berliner Ruder-Club, einem Verein, der traditionell am Leistungssport orientiert ist. Von 1932 bis 2016 durften sich 20 Vereinsmitglieder mit den begehrten Medaillen schmücken. Auch die größte Rudersportveranstaltung am Wannsee wird vom Berliner Ruder-Club ausgerichtet. Seit dem Jahr 2002 wird die Regatta „Rund um Wannsee“ veranstaltet. Alljährlich um den 3. Oktober, den Tag der Deutschen Einheit, findet diese Langstrecken-Regatta mit internationaler Beteiligung statt. Es geht einmal um die „Wannsee-Insel“. Für Kinder gibt es eine kurze Strecke, bei der vom Stölpchensee bis zum Bootshaus des Vereins am Kleinen Wannsee gerudert wird. Die Erwachsenen starten in mehreren Boots- und Altersklassen. In diesem Jahr startet das Ereignis am Sonntag, den 30. September.
Die Adressen der Rudervereine in Wannsee – und aller anderen – finden Sie unter www.lrvberlin.de .
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