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Bahnhof unter Denkmalschutz

Gestaltung orientiert sich am Botanischen Garten

1909 wurde der Bahnhof Botanischer Garten eingeweiht. Archiv Jörg Becker Immobilien
1909 wurde der Bahnhof Botanischer Garten eingeweiht. Archiv Jörg Becker Immobilien
Erschienen in Lankwitz Journal August/September 2018

Viel Glas am Treppenaufgang: Das Aussehen des 1909 eröffneten Bahnhofs Botanischer Garten ist kein Zufall – die Architekten Gustav Erdmann und Ernst Spindler spielten damit auf die Gewächshäuser des nahen Botanischen Gartens an. Diese Bauweise übernahm man anschließend auch für die Treppenaufgänge anderer Bahnhöfe. Das monumentale Empfangsgebäude, heute Wohn- und Geschäftshaus, ist hingegen massiv gemauert. Als schmückendes Element befinden sich Schachbrettmuster sowohl am Aufgang als auch an dem Häuschen, in dem sich früher die Zugabfertiger aufhielten. Auch der Zugang zu dem später eingebauten Aufzug zeigt dieses Muster. Der Bahnhof war eine Haltestelle der Wannseebahn. Ab 1933 fuhr hier die „Elektrische“, die elektrisch betriebene S-Bahn Berlin. Eine Unterbrechung des Betriebs gab es zwischen 1980 und 1985. Nach dem Streik der Reichsbahner der DDR im Jahr 1980 fuhr die Wannseebahn nicht mehr. 1984 übernahm die Berliner BVG den Betrieb, ließ die Bahnhöfe sanieren und eröffnete die Strecke 1985 erneut.

Blumen und Militär

Zur Zeit seines Baus stand der Bahnhof noch ziemlich allein. Veranlasst wurde der Bahnhofsbau durch die Terraingesellschaft Botanischer Garten. Denn in den folgenden Jahren erschloss, parzellierte und bebaute man die Grundstücke in seiner Umgebung. Um sie zu verkaufen beziehungsweise zu vermieten benötigte man einen Anschluss an Berlin, denn dort befanden sich in der Regel die Arbeitsplätze. Im Gegensatz zu der Umgebung des Bahnhofs Lichterfelde West setzte man rund um den Bahnhof Botanischer Garten vor allem auf Mehrfamilien- und Reihenhäuser.

Die schöne Umgebung lädt zu Spaziergängen ein. Liebevoll bepflanzte und gepflegte Vorgärten erfreuen das Auge. Die Bebauung stammt zu einem Großteil aus den 1920er-Jahren. Mit den Siedlungshäusern sollte für Arbeiter und Angestellte Wohnraum im Grünen geschaffen werden. Architekten waren unter anderem Mebes & Emmerich, Hans Kraffert und Otto Rudolf Savisberg. Auch die Straßennamen spielten auf den Botanischen Garten an – so münden in den Asternplatz die Limonen-, Enzian- und Tulpenstraße. Aber auch das Militär war fest in Lichterfelde verankert. Nicht weit von dem Bahnhof entfernt stand die Kaserne des Garde-Schützen-Batallions. Die dort verlaufende Straße hieß folgerichtig Gardeschützenweg. Die umliegenden Straßen – Moltkestraße, Roonstraße, Manteuffelstraße – wurden nach preußischen Militärangehörigen benannt.

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