Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal Oktober/November 2017
Zierlich, dunkle Haare und ein großes Kunstverständnis: Als neue Leiterin des Kulturamtes Steglitz-Zehlendorf erinnert Dr. Brigitte Hausmann nicht nur optisch an ihre Vorgängerin Doris Fürstenberg, die nun nach vierwöchiger Einarbeitungszeit ihrer Nachfolgerin das Kulturzepter übergeben hat und damit eine solide Basis, auf welche die erfahrene Kunsthistorikerin und Master of Business Administration (MBA) bauen kann. Dr. Brigitte Hausmann ist sich wohl der Leistung bewusst, die in dem Lebenswerk von Doris Fürstenberg steckt, mit der sie sich „auf einer Wellenlänge“ fühlt. Sie erklärt: „Auf meine Vorgängerin ist das hohe Niveau der Schwartzschen Villa zurückzuführen. Einerseits hat sie über die Jahre vielen guten Künstlern Chancen geboten, andererseits unzählige kulturinteressierte Menschen erreicht. Mit einem ausgewogenen Gleichgewicht von Kontinuität und Wandel möchte ich ihr Lebenswerk und die Galerie weiterentwickeln.“ – Ein passender Zeitpunkt wie es scheint, wo sich doch auch im Bezirk derzeit vieles neu ordnet und positioniert.
Die gebürtigen Regensburgerin Brigitte Hausmann, die Philosophiegespür in Paris entwickelte und Kunsterfahrung in Rom sammelte, hatte in der Vergangenheit unterschiedlichste Leitungsfunktionen an Kunstvereinen und Museen inne und sorgte mit dafür, dass Mitte der 90er-Jahre die zeitgenössischen Kunst Einzug ins Georg-Kolbe-Museum hielt. Sie begleitete im Einstein-Jahr 2005 zahlreiche daran orientierte Kunst-Projekte im öffentlichen Raum, mit denen es gelang, elegant die Brücke zur Gegenwart zu schlagen.
In den letzten Jahren war sie Direktorin der prominenten Bad Reichenhaller Kunstakademie, wo sie um die 15 Ausstellungen pro Jahr und das vielschichtige Rahmenprogramm erstellte.
Seit den 90er-Jahren hat Dr. Brigitte Hausmann eine Wohnung in Berlin und fühlt sich seit jeher mit der umfangreichen städtischen Kulturszene, dem Bezirk – und nicht zuletzt der Schwartzschen Villa – stark verbunden. Da man in der Villa künstlerische Präsentation und Produktion vereint findet, wo Probebühne, Druckstudio und Fotolabor zur Verfügung stehen, will sie in der Zukunft über Projekte diesen besonderen Vorteil vermehrt nutzen.
Ihr liegt daran, die bestehenden Künstlerkontakte weiter zu pflegen, aber auch daran, Bestehendes weiterzuentwickeln und neue Akzente zu setzen. Brigitte Hausmann will die Kultur und zeitgenössische Kunst mithilfe ihrer vielfachen Aufgaben zukünftig stärker internationalisieren und über Steglitz-Zehlendorf hinaus bekannter machen. Dabei dürften ihre jahrelange Erfahrung als Kuratorin, ihr kunsthistorisches Know-how, aber auch ein tiefsitzendes kaufmännisches Verständnis wertvolle Partner sein. Die Kulturamt-Leiterin ist interessiert, neben der attraktiven, doch platzbegrenzten Galerie der Schwartzschen Villa zukünftig auch andere reizvolle Einrichtungen im Bezirk für Ausstellungen und Projekte zu finden. Dabei blickt sie hoffnungsvoll auf eine Fortsetzung der Kooperation mit dem Boulevard Berlin, der mit viel Kunstverständnis bereits häufiger seine Räume zur Verfügung stellte und damit hilft, auch Menschen außerhalb von Museum und Galerie die Kunst näherzubringen.
