Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal Oktober/November 2017
Alarmstimmung im Salzburger Land – die Lehre Martin Luthers hatte auch hier viele Anhänger gefunden. Ein Umstand, der dem Salzburger Erzbischof Matthäus Lang und seinen Nachfolgern ein Dorn im Auge war. Das Fürsterzbistum Salzburg sollte katholisch bleiben. So sahen sich die Protestanten Repressionen ausgesetzt. Einige wurden zu „Geheimprotestanten“ und gaben vor, katholisch zu sein. Dennoch nahmen sie heimlich an protestantischen Gottesdiensten teil.
1731 begannen die Vertreibungen, die vorher nur vereinzelt stattgefunden hatten, im größeren Stil. Mit Hilfe von 6000 kaiserlichen Soldaten sollten die Protestanten außer Landes geschafft werden. Die Protestanten organisierten sich und beriefen sich auf den Westfälischen Frieden. Schließlich wurde ihnen zugestanden, ihren Besitz noch zu verkaufen und die letzten mussten Ende April 1732 das Land verlassen.
Der Preußische König Friedrich Wilhelm I. erließ das Preußische Einladungspatent, um neue Bewohner für das durch die Pest entvölkerte Ostpreußen zu finden. Die ersten Exulanten trafen am 25. Juni 1732 in Zehlendorf ein, wo der König sie begrüßte. Viele der Einwanderer aus Salzburg wurden im Raum Gumbinnen angesiedelt. Nachnamen, die auf Salzburger Vorfahren hinweisen sind z. B. Brandstädter, Forstreuter und Haasler.
Als Beitrag zum Reformationsjubiläum zeigt der Heimatverein Zehlendorf vom 14. September 2017 bis 30. Januar 2018 die Sonderausstellung „Salzburger Exulanten in Zehlendorf“. Vor dem Hintergrund konfessioneller Gegensätze, die ihren Ausdruck im Emigrationserlass des Salzburger Fürstbischofs Leopold von Firmian und dem Einladungspatent von Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. fanden, wird in 13 Bildern und erläuternden Texten der Marsch von 800 Salzburger Glaubensflüchtlingen dargestellt, die am 25. Juni 1732 auf der Chaussee nach Berlin in Höhe Zehlendorfs vom König begrüßt wurden.
Heimatmuseum Zehlendorf, Clayallee 355, 14169 Berlin. Öffnungszeiten: Mo und Do 10 bis 18 Uhr, Di und Fr 10 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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