Erschienen in Gazette Charlottenburg August 2018
Der Siegerentwurf des Wettbewerbs „Campus meets Steinplatz“ wurde umgesetzt – seit Ende Juni sind die Pflasterarbeiten und die Bepflanzung des Platzes abgeschlossen. Noch brauchen die Pflanzen aber Ruhe und Wasser, um an ihrem neuen Standort richtig anzuwachsen. Kritiker monierten, dass der Platz nicht mehr seinem historischen Vorbild entspricht. Es gab jedoch bei der Ausschreibung die Vorgabe, den Platz in Richtung Campus Charlottenburg zu öffnen und die Bedingungen für Fußgänger zu verbessern. Daher wurden Änderungen in der Platzgestaltung vorgenommen. Nach wie vor befinden sich das Denkmal für die Opfer des Stalinismus und das 1953 errichtete Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus am Platz. Letzteres besteht aus den Muschelkalkquadern der zerstörten Synagoge an der Fasanenstraße und ist das älteste Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin West. Eine Büste des Namensgebers Freiherr Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein steht ebenfalls auf dem Platz.
Der Staatsmann und Reformer wuchs in Nassau im heutigen Rheinland-Pfalz auf, studierte Jura, Geschichte und Kameralwissenschaften, die der Vorläufer der Wirtschaftswissenschaften waren. 1780 trat der junge Stein als Referendar in den preußischen Staatsdienst ein. Die Liberalität des preußischen Staats gefiel ihm und er sah für sich selbst gute Aufstiegschancen. Bereits nach vier Jahren zeichnete er für den Bereich Bergbau im Westfälischen Teil des Preußischen Staates verantwortlich. Er erweiterte seine Kenntnisse durch Reisen nach England. Von seinen Vorgesetzten wurde das diplomatische Geschick Steins schnell erkannt, eine Laufbahn in der Diplomatie lehnte er jedoch immer wieder ab. 1787 übernahm er die Leitung der märkischen Kriegs- und Domänenkammern Hamm. Er organisierte die Befestigung von Chausseen, was es in Deutschland bisher kaum gab. Dabei verzichtete er auf Frondienste – die Zwangsverpflichtung von Bauern, die zu jener Zeit noch üblich war. Er erwies sich als Kenner in Wirtschaftsfragen und war darüber hinaus auch noch überaus tüchtig. So war es nur folgerichtig, dass er 1804 als königlicher Finanz- und Wirtschaftsminister nach Berlin berufen wurde. Da er jedoch Kritik an der preußischen Verwaltung äußerte und den Kampf gegen Napoleon unterstützte, bei dem Preußen 1806 unterlag, wurde er vom König Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1807 entlassen. Doch er hatte Unterstützer – ironischerweise auch Napoleon, der ihn für einen Befürworter seiner Politik hielt – und dank deren Einsatz machte man ihn im gleichen Jahr zum Staatsminister. In dieser Funktion trieb er gemeinsam mit Hardenberg die preußischen Reformen voran, bei denen die Leibeigenschaft und Erbuntertänigkeit aufgehoben wurden. Im Zuge dieser Reformen wurde die freie Berufswahl in Preußen möglich.
Das Hotel am Steinplatz gilt als beispielhaft für Bauwerke im Jugendstil. Das Luxushotel, das heute zum internationalen Unternehmen Mariott gehört, war im Jahr 1907 als Wohnhaus errichtet worden. Bereits 1913 wandelte man es in ein Luxushotel um, das im Zuge der Oktoberrevolution besonders russische Adelige und wohlhabende Intellektuelle anzog. Während des Zweiten Weltkriegs blieb das Hotel unzerstört.
In der Nachkriegszeit wurde der Hotelier Heinz Zellermayer berühmt, weil er die US-Alliierten davon überzeugte, die Sperrstunde abzuschaffen. Die Bar „Volle Pulle“ im Hotel war ein fester Treffpunkt für Künstler.
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