Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau April 2017
Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hat eine Wanderausstellung erarbeitet, die an die frühen Konzentrationslager in der damaligen Provinz Brandenburg erinnert. Viele dieser oft kurzzeitigen Folterstätten sind heute vergessen. Im Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße informiert sie nun über die einzelnen Lager und über Biografien von Inhaftierten.
In den Wochen und Monaten nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten verschleppten SA-Standarten, SS und Polizei in allen Regionen Brandenburgs vor den Augen der Öffentlichkeit politische Gegner der neuen Regierung. Hierzu gehörten vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, darunter auch viele Abgeordnete von Stadt- und Kreisparlamenten. Leerstehende Fabrikgebäude, Garagen, alte Schulen oder Keller wurden als frühe Konzentrationslager genutzt, wo die Verhafteten gedemütigt, misshandelt und gefoltert wurden. Viele überlebten die Torturen nicht. Lokalzeitungen berichteten breit über die Verhaftungen und Konzentrationslager.
Bereits am 21. März 1933 richtete die SA in Oranienburg das erste KZ Preußens ein; in den Monaten danach kamen weitere sieben Lager in Alt-Daber bei Wittstock, Börnicke bei Nauen, Brandenburg/Havel, Havelberg, Meissnershof bei Velten/Hennigsdorf, Perleberg und Sonnenburg hinzu. Bis Oktober 1933 löste die NS-Regierung die meisten der spontan eingerichteten Folterstätten und kleineren Lager zu Gunsten von größeren Konzentrationslagern wie Oranienburg und Brandenburg auf.
Die Ausstellung am Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße, Werner-Voß-Damm 54 a, 12101 Berlin, ist bis zum 2. Juli 2017 zu sehen. Geöffnet ist Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Sonntag: 14 bis 18 Uhr, Montag bis Freitag für Besuchergruppen nach tel. Vereinbarung von 10 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Eine kostenlose öffentliche Führung findet jeden Sonntag um 14 Uhr statt.
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