Erschienen in Lichterfelde Ost Journal August/September 2017
„Nach meinem stressigen Tag und bei diesem herrlichen Wetter könnte ich gleich hierbleiben“, erklärte Umweltstadträtin Maren Schellenberg und sprach damit so manchem aus dem Herzen. Als Krönung umfangreicher Sanierungsarbeiten rund um den Teich des Gemeindeparks Lankwitz pflanzte sie am letzten Tag im Mai eine junge Blutbuche, die – auch Purpurbuche genannt – eigentlich eine Spielart der Natur ist und als Mutation der Rotbuche erst im 18. Jahrhundert kultiviert wurde. Sie nimmt nun den Platz ihrer krankheitsbedingt gefällten Baum-Vorgängerin ein. Ihre geschätzt 70-jährige Nachbarin, ebenfalls eine Purpurbuche, schaut mit leisem Rauschen auf sie herab. Doch geschützt in deren Windschatten wird die etwa 15 Jahre lang im Substrat-Container gezogene Jung-Blutbuche bald ihre neu entdeckte Freiheit zu schätzen wissen und die Äste der Sonne entgegen recken. Im Herbst wird auch sie vergrünen und bis zum kommenden Frühjahr ihrem Namen kaum gerecht werden.
Beste Wünsche für ihre gute Eingewöhnung am Rande des frisch sanierten Teiches übermittelten vor Ort Bezirks-Vertreter des Gartenbau- und Grünflächenamtes, der Stadtplanung, der Revierleitung und des BUND. Sie alle hatten mit dazu beigetragen, dass das Gartendenkmal mit seinem Teich als Herzstück wieder das geworden ist, was einst mit der Parkeröffnung am 2. September 1911 seinen Anfang nahm: Eine Ruheoase für erholungssuchende Bürger und ein lebensfreundliches Biotop für seine auf dem, am und im Wasser lebenden Individuen.
Holger Friedrich (BUND), der ehrenamtlich und mit fachlichem Rat die Renaturierung des Gewässers begleitete, zeigt sich zufrieden angesichts des nach bereits kurzer Zeit wiedergekehrten Lebens: Da quaken unter üppiger Weide erste Frösche, Enteneltern führen vom neuen Entenhaus inmitten des Teichs aus ihre Jungen schnatternd ins Parkleben ein und Fische schnappen hier und da nach Mückenlarven dicht über der Wasseroberfläche. Wie sie in den 4750 Quadratmeter großen Teich kommen? Holger Friedrich weiß die Antwort: „Die Wasservögel bringen an ihren Schwimmfüßen haftenden Fischlaich aus anderen Gewässern in den Teich mit und tragen so auf ihre Weise zu seiner Wiederbelebung bei.“
Über die Jahre hatte sich die Wasserqualität des Teiches stetig verschlechtert, bedingt durch intensives und schädliches Füttern der Wasservögel durch die Besucher sowie durch zunehmende Verschattung und Laubeinfall.
Die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen rund um den Teich hatten im vergangenen Herbst begonnen: Vorhandener Schlamm wurde abgesaugt,
kranker Uferbewuchs entfernt, verrottete Uferverbaue eingeschüttet. Die Wege rund um den Teich wurden aufgearbeitet, ein naturnaher Uferbereich mit Gehölzen und Stauden geschaffen. Rund 330.000 Euro kosteten die Sanierungsmaßnahmen, die überwiegend über Ausgleichsmittel des Umwelt- und Naturschutzamtes sowie Unterhaltungsmittel des Straßen- und Grünflächenamtes finanziert wurden. Doch das war nur der Anfang. Nächstes Ziel sei die Sanierung des Teiches im Stadtpark Steglitz, erklärt Maren Schellenberg.
Junges Grün erobert nun die flache Uferböschung am Gemeindepark-Teich. Mit Freuden sehen es Peter und Hannelore S. aus Lankwitz. Jeden Tag sind sie hier. Sie erzählen, dass sie heute die ersten Frösche gehört haben.
Die Tiergehege im Park mit Ziegen und Dammwild besuchen sie besonders gerne. Sehr gepflegt sei die Anlage, auch wenn immer wieder Vandalismus am 1926 errichteten Krieger-Ehrenmal sichtbar sei.
Denn da sind die anderen Parkbesucher, die Peter und Hannelore nur zu gut kennen und fast täglich beobachten können: Sie schwimmen zur Enteninsel, zertreten das junge Grün und reißen frisch gepflanzte Sträucher aus, um mehr Liegeplatz zu haben; oftmals unbedacht, häufig aus Rücksichtslosigkeit. – So wie das Pärchen, das Enteneltern und -Küken an diesem letzten Tag im Mai mit Brot überhäuft, die Reste in den Teich wirft: „Weil wir das schon immer so gemacht haben.“ Der Erklärung der Bezirksstadträtin, dass dies für Gewässer und Wildvögel gleichermaßen schädlich sei, begegnen beide mit Ignoranz.
Dem Gemeindepark und seinen Bewohnern sei zu wünschen, dass die überwiegende Zahl der zukünftigen Besucher mehr Einsicht und Verständnis zeigt – zum Wohle von Natur und Erholungsoase.
Jacqueline Lorenz
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