Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Juli 2017
Bereits bei der Errichtung des Schulhauses in den Jahren 1901 bis 1902 wurde im Schulturm ein mechanisches Turmuhrwerk eingebaut.
Seither verrichtet es ohne nennenswerte Störungen seinen Dienst. Ein großes hölzernes Pendel wird von schweren Gewichten in Gang gehalten. Ursprünglich mussten die Gewichte vom Pedell (Hausmeister) der Schule täglich mit einer großen Handkurbel aufgezogen werden. Heute wird diese Arbeit von einem automatisch angesteuerten Elektromotor übernommen.
Vom Uhrwerk wird die Anzeige über Kardanwellen und Getriebe auf zwei große Zifferblätter an der Turmaußenseite übertragen. Über Seilzüge und Umlenkhebel steuert das Uhrwerk zusätzlich vier Schlagglocken an, jeweils zwei für die Viertelstunden und zwei für die vollen Stunden. Die vollen Stunden werden allerdings nur bis zur 12 angeläutet.
1902 wurde bei der Zeitmessung noch nach vormittags und nachmittags unterschieden, so dass auf 12 Uhr mittags 1 Uhr nachmittags folgte.
Ein Schwachpunkt jeder mechanischen Uhr ist ihre Temperaturabhängigkeit. So dehnt sich das Pendel bei Erwärmung aus und die Uhr wird langsamer. Eine Einhausung des Uhrwerks sowie eine kleine Heizung für den Winter helfen starke Temperaturschwankungen abzumildern.
Das Uhrwerk der Friedrich-Bergius-Schule ist keine Einzelanfertigung, sondern wurde aus serienmäßig gefertigten Einzelteilen in Form eines frühen Baukastenprinzips zusammengefügt. Die Herstellerfirma konnte auf diese Weise flexibel auf Kundenwünsche eingehen.
Unsere Uhr wurde im Jahre 1902 von dem Uhrmachermeister Friedrich Wilhelm Löbner hergestellt. Löbner, der auch einer der Mitbegründer des TSC Friedenau war, wurde 1836 in Torgau geboren.
1874 eröffnete er in der Rheinstraße 58/59 seine Uhrmacherwerkstatt. Heute befindet sich dort die Firma Lorenz. Später gründete er in der Potsdamer Straße 23 nahe der Potsdamer Brücke eine Uhren- und Präzisionsfabrik, die das Königshaus und viele Mechanische Betriebe belieferte.
Löbner gilt als der Erfinder der „Tausendstelsekunde“. Von ihm stammt auch die Turmuhr an der Friedenauer Kirche „Zum guten Hirten“ am Friedrich-Wilhelm-Platz. Seine Wohnung hatte er in der Lauterstraße 7. Im gleichen Haus hatte der Uhrmacher Otto Fritz (1858 – 1925) sein Uhrengeschäft. Löbner verstarb 1921 und wurde auf dem Friedenauer Friedhof an der Stubenrauchstraße beerdigt. Sein Grab ist heute neu belegt.
Alexander Bauwe, Leiter des Schul- und Stadtteilmuseums Friedenau an der Friedrich-Bergius-Schule / Lo
Auf Ihren Besuch freuen sich Schulleiter Michael Rudolph und Alexander Bauwe, AG „Junge Historiker“
Friedrich-Bergius-Schule
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Tel.: 030/90277-7910
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