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Rückzugsort eines Prinzen

Eine Erinnerung an das Jagdschloss Dreilinden

Jagdschloss Dreilinden um 1880.
Jagdschloss Dreilinden um 1880.
Erschienen in Wannsee Journal April/Mai 2025

In der Nähe des Stahnsdorfer Damms erstreckt sich die Revierförsterei Wannsee, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Dennoch lässt sie sich vom benachbarten Spazierweg gut erkennen. Hier, wo heute die Försterei steht, befand sich einst das Jagdschloss des Prinzen Friedrich Karl. Tatsächlich war das Anwesen eher eine großzügige villaähnliche Residenz als ein reguläres Schloss.

Revierförsterei Wannsee
Revierförsterei Wannsee

Vom Schnapsfabrikanten an den Hochadel

Das Gelände wurde zunächst von Heinrich Bensch, dem Direktor der Salz- und Holzschifffahrt, bebaut. Er errichtete ein Herrenhaus mit einem Wohnflügel und Wirtschaftsgebäude. Heinrich Bensch hatte eine besondere Bindung zu diesem Land und ließ sich im Kaufvertrag eine Grabstelle am Jagdschloss zusichern. Als er 1858 starb, fand er seine letzte Ruhestätte im Wald; sein Grab ist bis heute erhalten.

Friedrich Karl von Preußen (1828–1885).
Friedrich Karl von Preußen (1828–1885).

Nach ihm übernahm der Schnapsfabrikant Carl Joseph Gilka, bekannt durch „Gilkas Kümmel“, das Anwesen, verkaufte es jedoch bald darauf an Prinz Friedrich Karl. Dieser beauftragte den Baumeister Nabbath mit dem Bau seines zukünftigen Jagdschlosses Dreilinden. Das stattliche Gebäude mit Vorplatz und Rondell wurde zu einem beliebten Rückzugsort für den Prinzen, der hier bis zu fünf Monate im Jahr verbrachte. Im Mittelpunkt des Rondells stand ein Runenstein – Kriegsbeute aus der Schlacht am dänischen Ort Dybbøl – dieser wurde 1951 an Dänemark zurückgegeben. Auch sein nahegelegenes Gut durfte der siegreiche Prinz auf den eingedeutschten Namen „Düppel“ taufen. Seine große Leidenschaft galt der Forstwirtschaft, nachdem er in der Landwirtschaft gescheitert war. Auf dem Gut Düppel richtete er ein Gestüt ein.

Runenstein
Der über 1000 Jahre alte Runenstein stand als Kriegsbeute vor dem Jagdschloss Dreilinden. 1951 ist er an Dänemark zurückgegeben worden. Foto: A. Förster

Ein Dichter im Jagdschloss

Der Dichter Theodor Fontane stattete dem Jagdschloss mehrfache Besuche ab. Er hatte beinahe familiäre Verbindungen zu diesem Ort: Bensch hatte das Grundstück einst von einem Leutnant Mumme erworben, einem Großonkel von Fontanes Mutter. In seinem Werk „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beschreibt Fontane den Alltag des Prinzen in Dreilinden. Zwischen drei und vier Uhr morgens, als Frühaufsteher mit wenig Schlaf, begab sich Prinz Friedrich Karl auf die Jagd im wildreichen Revier, das Rehe, Hirsche, Fasane und Kaninchen beherbergte. Die erlegten Tiere wurden verkauft. Nach der Jagd folgte das Frühstück im Forsthaus, danach stand die Kontrolle des Baumbestandes auf dem Programm, insbesondere der Neuanpflanzungen. Ein zweites Frühstück und das Mittagessen schlossen sich an, bevor der Prinz am Nachmittag erneut in den Wald zog. Abends wurden oft Dinnergesellschaften ausgerichtet, zu denen sorgfältig ausgewählte Gäste eingeladen wurden. Ein besonderes Highlight war die „Tafelrunde“, bei der hochrangige Militärangehörige und prominente Zeitgenossen zusammenkamen, unter ihnen auch Fontane. Hier herrschte eine strenge Sitzordnung, die den Rang der Gäste berücksichtigte, und es gab eigens für den Anlass eine gedruckte Menükarte. Gemeinsames Tafeln, Champagner und lebhafte Gespräche prägten diese legendäre Runde, die nie mehr als zwölf Gäste umfasste und über Jahre hinweg zelebriert wurde. Nach dem Tod des Prinzen im Jahr 1885 wurde diese Tradition nicht wieder aufgenommen.

Friedrich Wilhelm Heinrich
Friedrich Wilhelm Heinrich Bensch (1780-1858).Archiv HVZ

Das Schloss wird zur Reitschule

In den 1930er-Jahren verwandelte sich das Jagdschloss Dreilinden in eine Reitschule. Hier konnten Reiter auf den schuleigenen Pferden das Reiten erlernen. Die Leitung dieser Einrichtung hatte Hauptmann a. D. Kurt Rose, ein gebürtiger Österreicher, übernommen. Zu dieser Zeit verfügte Dreilinden auch über eine Reithalle, in der Hauptmann Rose, der seine Ausbildung in Wien genossen hatte, die ihm anvertrauten Pferde bis zur hohen Schule ausbildete. In einem der Trakte des Schlosses war zudem bereits die Revierförsterei untergebracht.

Benschgrab
2012 war das Benschgrab (Foto: A. Förster) noch eingezäunt. Davon ist fast nur noch der Grabstein geblieben.

Abriss wegen Baufälligkeit

Mit der Zeit begann der Zahn der Jahre seinen Tribut an dem Jagdschloss und seinen Nebengebäuden zu fordern. Im Jahr 1954 erreichte der Verfall einen Punkt, an dem ein Abriss unvermeidlich wurde. Heute erinnert eine Gedenktafel in der Nähe der Revierförsterei an die glanzvollen Zeiten, in denen ein Prinz in Dreilinden residierte.

Gedenktafel Jagdschloss Dreilinden
Titelbild

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