Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal April/Mai 2017
Viele Menschen in Schlachtensee und Nikolassee haben darauf gewartet: Seit Februar 2017 steht auf dem kircheneigenen Parkplatz an der Wasgenstraße 49 ein VW up bereit, der dem Carsharing-Unternehmen GREENWHEELS gehört. Einstimmig beschloss der Kirchenvorstand der Gemeinde „Zu den zwölf Aposteln“, dem bewährten Carsharing-Anbieter für eine Pilotphase von einem Jahr den Standplatz mietfrei zur Verfügung zu stellen. Damit möchte der Kirchenvorstand den Appell von Papst Franziskus unterstützen, angesichts der Zerstörung der Umwelt die eigene Mobilitätspraxis zu überdenken und Alternativen zu entwickeln.
Um das Carsharing-Auto nutzen zu können, ist eine einmalige kostenlose Registrierung bei GREENWHEELS erforderlich, bei der Identität und Führerschein überprüft werden. Danach erhält man eine GREENWHEELS-Karte, mit der man – nach vorheriger Meldung der Buchungswünsche per Telefon, Handy oder Internet – das Auto benutzen kann. Weitere Informationen unter www.greenwheels.com.
Allgemein gilt: wenn jemand weniger als 15.000 km im Jahr fährt, ist Carsharing preiswerter als ein eigenes Auto. Außerdem entfällt die Sorge für Versicherungen, Kraftfahrzeugsteuer, Wartung und Abschreibung; es werden nur die gefahrenen Kilometer berechnet, gestaffelt nach wählbaren Tarifmodellen; eine Kaution ist nicht erforderlich, wohl aber eine Kostenbeteiligung bei selbstverschuldeten Unfällen. Nach Beendigung der Fahrt bringt man das Auto an den Standort zurück.
Die „Bewahrung der Schöpfung“ ist auch für die christlichen Gemeinden in Berlin eine pastorale Herausforderung. Die Papst-Enzyklika „Laudato si“ 2015 hat in eindringlichen Worten den Umweltschutz als fundamentales Thema in der Theologie verankert und damit das persönliche Verhalten eines jeden Christen angesprochen. „Ein Trompetenweckruf“, so würdigte der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer in seinem jüngsten Buch „Unsere Erde ist zu retten“ den Vorstoß des Papstes. Unser Lebensstil, der bisher als Privatsache gilt, unterliegt fortan dem moralischen Prüfstand und erfordert eine Gewissenserforschung. Dazu gehört auch die Mobilitätspraxis, gerade hier im Berliner Südwesten mit seiner hohen Autodichte: Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf hat die höchste Zahl an zugelassenen PKW in Berlin.
Natürlich weiß der Papst um die Bequemlichkeit des Menschen und spricht von der erzieherischen Herausforderung, die darin liegt, all die Menschen in Europa, die in Wohlstand und Konsum aufgewachsen sind, zu einer Änderung ihrer Gewohnheiten zu bringen. Selbst der Weg zum Brötchenkauf wird ja oft mit dem Auto getätigt, wenn es nun einmal vor der Tür steht. Bei aller grundsätzlichen Einsicht in den Umweltschutz: Zwischen Bewusstsein und Verhalten klafft immer noch eine riesige Lücke. Schlichte Bequemlichkeit, eingefahrene Gewohnheitsmuster oder Gedankenlosigkeit stehen genauso oft einer Verhaltensänderung entgegen.
Die katholische Gemeinde hat einen Arbeitskreis „Bewahrung der Schöpfung“ eingerichtet, der weitere Impulse für die Menschen in Schlachtensee und Nikolassee geben will und dafür auch weitere Mitstreiter sucht. Auto-teilen ist dabei ein erster Schritt. Die Erfahrung zeigt, dass Carsharing–Nutzer wieder bewusster mit dem Fahrrad fahren oder sich anderer Mobilitätsweisen erinnern. Dazu gehören beispielsweise die Bildung von Fahrgemeinschaften; gemeinsames Einkaufen und der Austausch von Fahrrad-Anhängern. Kontakte und Informationen über das Pfarrbüro Tel. 805 862 970 oder pfarrbuero@hl-12-apostel.de.
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