Gazette Verbrauchermagazin

GemüseAckern mit BerndBohne und RudiRadieschen

Ackerdemia e. V. bringt Klein und Groß auf den Geschmack

Ackern macht Spaß. Foto: Ackerdemia
Ackern macht Spaß. Foto: Ackerdemia
Erschienen in Gazette Steglitz März 2019
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Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr gilt auch für gesunde Ernährung, in der Gemüse eine wichtige Rolle spielt.

Das dachte sich auch Agrar- und Volkswissenschaftler Dr. Christoph Schmitz, als er auf dem Kartoffelacker des elterlichen Hofes eine Schulklasse traf, die sich vor Ort zum Thema Kartoffel schlau machte. Schmitz dachte weiter und entwickelte im Jahr 2012 erste Ideen des Bildungsprogramms GemüseAckerdemie. Mit dem Ziel, Kindern im Alter zwischen 3 und 16 Jahren nachhaltig zu vermitteln, wie Landwirtschaft mit Saat, Setzling und Fruchtfolge eigentlich funktioniert und darüber bei den Kids die Wertschätzung für Lebensmittel und gesundes Ernährungsverhalten zu steigern, startete 2013 ein erster Praxistest erfolgreich an der Realschule Bedburg.

Nur fünf Jahre später erreicht der Ackerdemia e. V. als gemeinnützige Organisation mit seinem ganzjährigen, praxisorientierten und schon vielfach ausgezeichneten Bildungsprogramm „GemüseAckerdemie“ inzwischen an knapp 220 Standorten in 14 Bundesländern, Österreich und der Schweiz jährlich um die 7.000 Kinder und Jugendliche in Kita und Schule, darüber hinaus mit seinem themenbezogenen Weiterbildungsprogramm aber auch Erzieher und Lehrer. Ständig wird dieses Bildungsprogramm über soziale und nachhaltige Konzepte gemeinsam von Team und lokalen Partnern weiterentwickelt und umgesetzt, nach dem Motto „Ackern schafft Wissen.“

GemüseAckern – eine Klasse für sich

Auf dem Gelände der Malzfabrik in der Schöneberger Bessemerstraße, deren Firmengarten übrigens gerade als schönster Firmenpark mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde, befinden sich eine Büro-Niederlassung der GemüseAckerdemie für den Bereich Berlin-Brandenburg und ein Versuchsacker.

Hier werden Gemüsearten wie Baumtomate, historischer Palmkohl und Kräuter angebaut und auf ihre „Projekttauglichkeit“ geprüft. Auf rückenschonendem Hochbeet bittet die „Ackerpause“ Mitarbeiter zum Ernten, als kleine Abwechslung und zur Erholung vom Arbeitsalltag. – Eine Ackerdemia-Idee für Erwachsene, die demnächst auch auf anderen Firmengeländen Schule machen soll.

Die beiden Regionalmanagerinnen und Ansprechpartnerinnen Christiana Henn (Bereich Schule) und Jennifer Usadel (Bereich Kita) organisieren und agieren in der Malzfabrik von hellem Loft aus, in dem derzeit extra für Innenräume konzipierte Hochbeete mit Versuchspflanzen von der Bohne bis hin zu Dill und Koriander auf ein weiteres spannendes Projekt hinweisen: So können Schulklassen ab März 2019 im Rahmen eines 20-wöchigen Bildungsprogrammes außer – wie bisher – an im Freien gelegenen Lernorten nun auch im Klassenraum als „Gemüseklasse“ an bis zu fünf von der Ackerdemia bereitgestellten Hochbeeten ackern, vom Samen bzw. der Jungpflanze bis zur Ernte. Unterrichtsbegleitende Broschüren für Pädagogen und Schüler kommen ebenfalls von der Ackerdemia, die diese gemeinsam mit hochqualifizierten Fachkräften erarbeitet hat.

Graben wie WilliWurm

Für die GemüseAckerdemie auf Ackerflächen stellt der Ackerdemia e. V. für die derzeit in Berlin-Brandenburg teilnehmenden 30 Schulen und 23 Kitas alles Notwenige zur Verfügung. Er hilft beim Einrichten von Ackerflächen, die meist nach 3-4 Jahren fest im Lernort integriert sind. Außerdem stellt die Organisation biozertifiziertes Saat- und Pflanzgut, erteilt wöchentliche Fachinformationen, was auf dem Acker als nächstes zu tun ist, koordiniert und liefert begleitendes Bildungsmaterial sowie wöchentliche Ackerinfos. Das Beackern der Flächen während des von April bis September währenden Ackerjahres von der Saat /Jungpflanzen-Setzung bis zur Ernte und zum Gemüseverkauf erfolgt durch die Kinder und Jugendlichen selbst, denen rund 25 Gemüsearten zur Auswahl stehen, vom Ackersalat bis zur Zwiebel.

