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„Das Telefunken-Werk/Platz des 4. Juli“

Erschienen in Lankwitz Journal Dezember/Januar 2017

Am 16. Oktober wurde die Stele auf dem Platz des 4. Juli Ecke Goerzallee in Lichterfelde, nach einem Entwurf von Karin Rosenberg, enthüllt. Sie erinnert an die Geschichte des ehemaligen Telefunken-Werkes und an die Geschichte des „Platz des 4. Juli“.

Zur Einführung sprachen die Autoren Thomas Irmer (Historiker) und Bernd von Kostka (kommissarischer Direktor des AlliiertenMuseums).

Das Telefunken-Werk

Von 1939 bis 1945 befand sich hier, nördlich der Goerzallee, der Hauptsitz des Elektrounternehmens Telefunken. Die Errichtung einer neuen Unternehmenszentrale von Telefunken wurde maßgeblich durch die Wehrmacht, Reichsbehörden wie das Rüstungsministerium und die NS-Sonderbehörde des Generalbauinspekteurs für die Reichshauptstadt veranlasst und unterstützt.

1937 entschied sich das Unternehmen wegen der Größe und der günstigen Rahmenbedingungen für ein circa 240.000 Quadratmeter umfassendes Grundstück an der Goerzallee in Lichterfelde-Süd. In dem neuen Werk wurden 38.000 qm für Büros der Hauptverwaltung sowie der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, knapp 22.000 qm für Werkstätten und etwa 15.000 qm als Warenlager genutzt. Bis zu 6.000 deutsche Beschäftigte sollten in dem Gebäudekomplex tätig sein. Während des Zweiten Weltkrieges stieg die Zahl der Beschäftigten auf zeitweise über 10.000 Menschen an.

Im Zweiten Weltkrieg wurde hauptsächlich für Rüstungszwecke gearbeitet. 1942 entstand südlich der Goerzallee außerdem ein Gerätewerk. Zwischen ihm und dem Teltowkanal wurde ab 1942 ein Unterkunftslager errichtet. Bau und Ausstattung übernahmen Berliner Handwerksfirmen, außerdem wurden französische Kriegsgefangene eingesetzt. In den Baracken lebten etwa 600 junge Franzosen, die im Gerätewerk in Zehn-Stunden-Schichten für die Rüstungsproduktion arbeiten mussten. In der Lagerküche waren polnische Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. Ein Großteil des Barackenlagers wurde Ende August 1943 bei einem alliierten Luftangriff auf das Telefunken-Werk zerstört.

Auszug aus dem Stelentext
von Thomas Irmer

Platz des 4. Juli

Der Paradeplatz neben dem ehemaligen Telefunken-Gebäude, das ab 1945 von der US-Armee als McNair-Kaserne genutzt wurde, trug über 30 Jahre lang einen Namen aus der Zeit des Nationalsozialismus: Vierter Ring. Albert Speer hatte bei seinen Planungen zur Welthauptstadt „Germania“ vier Ringstraßen rund um das Berliner Zentrum ziehen wollen.

Übrig blieb von den Plänen nur die rund 400 Meter lange und 70 Meter breite asphaltierte Fläche an der Goerzallee. Bei den amerikanischen Streitkräften hieß der Platz „4 Ring“. Er war ideal für das stundenlange Einüben von Paraden, da auf der großzügigen Fläche sowohl Fußtruppen als auch Fahrzeuge und Panzer eingesetzt werden konnten. Insbesondere der Nationalfeiertag am 4. Juli war ein jährlich wiederkehrendes Ereignis, das auf dem „4 Ring“ stattfand.

Trotzdem war es dieses Ereignis, das zur Umbenennung des Platzes führte, denn das Bezirksamt Steglitz hatte dem General der Berlin Brigade R.D. Tice 1976 eine Umbenennung des Platzes mit einem „amerikanischen Namen“ angeboten. Der General schlug den Namen „Platz des 4. Juli“ vor. Die offizielle Umbenennung fand am 4. Dezember statt.

Wenige Tage nach der „4th of July“-Parade 1994 wurde zum Ende der amerikanischen Militärpräsenz in der Stadt eine Abschiedsparade auf dem Platz des 4. Juli abgehalten. Dort nahmen US-Präsident Bill Clinton und Bundeskanzler Helmut Kohl die letzte Parade der US-Streitkräfte in Berlin ab eine Ehre für alle anwesenden Soldaten und gleichzeitig der spektakuläre Endpunkt für die knapp 50-jährige Nutzung des Platzes, an die bis heute sein Name erinnert.

Auszug aus dem Stelentext von Bernd von Kostka

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