Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal Oktober/November 2017
Der Buddy-Bär vor dem Hertha 03-Vereinshaus an der Onkel-Tom-Straße 52 hebt zur Begrüßung von Oliver Kellner fröhlich die Arme: Der 53-Jährige ist seit dem 1. Juli 2017 neuer Team-Manager der Oberliga-Mannschaft des Zehlendorfer Traditionsvereins.
Die 1. Männermannschaft – Aushängeschild des Vereins, mit einem Altersdurchschnitt von 21 Jahren – hat es sich zum Ziel gesetzt, innerhalb von drei Jahren die Regionalliga zu erreichen.
Erste Erfolge dieser Saison wurden mit dem 2:1-Sieg beim Spiel gegen FC-Staaken und dem 3:2-Sieg gegen SV Altlüdersdorf sichtbar, wo eine hochmotivierte Herren-Mannschaft das Leder trat. Erwartungsvoll wird auf die kommenden Spiele und die Neuzugänge geblickt, darunter Philip Sprint, Lenny Stein, Sebastian Huke und Albert Vincetic.
Dabei zu sein, lohnt auch beim kommenden Heimspiel der Hinrunde gegen FC Mecklenburg-Schwerin am 22.10.2017 um 14 Uhr im Ernst-Reuter-Stadion.
Der frischgebackene Team-Manager will indessen mit seiner Arbeit nach außen nicht nur die Herren unterstützen, sondern über eine verstärkte Wahrnehmung des Vereins in der Öffentlichkeit auch an das erinnern, was den Verein von jeher ausgezeichnet hat: Eine niveauvolle Präsentation Zehlendorfs mithilfe des Fußballs und das Vertrauen in die eigene Jugend. Namen wie Otto Höhne, Peter Eichhorn oder Joachim Laurisch bleiben damit fest verbunden.
Weiter zeitgemäß in eine erfolgreiche Zukunft zu blicken, haben sich die Mitglieder des liebevoll „kleine Hertha“ genannten Vereins auf die Fahne geschrieben. Oliver Kellner will sie darin mit aller Kraft unterstützen und wird die Augen überall haben.
Seine ersten 1 1/2 Lebensjahre verlebte Oliver Kellner in direkter Nachbarschaft von Hertha 03, und so manchen Anfeuerungsruf aus dem Ernst-Reuter-Stadion hörte er in seinem Kinderbettchen. Der Vater stand im Verein im Tor, und auch als die Familie weiter weg zog, blieb die Verbundenheit zum Verein: Olivers ebenfalls fußballbegeisterte Großmutter wohnte gleich gegenüber vom Verein. „Bei ihr war ich sehr oft. Da verbrachten wir an den Wochenenden viel Zeit auf dem Fußballplatz“, erinnert sich Oliver Kellner, den 7-jährig sein Vater ehrgeizig im Verein angemeldet hatte. „Doch mein Spielinteresse hielt sich in Grenzen“, erklärt der heutige Team-Manager. Erst 1974, als das WM-Fußballfieber sich in Deutschland ausbreitete, erreichte es auch den inzwischen Zehnjährigen. Oliver spielte dann eine Zeit lang beim Berliner Sportclub e. V. in der Hubertusallee, verlor Hertha 03 jedoch nie aus den Augen.
