Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf Februar 2018
In Steglitz-Zehlendorf gibt es zahlreiche Wochenmärkte. Sie geben den Bürgerinnen und Bürgern im Kiez seit jeher die Möglichkeit, sich mit Lebensmitteln und weiteren Gütern des täglichen Lebens zu versorgen. Zugleich sind sie auch ein Ort der Begegnung und des Gesprächs. Im Laufe der Jahre haben sich die Märkte aber in sehr unterschiedlicher Weise entwickelt. Deshalb befassen sich die Bezirksverordneten auch immer wieder mit der Situation der Wochenmärkte. Im Folgenden nehmen die Fraktionen in der BVV zu diesem Thema Stellung.
Kranoldplatz, Hermann-Ehlers-Platz, Mexikoplatz, Onkel-Tom-Straße und weitere: Wochenmärkte an diesen Stellen versorgen die Menschen im Kiez. Obst, Gemüse, Eier, Käse, Fisch & Wurst – von Erzeugern aus der Gegend werden diese frischen Produkte in unserem Bezirk angeboten. Die CDU will die Wochenmärkte nicht nur erhalten, sie will sie stärken. Dazu gehört: keine Verkleinerung von Flächen, keine Baumaßnahmen auf den Plätzen, die zur zeitweise Reduzierung oder gar Schließung führen, sowie insbesondere Sicherstellung einer breiten Angebotspalette, inklusive Kühlware. In den Großstädten sind Märkte aber nicht nur wertvolle Tradition, sie sind auch Orte für Kommunikation, denn sie funktionieren anders, als die Discounter mit ihren Plastikverpackungen. Sie führen dazu, dass sich die Menschen treffen und miteinander sprechen, ja auch Klatsch & Tratsch austauschen und sich so mit ihrem Kiez identifizieren. Ein weiterer Grund, die Attraktivität zu verbessern. Märkte brauchen eben auch Marketing und damit müssen sie künftig Sache der Wirtschaftsförderung werden und nicht in der Hand des Ordnungsamtes bleiben!
Bernhard Lücke
In Steglitz-Zehlendorf gibt es in den verschiedenen Kiezen zahlreiche Wochenmärkte. Sie dienen der Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs. Frische Lebensmittel, Blumen, Kurzwaren oder Schuhe können auf den meisten Märkten erworben werden. Aber auch die Begegnungen mit Nachbarn und anderen Menschen im Marktgeschehen, also die Pflege sozialer Kontakte, sind ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Miteinanders und werden gern während des Marktbetriebs wahrgenommen. Meistens sind nur kurze Wege bis zum nächsten Wochenmarkt nötig, was besonders für ältere Menschen, Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder einfach für Menschen, die gern zu Fuß gehen, vorteilhaft ist. Deshalb gilt es, die Märkte unbedingt zu erhalten. Märkte, deren Attraktivität aus verschiedenen Gründen zurzeit eher gering ist, sollten wieder entwickelt werden, damit auch sie wieder ihre gewünschte Funktion erhalten. Ziel soll es sein, die Existenz der Märkte langfristig zu sichern und ihre Attraktivität gegebenfalls zu steigern, um die Nahversorgung der Menschen in den Kiezen zu sichern und ihr Miteinander zu unterstützen.
Isabel Miels
Wir alle gehen gerne bummeln, kaufen ein, geben aus. Wir tun dies in Kaufhäusern, in Läden und auf den Märkten der Straßen und Plätze. Und wir alle wissen – alles Geld, das wir dort ausgeben, kommt den Händlern zugute, fließt über Abgaben und Steuereinnahmen zurück in die öffentliche Hand und damit auch ins Portefeuille unseres Bezirks. Unser Bezirkshaushalt zeigt: Der Betrieb von Märkten ist ein einträgliches Geschäft – für Betreiber, Händler und Kunden. Je zufriedener die Kunden, desto höher der Umsatz der Händler, desto höher die Abgaben für die Betreiber, seien sie öffentlich oder privat. Deshalb ist jede Investition zur Steigerung der Attraktivität eines Marktes und seines Umfeldes – unsere Kieze – gut angelegtes Geld. Für die Gewerbetreibenden, für den Zusammenhalt im Kiez und seine Nachbarschaften. Auch weil es hilft, unnötigen Verkehr zu reduzieren. Wir Grünen in Steglitz-Zehlendorf wollen lebenswerte Zentren in unserem Bezirk. Die Märkte auf dem Kranoldplatz, in Zehlendorf-Mitte oder am U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte machen vor, welche integrative Kraft Märkte für das Miteinander in einem Kiez entfalten.