„Natürlich freue ich mich auch auf neue spannende Kontakte und damit die Erweiterung und Vertiefung des Netzwerkes rund um Kulturamt und Schwartzsche Villa, die immerhin Mitglied im Arbeitskreis Kommunale Galerien ist“, betont Brigitte Hausmann und denkt dabei auch an den Fachbereich Regionalgeschichte und die beiden bestehenden Heimatmuseen. Sie weiß: „Der Bezirk besitzt so viele ausbaufähige Themen, die von überragender internationaler Bedeutung, aber auch für den Tourismus wichtig sind.“ Als Beispiel nennt die Kulturamt-Leiterin den Bereich Stadtentwicklung, in dem der Bezirk Steglitz-Zehlendorf namhafte Architekten wie Bruno Taut mit der dazugehörigen geschichtsträchtigen Siedlungs-Architektur vorweisen kann. – Und auch als Tummelplatz der Nobelpreisträger sei Steglitz-Zehlendorf ein Vorzeige-Bezirk, der anlässlich der bevorstehenden „100 Jahre Groß-Berlin“ im Jahr 2020 ein wichtiges Wörtchen mitreden sollte.
Den Focus deutlicher auf den Bezirk zu lenken, dazu leistete bereits Doris Fürstenberg mit dem Kulturamt gute Vorarbeit: Indem sie den Kulturtag “Jenseits von Mitte“ einführte, machte sie auf die hohe Dichte renommierter Kultureinrichtungen in Steglitz-Zehlendorf aufmerksam. Vervollkommnung fand diese Idee in dem kürzlich vom Kulturamt herausgegebenen Flyer „natürlich Kultur“, den Dr. Brigitte Hausmann nicht nur Bezirksbesuchern ans Herz legt. Der Flyer liegt in Hotels und Institutionen aus und macht auf Kulturorte des Bezirks vom AlliiertenMuseum bis zur Schwartzschen Villa aufmerksam, die mit ihrer naturnahen Lage überregionale Ausstrahlung besitzen.
Brigitte Hausmann und das Netzwerk des Kulturamtes überlegen bereits heute, orientiert am Flyer, für das Jahr 2019 spektakuläre jährliche Aktionen, die auf Veranstaltungsebene den Gedanken „Jenseits von Mitte“ aufgreifen und weiterentwickeln. „Denn die Kulturförderung im Bezirk ist schließlich eine Aufgabe des Kulturamtes“, betont sie.
Tätig ist die Leiterin von zwei Büros aus, die jedoch in Sichtweite liegen. So pendelt sie zwischen Schwartzscher Villa und Kulturamt im Bereich der Ingeborg-Drewitz-Bibliothek; mit dem Anspruch, etablierten und jungen Künstlern gleichermaßen gerecht zu werden, deren Strahlkraft weit über den Bezirk hinaus reicht.
Sie plant und bereitet qualitativ hochwertige Ausstellungen mit international bekannten zeitgenössischen Künstlern vor, die bereits auf der „documenta“ begeisterten, legt aber ebenso Wert auf die Entdeckung und Förderung vielversprechender junger Künstler. Und schon heute freut sie sich auf die Installations-Künstlerin Qin Yufen aus China, mit der sie eine Ausstellung für das nächste Jahr plant. Außerdem möchte die neue Leiterin des Kunstamtes für die Zukunft für Veranstaltungen die inhaltliche Verbindung von Wort, Ton und Bild fördern, um damit ein möglichst weitgefächertes Publikum erreichen zu können.
„Ich habe die wunderbare Aufgabe erhalten, in einem Bezirk mit so hohem Kulturpotential spartenübergreifend tätig sein zu dürfen“, fasst Dr. Brigitte Hausmann ihre neue Tätigkeit zusammen, „Und ich bin auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Partnern und Institutionen gespannt, die diese Potential mit mir nutzen und weitertragen möchten.“
Übrigens: Begleitend zur vom 11. bis zum 17. September 2017 stattfindenden Art Week Berlin findet die Kunstwoche der Kommunalen Galerien Berlin (KGB) vom 8. bis zum 17. September statt.
Am 12. September um 19 Uhr eröffnen in der Galerie der Schwartzschen Villa Bezirksstadtrat Frank Mückisch und Dr. Brigitte Hausmann die vom 13. September bis zum 5. November 2017 laufende Ausstellung „SYNDROME im Schatten der Ordnung“ von Maria Manasterny und Deborah Uhde. Der Eintritt ist frei.
Im Boulevard Berlin sprechen ebenfalls zur Vernissage der analogen Fotoausstellung von Kulturamt und KGB „BLICKFELD“ am 5. Oktober um 18 Uhr der Bezirksstadtrat und die Leiterin des Kulturamtes. Die Ausstellung läuft vom 6. Oktober bis zum 31. Dezember 2017 und gewährt während der Center-Öffnungszeiten freien Eintritt.
Weiter Informationen unter www.kultur-steglitz-zehlendorf.de
Jacqueline Lorenz
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