Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal April/Mai 2017
Fünf Pferde springen über am Boden liegende Mauerreste – die bekannte Skulptur „The Day The Wall Came Down“ (Der Tag, an dem die Mauer fiel) an der Clayallee wurde von der amerikanischen Künstlerin Veryl Goodnight geschaffen. Die Malerin und Bildhauerin, deren Werk sich mit Plastiken und Gemälden aus der Vergangenheit des amerikanischen Westens beschäftigt, wählte Pferde, da sie für viele Menschen als das Symbol der Freiheit gelten. Die Tage im November 1989, an dem die Menschen durch die Mauer strömten, war eine glückliche Zeit, die in der ganzen Welt mit Freude begrüßt wurde. Die Skulptur existiert zwei Mal: Die erste steht vor der George Bush Presidential Library in College Station, Texas. Die deutsche Skulptur ist ein Geschenk der US-Amerikanischen Bevölkerung. Das ca. sieben Tonnen schwere Kunstwerk wurde von der US-Air Force angeliefert und vom damaligen amerikanischen Präsidenten George Bush im Jahr 1998 enthüllt.
Symbolkräftig sind auch die Graffiti, die Teil des Kunstwerks sind. Sie erinnern an drei Opfer der Mauer. Ida Siekmann gilt als erste Tote an der Grenze. Ihr Haus stand direkt am Mauerverlauf. Ihre Schwester wohnte nur wenige Häuser weiter auf der anderen Seite der Grenze. Um eine Flucht zu verhindern, verbarrikadierten die DDR-Behörden am 21. August die Haustür und die Grenzpolizei kontrollierte die Bewohner mehrmals. Am Morgen des 22. August 1961 warf Ida Siekmann Federbetten und ähnliches aus dem Fenster, damit ihr Sprung auf die andere Seite der Grenze abgefedert würde. Sie sprang noch bevor die Feuerwehr aus dem Westteil der Stadt ein Sprungtuch bringen konnte. Auf dem Weg ins Krankenhaus starb sie an den erlittenen Verletzungen.
Das bekannteste Maueropfer war Peter Fechner. Der 18-jährige Maurergeselle hatte gemeinsam mit einem Freund versucht, die Mauer nahe des Checkpoint Charlie zu überklettern. Während seinem Freund die Flucht gelang, wurde Peter Fechner durch Schüsse schwer verletzt und blieb auf dem Grenzstreifen liegen. Auf beiden Seiten der Mauer bildete sich eine große Menschenmenge, die auf der Ostseite wurde schnell durch Polizisten zerstreut. Weder DDR-Grenzer noch US-Soldaten und die Polizei halfen dem jungen Mann. Schließlich holten ihn DDR-Grenzer aus dem Grenzstreifen, aber für Peter Fechner war es zu spät. Er verblutete im Krankenhaus.
Chris Gueffroy starb im Februar 1989 wenige Monate vor seinem 21. Geburtstag nahe des Britzer Verbindungskanals. Er war der letzte Flüchtling, der an der Mauer erschossen wurde. Aufgrund der Fehlinformation, dass der Schießbefehl an der Mauer aufgehoben wurde, versuchte er die DDR zu verlassen. Er wurde von zwei Kugeln getroffen, eine davon traf tödlich ins Herz. Er starb noch auf dem Grenzstreifen. 2003 wurde eine Stele am Britzer Verbindungskanal aufgestellt, die an Chris Gueffroy erinnert.
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