Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Oktober 2017
Menschentrauben vor dem Eingang und eine Ausstellung der anderen Art unter dem Hochbahngleis zwischen Nollendorfplatz und Bülowstraße. Das Street-Art-Museum mit dem etwas sperrigen Namen „URBAN NATION MUSEUM OF URBAN CONTEMPORARY ART“ in der Schöneberger Bülowstraße 7 öffnete und viele, viele kamen.
Die Idee, die Kunst der Straße in einem Museum erlebbar zu machen, zieht viele Menschen in ihren Bann. Dementsprechend hoch war der Zuspruch bei der Eröffnung des Street-Art-Museums am 16. September. Schon beim Schlendern unter dem Hochbahngleis ließen sich viele neue Eindrücke erleben. Installationen und Skulpturen luden zum Betrachten und Nachdenken ein. Zusätzlich veranstaltete die Gewobag ein Straßenfest mit Skaten und Yoga.
Kunstdirektorin des Street-Art-Museums ist Yasha Young, die hier ein „öffentliches Gespräch“ führen will. So sind unter den Ausstellungsstücken Werke international bekannter Künstler, aber auch mit einem Seniorenheim, einer benachbarten Kirche, Schülern und Nachwuchskünstlern wird zusammengearbeitet. Doch die Kunst ist nicht nur im Museum selbst zu sehen. Verknüpfungen zu Kunstobjekten im öffentlichen Raum sind ebenfalls Bestandteil des Projekts.
Das Museum ist in einem Gründerzeithaus untergebracht. Im Vorfeld wurden viele Umbauten vorgenommen. So ist es möglich, bis zu acht Meter hohe Werke zu zeigen, da man mehrere Zwischendecken entfernt hat. Gefördert wird das Museum unter anderem von der Gewobag, die ungefähr die Hälfte der Baukosten geschultert hat. Die Kosten für die Umbauarbeiten betrugen immerhin um die 4,5 Millionen Euro. Eine Ausgabe, die sich gelohnt hat, zumindest sehen es die vielen Besucher so, die die Straßenkunst am Eröffnungswochenende auf sich wirken lassen. Schon im Vorfeld machte das Projekt mit vielen Aktionen auf sich aufmerksam. So sind an den verschiedensten Ecken Berlins neue Kunstwerke an Hauswänden zu sehen. Ganz in der Nähe des Museums, an der Frobenstraße/Ecke Schwerinstraße setzt Shepard Fairey ein Zeichen gegen Ausgrenzung, in Prenzlauer Berg lädt der südafrikanische Künstler Ricky Lee Gordeon an der Fassade der Landsberger Allee 121 zum Träumen ein und in der Schwedter Straße 34 hat der Graffiti-Künstler Deih XLF eine Hauswand mit einem Bild wie aus einem Science-Fiction-Comic gestaltet.
Im „Museum, das es gar nicht geben dürfte“, wie sich das Urban Nation Museum bezeichnet, finden künftig wechselnde Ausstellungen sowohl von weltbekannten Künstlern als auch von Newcomern statt. Die Bezeichnung „Museum, das es gar nicht geben dürfte“ kommt daher, dass Street-Art – wie der Name sagt – Straßenkunst ist und auch auf der Straße zu Hause sein sollte. Daher sehen Kritiker in dem Street-Art-Museum einen Widerspruch.
Doch jede/r kann sich selbst ein Bild von der Straßenkunst im Museum machen. Das Urban Nation Museum ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter www.urban-nation.com/de .
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