Bei Hertha 03 habe er viele Leute kennengelernt, so Kellner: „Damals habe ich Norbert Stolzenburg oder Uwe Kliemann auf dem Platz und im Olympia-Stadion gesehen und bewundert, und dann bin ich ihnen im Verein persönlich begegnet.“
Hobbymäßig dem Verein verbunden blieb Oliver Kellner, dessen Frau Kerstin ebenfalls Hertha 03-Anhängerin ist, auch während seiner Arbeitsjahre im Versicherungswesen. „Unser Focus richtete sich dann stärker auf den Verein, als ihm mit den Herren in der Spielsaison 2013/14 der Liga-Aufstieg gelang.“ Seine Frau, die beruflich aus dem Bild/Ton-Bereich der Synchronbranche kommt, bot die privat geschossenen Fotos von den Spielen dem Verein an, und ein langer ehrenamtlicher Einsatz der Kellners nahm so seinen Anfang. Während Kerstin ihren Bereich ausbaute, zeigte auch Oliver Kellner immer mehr Engagement. Er schrieb die Spielvorschau, und auch das an den Kassen ausliegende Stadionprogramm geht auf seine Initiative zurück. „Ich war immer dicht an der Herrenmannschaft dran, unterstützte den Verein, wo ich konnte.“, betont Oliver Kellner, der als ambitionierter Läufer in diesem Jahr seinen 12. Berlin-Marathon in Folge gelaufen ist und heute am Walther-Schreiber-Platz wohnt.
Beruflich konnte er es oft einrichten, Hertha 03, die mit Hertha BSC kooperiert, bei den vormittäglichen gemeinsamen Treffen zu vertreten.
Irgendwann sagte er eher scherzhaft: „Dann könnt Ihr mich ja gleich einstellen…“ Gesagt, getan: Nun ist Oliver Kellner Team-Manager des Traditionsvereins.
Sein Ziel ist es, die gelebte Fußballgemeinschaft, für die Hertha 03 seit jeher steht, noch enger zusammenrücken zu lassen und wieder mehr Jugendliche und Publikum an den Spielfeldrand, in den Verein und bei Spielen in die Stadien zu holen.
„Das allgemeine Freizeitangebot ist im Vergleich zu früheren Jahren so umfangreich geworden, dass an den Wochenenden selbst Mitglieder aus dem eigenen Verein nur noch vereinzelt den anderen Mannschaften beim Spiel zuschauen“, bedauert Kellner. Daher will er zukünftig vermehrt an die Öffentlichkeit treten, um das Interesse zum Verein zu stärken. Außerdem will er auch vermehrt Kleinsponsoren erreichen und ihnen mehr Beachtung schenken, da er sie für ebenso wichtig hält wie die Hauptsponsoren. Spendengelder sind stets willkommen, besonders für die Jugendmannschaften und die Anschaffung von Spielzubehör.
Derzeit arbeitet der Team-Manager dazu an einer Kooperation mit der Onkel-Tom-Ladenstraße, wo der Verein über Plakate auf die aktuellen Spiele aufmerksam machen möchte und im Gegenzug den Einzelhändlern an der Ladenstraße durch ihre Erwähnung bei Veranstaltungen Nutzen brächte.
So geht Oliver Kellner mit viel Elan und Freude an seine Aufgabe heran, und es ist zu erwarten, dass Hertha 03 zukünftig noch öfter in den Medien vertreten sein wird.
Im Jahr 1903, als erstmals Vorortschnellzüge von Berlin über Zehlendorf nach Wannsee fuhren, war Zehlendorf mit 9.663 Einwohnern nur dünn besiedelt.
Am 10. März gründeten damals dreißig fußballbegeisterte Anwohner den Tor- und Fußballclub Germania 03 Zehlendorf. Die Gründungsmitglieder prägten die Vereinsentwicklung, die mit Schwierigkeiten wie fehlenden Sportgeräten, Bällen, Torpfosten und -Latten zu kämpfen hatte. Bekleidungsstücke ersetzten in diesen Tagen die Tore. Doch bald schon konnte die Jugend stolz die neu angeschafften Torstangen von der in der Machnower Straße gelegenen Gaststätte Frey zum Spielort tragen. Erste Spiele fanden draußen im Machnower Busch statt, den man nur mit der Eisenbahn und anschließend zu Fuß erreichen konnte. Als Spielfeld diente ein Sturzacker, der zu jedem Spiel neu abgesteckt werden musste und im Winter mit seinem hart gefrorenen Boden kräfteraubender Stemmarbeiten für die Torstangen bedurfte. Härte wurde auch in den damaligen Spielen sichtbar, jeder spielte eben wie er konnte nach eigenem Vermögen…
Etwa vier Jahre später bot der Verein nicht nur das Fußballspielen, sondern auch Faustballturniere und Staffelläufe an.
