Erschienen in Gazette Charlottenburg Mai 2017
Als einer der ältesten Rollstuhlsportvereine der Bundesrepublik wurde der gemeinnützige ROLLSTUHL-SPORT-CLUB BERLIN E.V. (RSC Berlin e. V.) im März 1967 gegründet. Mit dem Ziel, den Rollstuhlsport zu pflegen und ihn in Berlin als Rehabilitationssport, zur Erhaltung der Gesundheit und zur Steigerung der Leistungsfähigkeit zu fördern. Dazu sind bis heute im Sinne des integrativen Sports im Verein Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gleichermaßen herzlich willkommen zu gemeinsamem Sport und zu Veranstaltungen. Sich selbst davon überzeugen können die Gäste am 13. Mai 2017 in der Sporthalle der Charlottenburger Peter-Ustinov-Schule. Die sonst für den Vereinssport seit nunmehr 16 Jahren kostenlos zu nutzende Heimathalle des RSC Berlin, hat der Verein für diesen besonderen Tag gemietet und überlegt, auch Bundesminister Wolfgang Schäuble dazu einzuladen.
Einer der die letzten 13 Jahren dabei ist, ist Tom Kowalzik, seit zehn Jahren Abteilungsleiter des Bereichs Tischtennis, seit drei Jahren Vereinsvorsitzender und Übungsleiter für REHA-Sport. Der ehemalige Gleisbauer und Eisenbahner kam aus Mecklenburg nach Berlin.
Dienstag und Donnerstag ab 16 Uhr hat er sein Trainer-Auge auf die Tischtennisgruppen gerichtet und ist auch sonst Ansprechpartner für kleine und größere Probleme der Mitglieder. Mit dem Rollstuhl ist er schnell zur Stelle und weiß, dass viele immer wiederkommen, weil er sie schon lange kennt und persönlich begrüßt. „Die Leute, die hierher kommen, sind in Ordnung. Und natürlich spiele ich mit ihnen und nicht gegen sie“, erklärt er, der selbst hier auch Badminton spielt und mitentscheidet, wer in den Verein aufgenommen wird, denn er weiß, „die jeweilige Beeinträchtigung, der Sport und die Leute müssen zusammen passen.“
Weitere Sportangebote des Vereins in der barrierefreien Halle, die keiner mehr missen möchte, sind Basketball, Zumba, E-Hockey und E-Rollstuhlsport, mit dem steten Ziel der Steigerung des Leistungsniveaus im Rahmen der individuellen Möglichkeiten eines jeden. Breiten- und Leistungssport mit erfolgreichem nationalem und internationalem Liga-Betrieb halten sich dabei die Waage, und auch die Weiterführung stationärer Rehabilitation hat hier ihren Platz gefunden. Regelmäßige Lehrgänge garantieren Nähe zur aktuellen Entwicklung rund um den Sport. Dass der Spaß dabei immer im Vordergrund steht, beweisen die vielen fröhlichen Gesichter, die einem an den Nachmittagen begegnen. Sportrollstühle flitzen da durch die Halle, elegante Wendungen gelingen gut trainierten Menschen, deren meiste Kraft im Oberkörper liegt, wie Tom´s kräftiger Händedruck verrät.
Rund 109 aktive und passive Mitglieder zwischen 15 und 77 Jahren zählt der Verein, deren Altersdurchschnitt bei 45 Jahren liegt. Überwiegend Beeinträchtigungen durch unfallbedingten Querschnitt prägen das Bild, Nichtbeeinträchtigte dürfen bedingt an den Wettkämpfen teilnehmen – wenn sie sich dazu in den Sport-Rollstuhl begeben. Der wird immer noch nicht von den Krankenkassen getragen – auch wenn er wichtiges Hilfsmittel ist, um Menschen mit Beeinträchtigung gleichberechtigte Lebensqualität über den Sport zu vermitteln. Die Mitgliedsbeiträge orientieren sich am jeweiligen Einkommen. Nach den Paralympics in Tokio im Jahr 2020 wird die Mitgliederzahl wieder steigen, vermutet Tom, der Interessierte zu den Sportnachmittagen in der Halle herzlich einlädt.
1967 begann der Verein mit dem Rollstuhlsport-Angebot Bogenschießen und Tischtennis, damals noch in wechselnden Hallen in Tempelhof. Ein Gründungsmitglied erinnert als Ehrenmitglied noch heute daran: Wolfgang Wenk.
Auch der ehemalige Berliner Innensenator Ehrhart Körting ist Ehrenmitglied des Vereins, in dem seine Tochter Spielerin der Basketball-Rollstuhlmannschaft ist.
Der RSC Berlin e. V. ist Mitglied des Behinderten-Sportverband Berlin e. V. und des Deutschen-Rollstuhl-Sportverband e. V.
Derzeit kommen aus allen Bezirken die Sportfreunde in die Halle an der Kuno-Fischer-Straße und nehmen die oft unbequemen Anfahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf sich. Aus Pankow kommen sie, aus Kreuzberg und aus Schöneberg. – Nur wenige sind aus der direkten Umgebung in Charlottenburg. Beim Sport treffen sie sich, private Kontakte außerhalb der Halle sind eher selten, wohnortbedingt. „Aber am Herrentag oder einmal monatlich beim gemeinsamen Essen der Tischtennistruppe wird es auch schon mal privater“, erzählt Tom.
Mehr Zuschauer wünscht er sich bei den Wettkämpfen, mehr Aufmerksamkeit für Seinesgleichen, denn auf die Anfrage bei 80 Schulen nach Sport-Nachwuchs für den Verein, kam gerade mal eine Antwort…
Zukünftig noch mehr Projekte machen zu können, mit Organisationen wie AKTION MENSCH und anderen Einrichtungen, hängt – wie in vielen Vereinen – auch hier am Geld.
Dass das Budget nicht zu knapp wird, dafür sorgen die Mitgliedsbeiträge – und Sponsoren und Spender vom Juristen bis zum Gesundheitszentrum, die mit dazu beitragen, dass sich Menschen im RSC Berlin e. V. sportlich betätigen und aktiv in eine Gemeinschaft Gleichgesinnter einbringen können. Dass dies auch die nächsten 50 Jahre so bleibt und sich hin zu einer besseren Wahrnehmung der Menschen mit Beeinträchtigung weiterentwickelt, wünschen sich nicht nur die Vereinsmitglieder.
Weitere Informationen und Termine unter www.rscberlin.de
Jacqueline Lorenz
Spendenkonto:
Kontoinhaber: RSC Berlin e. V.
Kreditinstitut: Deutsche Postbank AG
IBAN: DE45 1001 0010 0014 0951 03
BIC: PBNKDEFF
Verwendungszweck: Spende (optional: Abteilung, Projekt, o.a.)
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