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Dr. Elise Taube – erste promovierte Ärztin in Berlin

Platzbenennung in Nikolassee beantragt

Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal Juni/Juli 2025

Intelligent und zielstrebig. Elise Taube (*1861 – Sterbedatum unbekannt) studierte Medizin, als Studieren für Frauen in Preußen eigentlich verboten war. Auch, dass sie als Frau promovierte und somit gegen sämtliche gesellschaftliche Normen verstieß, hinderte sie nicht an ihrem Fortkommen. Drei Jahre, bevor Frauen offiziell an Universitäten zugelassen wurden, war sie die erste promovierte Ärztin an der Berliner Universität. Seit 2023 vergibt die Medizinische Hochschule Brandenburg Theeodor Fontane die „Elise-Taube-Medaille“.

Harte Arbeit für ihren Traum

Elise Taube wurde 1861 in Finsterwalde geboren. Ihr Vater war der Königliche Domänen-Rentmeister Johann Friedrich Taube, die Familie erfreute sich einer guten wirtschaftlichen Lage. Zunächst besuchte sie eine Mädchenschule. Da der einzige erlaubte Beruf für Frauen Lehrerin war (den die Frauen nach der Heirat aufgeben mussten), absolvierte sie nach dem Schulabschluss eine Ausbildung am Lehrerinnenseminar in Frankfurt/Oder. Anschließend nahm sie eine Stelle als Privatlehrerin an.

Ihr Traum war jedoch, Ärztin zu werden. Aber Frauen durften noch nicht einmal ein Gymnasium besuchen. Doch Elise Taube war eine Frau, die Hindernisse als Herausforderung begriff. Im Alter von 35 Jahren bereitete sie sich im Selbststudium auf das Abitur vor, das sie mit 38 Jahren als Externe bei den Abiturprüfungen am Berliner Luisengymnasium erfolgreich bestand.

Studium als Gasthörerin

Das Abitur war nur der erste Schritt. Offiziell studieren durften Frauen noch nicht. Deshalb musste Elise Taube im Jahr 1899 noch bei jedem Professor die Erlaubnis erbitten, als Gasthörerin an seinen Vorlesungen teilnehmen zu dürfen. Erst 1908 durften sich Frauen in Preußen an der Universität immatrikulieren. 1901 bestand Elise Taube die Zwischenprüfungen – ihr Antrag auf Immatrikulation wurde jedoch abgelehnt. Als Gasthörerin bestand sie 1904 das Staatsexamen in Halle. Nun wurde sie als Ärztin zugelassen. Doch Elise Taube wollte mehr und promovierte als erste Frau in Berlin. Ihre Dissertation behandelte Rückenmarksprobleme in Schwangerschaft und Wochenbett und damit verbundene Nervenentzündungen.

Schwieriges Arbeitsfeld

Dr. Taube scheute weiterhin keine Herausforderung und begann in psychiatrischen Einrichtungen mit der Arbeit. Die damaligen „Irrenanstalten“ hatten viele Patientinnen und Patienten. Oft waren die Krankheitsbilder zwar bekannt, aber die Behandlungsmethoden nicht weit entwickelt. So wurden psychisch Erkrankte, aber auch Menschen mit geistigen Einschränkungen mit Bettruhe, Sport, Bädern und Massagen behandelt, aber auch mit Beruhigungsmitteln ruhiggestellt sowie mit Stromstößen und künstlichen Schocks traktiert. Dr. Elise Taube übte ihre Tätigkeit zunächst an der psychiatrischen Universitätsklinik Rostock aus. Diese hatte die Stelle ausdrücklich für eine Ärztin ausgeschrieben. Später arbeitete sie unter anderem in Hessen, an der „Irrenanstalt“ Buch und ab 1917 in einer privaten Nervenklinik in Nikolassee.

in der BVV Steglitz-Zehlendorf wurde die Benennung des bis dato namenlosen Platzes am Pfeddersheimer Weg, Von-Luck-Straße und Westhofener Weg nach der Medizinerin beantragt.

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