Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau April 2017
Im heutigen Istanbul – damals Konstantinopel – erblickte Nicolaus Prinz von Handjery im Jahr 1836 das Licht der Welt. Sein Vater war der russische Staatsbeamte Fürst Telemach Handjery, die Mutter war eine gebürtige Deutsche, Caroline Handjery, geborene von Glasenapp. Als Nicolaus neun Jahre alt war, zog die Familie nach Deutschland. Der Weg führte sie erst nach Dresden, dann ging es weiter nach Berlin. 1851 wurde Nicolaus deutscher Staatsbürger. Nach dem Abitur und Jurastudium ging er zunächst zum Militär, schied jedoch bereits nach vier Jahren aus gesundheitlichen Gründen aus.
Anschließend trat er eine Stelle als Auskultator – die erste Stufe zur Ausbildung in der Preußischen Justizverwaltung – am Berliner Kammergericht an. Seine Karriere führte ihn in den Staatsdienst und im Dezember 1867 in den Landkreis Jüterbog-Luckenwalde, in dem er zunächst die Vertretung des Landrats übernahm. Anschließend vertrat er den Landrat von Teltow.
Er ging in die Politik – in den Jahren 1868 bis 1874 saß er für den Wahlkreis Potsdam 10 – Teltow-Beeskow-Storkow im Preußischen Reichstag. Zusätzlich war ab 1870 Landrat des Landkreises Teltow, zu dem unter anderem die Landgemeinden Zehlendorf, Nikolassee, Wannsee, Steglitz, Lichterfelde und Lankwitz gehörten. Seine Zeit als Landrat dauerte bis 1885. In dieser Zeit musste der Landkreis herbe Bevölkerungsverluste hinnehmen, denn Charlottenburg wurde am 1. Januar 1877 zum eigenen Stadtkreis erklärt und schied aus dem Landkreis aus. Doch später kam es noch schlimmer – mit der Eingemeindung zahlreicher Dörfer im Jahr 1920 zu Groß-Berlin verlor der Landkreis Teltow fast 90 Prozent seiner Bevölkerung. Doch das erlebte Prinz Handjery nicht mehr. 1885 verließ er den Landkreis Teltow, da er zum Regierungspräsidenten des Bezirks Liegnitz in Schlesien ernannt wurde. Dort arbeitete er zehn Jahre lang, bis er aus dem Staatsdienst entlassen wurde. Fünf Jahre später – am 7. Dezember 1900 starb Nicolaus Prinz von Handjery und wurde in Schöneberg neben seiner Mutter Caroline beerdigt.
Heute erinnern die Handjerystraße in Friedenau, die gleichnamige Straße in Adlershof sowie die Prinz-Handjery-Straße in Zehlendorf an den ehemaligen Landrat.
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