Die Jüngsten erfahren da bereits vorab spielerische Motivation und die Eigenarten von Gemüsesorten durch die ausdrucksstark zu Papier gebrachten „Gemüsefreunde“ wie RudiRadieschen, der mal verträumt und mal ungeduldig ist, oder BerndBohne, der sich auch mal von anderen Freunden distanziert.

Und dann sind da auch noch WilliWurm, der im Boden gräbt und so dem Gemüse fruchtbaren Boden beschert, und das Vereinsmaskottchen „Orangela Mörkel“. Ihren Namen erhielt die von Vereinsmitbegründerin Julia Krebs gefertigte Plüschmöhre eher zufällig: Einen Tag vor der Preisverleihung des „start social“-Bundespreises an die Ackerdemia durch Angela Merkel im Jahr 2014 war das Maskottchen erst fertig geworden. Ein gemeinsames Foto mit der Bundeskanzlerin entschied dann über den zukünftigen Namen der Plüschmöhre, die seitdem häufig in der Öffentlichkeit und auch im Logo vertreten ist.

Auch im neuen GartenAckerdemie-Kochbuch „AckerKüche“ sind Orangela Mörkel & Co. vertreten, mit einfachen Rezepten, die zur jeweiligen Jahreszeit passen. Sie helfen dabei, die von Kita- oder Schulacker mitgebrachten Gemüse kindgerecht und kreativ zu verarbeiten – vom Pekingkohl-Erdnusstopf bis zur gefüllten Zucchini.

Förderer willkommen

Zur Seite stehen den Schul- und Kita-Ackerbauern vor Ort Fachleute und Pädagogen sowie ehrenamtliche Mentoren, die auch bei den zweimal pro Jahr angesetzten Pflanzeinsätzen dabei sind: Insgesamt 129 Einsätze sind das allein in Berlin-Brandenburg.

„Ein Ziel unserer fachlichen Begleitung ist es, Schülern, Kita-Kindern, Erziehern und Pädagogen den Weg hin zu selbstständigem und erfolgreichem Ackern zu eröffnen“, erklärt Christiana Henn.

Einer gewaltigen logistischen Herausforderung stellen sich täglich die Mitarbeiter und Helfer der GartenAckerdemie: Da müssen vorgezogene Jungpflanzen und Saat aus geeigneten Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern herangeholt und zwischengelagert werden, werden Lernorte beliefert, wird koordiniert und organisiert. Dazu kommen die Fortbildungen, die der Verein anbietet; so auch über das Jahr verteilt drei Angebote für Lehrer und Erzieher, die praktisches Wissen rund um das Thema Ackern vermittelt bekommen.

Auch finanzielle Herausforderungen gibt es: Der Erlös aus dem Gemüseverkauf ist nicht kostendeckend, so dass auch Fördervereine und Schulträger finanzielle Unterstützung zum Einrichten des Ackers leisten, während Ackerdemia die Kosten für Saatgut Jungpflanzen, Dünger und Lehrmaterialien sowie den Service trägt. Finanzielle Unterstützung dazu erfährt die Organisation von Förderern wie u. a. Stiftungen oder den Bundeslandwirtschaftsministerium. „Wir benötigen aber dringend weitere Lernortförderer“, erklärt Christiana Henn, und Jennifer Usadel ergänzt, dass der alte Transportwagen der GartenAckerdemie, der für einen reibungslosen logistischen Ablauf unverzichtbar ist, demnächst ersetzt werden müsse.

– Für potentielle Spender gut angelegtes Geld, wenn man bedenkt, dass damit ein nachhaltiger Beitrag für die Gesellschaft geleistet wird, auf dem Weg hin zu stärkerem Bewusstsein bezüglich Lebensmittelproduktion und gesunder, wertschätzender Ernährung.

Weiterführende Informationen sowie Schul- und Kita-Anmeldungen für 2019 unter www.ackerdemia.de

Darüber ist auch das Kochbuch „AckerKüche“ für 24,90 € zu bestellen, ISBN 978-3-00-057807-6

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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