Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal August/September 2017
Nur ein leises Summen ist zu hören, während die Sandbiene suchend von Blüte zu Blüte fliegt. Dabei ging es hier einst ziemlich laut zu. Wo heute Kröten, Wildschweine, Insekten und viele erholungssuchende Menschen unterwegs sind, arbeiteten bis 1983 noch Maschinen. 1966 nahm man die Sandgrube im Jagen 86 in Betrieb und belieferte die Baustellen der Stadt. Heute braucht man viel Fantasie, um sich ein geschäftiges Treiben von Menschen und Maschinen vorzustellen. Die Sandgrube ist eine ganz besondere Oase im ohnehin schon erholsamen Grunewald. Bis in die 1960er-Jahre wuchsen auf dem Gelände noch Kiefern und Eichen, dann kamen die Bagger und schufen die Sandgrube.
Die 18 Hektar große Grube, aus der Feinsand gewonnen wurde, verfügt heute über mehrere Zonen. Eins ist das Feuchtgebiet, in dem sich Senken befinden, die unterhalb des Grundwasserspiegels liegen. Sie sind mittlerweile mit Wasser gefüllt und bieten Lebensräume für Moorfrösche, Libellen und Erdkröten. Auch Ringelnattern wurden schon gesichtet. Selbst Graureiher und Zwergtaucher halten sich an den kleinen Gewässern auf. Die kleinen Teiche mit den moorigen Rändern sind auch beliebte Schönheitsfarmen für Wildschweine, die hier ihre Schlammbäder nehmen. Der Besucher sollte Abstand halten, denn insbesondere wenn Frischlinge dabei sind, können die Wildschweine äußerst aggressiv auf neugierige Spaziergänger reagieren. Und Hunde gehören hier – wie überall im Grunewald außerhalb der Auslaufgebiete – unbedingt an die Leine.
Am südlich gelegenen Hang entgegen halten sich alle Tiere auf, die den warmen Sand lieben. Insekten bauen hier ihre Nester, deshalb müssen die eingezäunten Areale unbedingt respektiert werden. Wer Ruhe und Geduld mitbringt, kann Sandbienen, Zauneidechsen und Blauflüglige Ödlandschrecken beobachten.
Seit 1992 steht dieses Naturparadies „aus zweiter Hand“ unter Naturschutz. Die Sandgrube ist nicht allzuweit vom Bahnhof Grunewald entfernt und ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Kindergartengruppen, die hier nicht nur Erholung finden, sondern dank informativer Tafeln auch viel über die Fauna und Flora des Geländes erfahren.
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