Im Frühjahr 1909 wurde schließlich mit 46 Mitgliedern und zwei Mannschaften der Fußball-Spielbetrieb des unter dem Namen F.C. Hertha Zehlendorf laufenden Vereins an dem Ort aufgenommen, wo später Zehlendorf 88 seinen Sitz fand. Weiter beim Verband gemeldet war Germania 03 Zehlendorf, so dass es nun zwei Fußballvereine in Zehlendorf gab. Zwischen beiden Vereinen fand ein reger Spielerwechsel statt. Im Laufe des Jahres 1911 fanden beide Vereine unter dem Namen VfB Zehlendorf 03 schließlich zueinander.
Nach unruhigen Spielzeiten, in denen einige Mitglieder des VFB Zehlendorf 03 sich als F.C. Hertha 06 Zehlendorf dem BFC Hertha 1892 angeschlossen hatten, vereinigten sich endlich am 15. Januar 1919 der VfB Zehlendorf 03 und Hertha 06 zum F.C. Hertha 03 Zehlendorf, mit Gründungsdatum 10. März 1903.
Der in Groß-Berlin eingemeindete Bezirk Zehlendorf stellte am Siebenendenweg ein Feld für den Spielbetrieb zur Verfügung, jedoch ohne Umkleideräume. Im Gasthaus Waldhaus wurde also Gerät eingelagert, und der Keller ersetzte die Umkleideräume.
– Und es ging weiter, auf nicht immer leichtem Weg.
Quelle: Vereinsbroschüre 75 Jahre F.C. Hertha 03 Berlin-Zehlendorf
Viel getan hat sich inzwischen im Verein, dem heute ein Stadion, Kunstrasenplätze und Rasenplatz auf dem Bezirksgelände an der Onkel-Tom-Straße zur Verfügung stehen und dem ein Förderverein angehört.
Das 1971 auf dem Bezirksgelände erbaute Clubhaus gehört dem Verein. Der Pachtvertrag für die darin untergebrachte Sportsbar mit Restaurant „Golden Goal“ wurde gerade verlängert. Vereinsfremde Besucher sind hier ebenfalls willkommen.
Hertha 03 Zehlendorf zählt inzwischen 1.700 Mitglieder, in den Mannschaften kämpfen Jungen, rund 180 (!) Mädchen, Herren und Frauen um den Ball, darunter auch geflüchtete Menschen.
„Die Jugend ist unsere Zukunft“, ist das Motto des Vereins, und so bekommen die Jüngsten bereits ab fünf Jahren als „Hertha-Knöpfe“ spielerisch ersten Ballkontakt.
In den Herbstferien stehen für Daheimgebliebene von 5-7 und 7-12 Jahren wieder die beliebten Fußballcamps des Vereins auf dem Programm: vom 23.10.-27.10.2017 und vom 30.10.-2.11.2017 finden sie statt und kosten incl. Verpflegung 165,- Euro für Vereinsfremde und 149,- Euro für Vereinsmitglieder. Schnelle Anmeldung ist erforderlich bei Kiki Broßmann unter Telefon 0152 248 39 548.
Auf weitere Vereinsmitglieder freut sich Hertha 03: Die Beiträge liegen bei monatlich 24,- Euro/Erwachsener und 21,- Euro/Kind. Passive Mitglieder zahlen 10,- Euro monatlich. Damit es – wie im Vereinslied besungen – auch weiterhin heißen kann:
„Die Fußballer aus Zehlendorf von Hertha 03 sind da!
Hipp, hipp, hurra!“
Weiter Informationen unter www.h03.de .
Jacqueline Lorenz
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