Michael Gaedicke
Noch haben einige Wochenmärkte den Charme einer „Ein-Euro-Ramsch-Reste-Rampe“: Neben wenigen Blumen-, Gemüse- und Obsthändlern und dem klassischen Imbiss prägen Klamotten-Händler und „Alles-für-den-Haushalt-Verkäufer“ das Bild. Zwangsläufig drängt sich hier der Verdacht der Geldwäsche aus illegalen Zigaretten- und Drogengeschäften auf. Doch der Anfang ist gemacht: Es gibt neue Wochenmärkte: Samstags in Zehlendorf-Mitte und auch einen Weihnachtsmarkt, ebenfalls in Zehlendorf-Mitte. Sie erfreuen sich reger Beliebtheit, sind identitätsstiftend und traditionsbildend – wichtig in einer Zeit wie heute. Die Zukunft des Einzelhandels liegt im Event-Verkauf, sagen Experten des E-Commerce. Andere Eventmärkte sind der Antik- und Kunstmarkt am „17. Juni“, hier spielt auch mal Live-Musik oder der Wochenmarkt am Winterfeldplatz - diese Märkte sind weit über ihre Grenzen hinaus für ihren ganz eigenen Charme bekannt. Steglitz-Zehlendorf kann das auch. Der Bezirk hat mit Wochen- und Eventmärkten die Chance, den lokalen Einzelhandel und Einkaufsstraßen zu stärken. Dafür ist Infrastruktur zu schaffen. Diese Chance darf nicht verpasst werden.
Peer Döhnert
Märkte sind in ihren Kiezen ein wichtiger Bestandteil, Käuferinnen und Käufer anzuziehen, von denen nicht nur die Märkte, sondern auch die übrigen Geschäfte profitieren. Deshalb begrüßt die FDP jede Initiative, einen neuen Markt zu etablieren oder einen bestehenden Markt zu erhalten. Insbesondere bei der Auswahl neuer Standorte sind jedoch auch die Belange der Anwohner zu berücksichtigen. Der Auf- und Abbau eines Marktes geht leider nicht geräuschlos vonstatten. Aus Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern entnehmen wir, dass dies nicht immer geschah. Die Kieze in den so genannten Unterzentren dürfen bei den Planungen nicht vergessen werden. Bei einer älter werdenden Bevölkerung ist gerade die Versorgung in der näheren Umgebung ein wichtiger Bestandteil für mehr Lebensqualität und Teilhabe. Der Bezirk muss privaten Interessenten helfen, geeignete Flächen für Märkte zu finden. Wir mussten die Erfahrung machen, dass es nicht gelungen war, die Idee, einen Markt vor dem Rathaus Zehlendorf zu etablieren, innerhalb einer Wahlperiode umzusetzen. So vergrault man Interessenten und motiviert sie, in anderen Bezirken aktiv zu werden.
Rolf Breidenbach
Heute beherrschen Handelsketten und Discounter, die soziale und ökologische Aspekte dem Profitstreben unterwerfen, die Lebensmittelmärkte. Viele Menschen wünschen sich eine Abkehr von diesem System. Gemeinsam mit Tausenden von ihnen hat die Linksfraktion Steglitz-Zehlendorf am 20. Januar in Berlin an der Demonstration „Wir haben es satt!“ teilgenommen und sich für „Wochenmärkte statt Weltmärkte“ starkgemacht. Wir wollen, dass Agrarprodukte sozialer, umweltfreundlicher und ressourcensparender werden. Wer regional und saisonal kauft, wer auf Bio- und Fairtradesiegel achtet und wer nicht jeden Tag Fleisch auf dem Teller benötigt, leistet einen wichtigen Beitrag zur regionalen und sozialen Wertschöpfung und schont die Umwelt. Kritische Konsument*innen wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen und wer sie unter welchen Bedingungen produziert. Detailfragen zum Produkt bleiben auf Wochenmärkten – anders als im Supermarkt – nicht unbeantwortet. Auch tickt die Uhr dort langsamer. Der Einkauf dient dem Erlebnis und dem Austausch untereinander. Probieren Sie es doch einmal aus – zum Beispiel auf dem Wochenmarkt am S-Zehlendorf.
Gerald Bader
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