Erschienen in Lankwitz Journal August/September 2018
Brücken, Paläste, das Stadtschloss, Villen in der Berliner Umgebung und vieles mehr – die heute manchmal antiquarisch erhältlichen Fotos von Hermann Rückwardt laden zu einem Streifzug in das Berlin der Kaiserzeit ein. In einer Zeit, als die Fotografie wenigen Künstlern vorbehalten war, gehörte er zu den herausragenden Fachleuten. So sind seine Werke auch Bestandteil von Museumssammlungen.
Besonders für die Architekturfotografie hatte der 1845 in Westpreußen geborene Hermann Rückwardt ein sehr gutes Auge. Er kam erstmals 1856 nach Berlin, seine Mutter Dorothea Friderike Rückwardt begleitete ihn. Ab dem Jahr 1860 wohnte er am Wilhelmplatz 4 und besuchte die Königliche Gewerbeschule in der Niederwallstraße im heutigen Berlin-Mitte. 1868 begann der Start in die Selbständigkeit. Hermann Rückwardt übernahm das Fotoatelier Radtke in der Jägerstraße 27 in Berlin-Mitte und schloss sich dem Photographischen Verein Berlin an. Er gründete zusätzlich seinen Photographischen Verlag. Hermann Rückwardt spezialisierte sich auf Gebäude und Porträts.
Erhalten blieben vor allem die vielen Architekturfotos, die er in Sammlungen veröffentlichte. Er wurde zum Königlich-Preußischen Hofphotographen und im Jahr 1885 auch Königlich Bayerischer Hofphotograph im Auftrag von König Ludwig II. Zu seinen weiteren Auftraggebern gehörten der Magistrat von Berlin und das Preußische Ministerium für Handel, Gewerbe und Bauten. Ab 1892 war Groß-Lichterfelde der Sitz seines Unternehmens. Dort hatte Hermann Rückwardt die Villa Rückwardt in der Knesebeckstraße 2 erbauen lassen. Er galt als der erfolgreichste unter den Berliner Stadtfotografen seiner Zeit.
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