Erschienen in Gazette Charlottenburg August 2017
Im November 2016 begann die Sanierung der Brunnenanlage im Schlossgarten Charlottenburg. Nach Abschluss der Arbeiten haben der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, und Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann die Fontäne am 11. Juli wieder in Betrieb genommen. Zudem erfolgte in den vergangenen Wochen die Sommerbepflanzung der Kompartimente des seit 2001 wiederhergestellten französischen Parterres am Schloss.
Der 1967 – nach Versailler Vorbild errichtete – achteckige Springbrunnen war undicht geworden und die Betonsohle durch Frost- und Taupunktwechsel stark angegriffen. Die korrodierte Bewehrung der Stahlbetonkonstruktion lag frei, zudem hatten sich die Fugen zwischen den einzelnen Stahlbetonplatten geöffnet.
Um die Konstruktion zu erhalten und dennoch die notwendige Dichtigkeit der Anlage zu erreichen, wurden auf die vorhandene Konstruktion zwei Schichten Gussasphalt mit eingelegten Abdichtungsbahnen aufgebracht. Dieses System zeichnet sich u. a. dadurch aus, dass es fugenfrei verbaut wird und die nachhaltige Abdichtung gewährleisten kann. Darüber hinaus gleicht es dank seiner Flexibilität die thermischen Spannungen aus, die die Ursache für das entstandene Schadensbild waren. Ferner wurden der marode Pumpensumpf und die umlaufende Natursteinabdeckung saniert. Zahlreiche Blöcke mussten ergänzt und die Oberflächen gereinigt werden. Erneuert wurde hier auch der Fugenverguss. Die Fontäne erhielt eine neue Pumpentechnik sowie eine neue Fontänendüse. Die Sanierung hat etwa 140.000 Euro gekostet.
Der Schlossgarten Charlottenburg zeigt sich wieder in sommerlicher Pracht. Von der Ringel- über die Studenten- bis hin zur Wunderblume wurden in den vergangenen Wochen mehr als 20.000 Blumen in 25 Arten und Sorten gepflanzt. Da weder Pflanzenlisten oder Pflanzpläne für die Rabatten in Charlottenburg überliefert sind, wurden für die Bepflanzung Bücher aus der Zeit um 1700 sowie die Pflanzensammlung des Hortus Eystettensis (Garten von Eichstätt) als Quellen herangezogen.
Außerdem wurden ca. 500 Orangeriepflanzen (z. B. Granatapfel, Olive, Lorbeer und Bleiwurz) aus ihrem Winterquartier in den Schlossgarten transportiert und aufgestellt. Eine ganz besondere Wertschätzung verdient hier die Pomeranze (auch Bitterorange genannt) im Orangengarten, die seit etwa 500 Jahren in Europa kultiviert wird und zu den bedeutendsten Orangeriepflanzen des Barock zählt.
Die Kurfürstin und spätere erste Preußenkönigin Sophie Charlotte (1668-1705) ließ den Charlottenburger Schlossgarten ab 1695 von Siméon Godeau (1632-nach 1716), einem Schüler des berühmten Versailler Hofgärtners André Le Nôtre (1613-1700), anlegen. Diese kunstvoll im französischen Stil inszenierte Anlage wurde um 1790 unter Beibehaltung des barocken Achsensystems zu einem Landschaftsgarten nach englischem Vorbild umgestaltet, der bis heute in weiten Teilen erhalten ist. Nach den schweren Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurde der Barockgarten am Schloss rekonstruiert und der malerische Landschaftsgarten restauriert. So sind heute bei einem Spaziergang durch den Charlottenburger Schlossgarten 300 Jahre Gartenkunst zu erleben.
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