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Der Sintflutbrunnen am Perelsplatz in Friedenau

Exponat des Monats – vorgestellt von der AG „Junge Historiker“ der Friedrich-Bergius-Schule

Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau September 2017
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Foto: Asya Ö. und Sören L., Klasse 10b
Foto: Asya Ö. und Sören L., Klasse 10b

In direkter und unmittelbarer Nähe der Friedrich-Bergius-Schule befindet sich ein ganz besonders gestalteter Springbrunnen: Der Sintflutbrunnen am Rande des Perelsplatzes wurde ursprünglich für die Pariser Weltausstellung 1896 gestaltet und stand dort im Deutschen Pavillon. Er wurde von dem bekannten deutschen Bildhauer Paul Aichele entworfen. Paul Aichele – 1859 in Markdorf geboren – besuchte zwischen 1875 und 1877 die Kunstgewerbeschule Stuttgart. Kurz darauf setzte er seine Studien bis 1880 an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin fort.

Der Sintflutbrunnen stellt neben vielen Kleinplastiken das Hauptwerk des 1920 viel zu früh verstorbenen Aicheles dar. Das Thema der Sintflut mit den Aspekten Reinigung, Erneuerung und Bestrafung durch Wasser wurde in der Kunst vielfach aufgegriffen. Weitere Interpretationen von Künstlern wie beispielsweise Ferdinand Lepcke stehen in Brunnenform in Coburg und in Bromberg (Polen).

1909 wurde der Sintflutbrunnen von Aichele in größeren Modulen nach Berlin gebracht und zunächst auf dem damaligen Hamburger Platz aufgestellt, der sich am oberen Südwestkorso befand. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts musste dieser der Vergrößerung des Friedenauer Friedhofes weichen. Schon 1931 wurde der Sintflutbrunnen dort abgebaut und auf den ehemaligen Maybachplatz – den heutigen Perelsplatz – versetzt.

Kein Geringerer als der Gartenarchitekt Fritz Zahn plante und gestaltete diesen Platz ab 1907 als grünen Stadtplatz mit Birken, Eiben und üppigen Rhododendren, an dessen Rand der Sintflutbrunnen bis heute einen würdigen Standort hat.

Der rund fünf Meter hohe Sintflutbrunnen besitzt ein Brunnenbecken mit einem prächtigen Rand aus Muschelkalk. Dieser hat einen Durchmesser von etwa sieben Metern. Aus der Mitte des Beckens erhebt sich ein Felsblock, auf dem sich eine Figurengruppe aus Sandstein befindet. Am unteren Felssockel ist ein Paar dargestellt, das sich vor dem Ertrinken zu retten versucht. Oben auf der Spitze des Felsens sitzt eine Frau, die ihr – offensichtlich unter großen Anstrengungen – gerettetes Kleinkind glücklich in den Armen hält.

Der Sintflutbrunnen versinnbildlicht mit seiner kleinen Figurengruppe den Kampf um den letzten sicheren Platz zum Überleben.

Asya Ö., Klasse 10b / Lo

Titelbild

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