Gazette Verbrauchermagazin

Von der „Rinnsteinkunst“ zum Sachverständigen

Der Maler Hans Baluschek wohnte in den Ceciliengärten

Hans Baluschek wohnte und arbeitete im Atelierturm in den Ceciliengärten.
Hans Baluschek wohnte und arbeitete im Atelierturm in den Ceciliengärten.
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Januar 2018
Anzeige
Tanzschule TraumtänzerRehbeinHotel SchönebergDrei Käse HochWerner-Bockelmann-Haus gGmbH

Das Kunstverständnis seiner Majestät war konservativ. Und so bezeichnete Kaiser Wilhelm II. die Werke der Mitglieder der Berliner Secession als „Rinnsteinkunst“. Von dieser wenig schmeichelhaften Bezeichnung waren auch die Bilder des Schöneberger Malers Hans Baluschek betroffen. Die Geburtsstadt des Sohnes eines Eisenbahningenieurs war zwar Breslau, doch die Familie zog nach Berlin, als Hans sechs Jahre alt war. Er kam mit neun Jahren auf das Gymnasium. Das Abitur bestand er aufgrund eines Familienumzugs in Stralsund.

Sozialkritische Themen

Im Alter von 20 Jahren – im Jahr 1890 – ging er zurück nach Berlin. Dort nahm er nicht nur ein Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste auf, sondern bildete sich auch in den Bereichen Volkswirtschaft und Medizin weiter. Sein Berufswunsch: Maler. Als Jugendlicher hatte er eine Ausstellung des russischen Künstler Wassili Wereschtschagin besucht, die ihn so nachhaltig beeindruckt hatte, dass er schon früh begann, dessen Bilder zu kopieren und sich für die künstlerische Laufbahn entschied. Er wohnte damals bereits in Schöneberg. In seinen Bildern fanden sich anfangs Szenen vom Schlachtfeld, aber auch Impressionen aus dem Geschehen der Berliner Straßen. Spätere Bilder widmeten sich dem Thema Arbeiter, so malte er unter dem Titel „Mittag“ ein Bild, bei dem Frauen und Kinder den Männern das Essen in die Fabrik bringen. Sein Gemälde „Hier können Familien Kaffee kochen“ von 1895 zeigte verhärmte Frauen beim Sonntagsausflug. Er schloss sich der Berliner Secession an, der unter anderem Max Liebermann angehörte. Dort zählte er zu den bodenständigen, sozialkritischen Künstlern. Während des Ersten Weltkriegs war er Teil des Landsturms und zeichnete Kriegsszenen. In den Nachkriegsjahren illustrierte er vor allem Märchen. Seine bekanntesten Zeichnungen sind die für „Peterchens Mondfahrt“.

Vielfältiges Engagement

1920 trat er der SPD bei und wurde dem linken Flügel zugerechnet. Zudem gehörte er zu den Dozenten und Organisatoren der neu gegründeten Volkshochschule, an der er im Fach Malerei unterrichtete. Er war Vorsitzender der Kunstdeputation Schöneberg und Mitglied im amtlichen Filmprüfungsausschuss. Er malte im Auftrag der Firmen Borsig und AEG, seine Zeichnungen wurden in Zeitschriften veröffentlicht, aber auch Schulbücher und Romane wurden von ihm illustriert. Selbst auf der kommunistischen Zeitschrift Sichel und Hammer wurde sein Gemälde „Zukunft“ als Titelbild genutzt. Hans Baluschek eröffnete gemeinsam mit Friedrich Ebert, dem Reichspräsidenten der Weimarer Republik, die Große Berliner Kunstausstellung. Diese leitete er bis 1933. Er engagierte sich auch für seinen Wohnbezirk Schöneberg, für den er anlässlich einer Ausstellung die Schrift „Das alte Schöneberg im Bilde“ veröffentlichte. Zum Dank an den großen Künstler stellte ihm Schöneberg eine Ehrenwohnung in den Ceciliengärten zur Verfügung.

Dunkle Zeiten

Ab 1933 wurden die Zeiten auch für Hans Baluschek schwerer. Seine Bilder wurden zur „Entarteten Kunst“ erklärt. Er verlor alle Ämter. Noch bis 1934 durfte er seine Werke auf der Großen Berliner Kunstausstellung zeigen, doch danach wurde im jegliche Ausstellungsmöglichkeit verwehrt. Er starb 1935, sein Ehrengrab der Stadt Berlin ist noch heute auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof in Stahnsdorf zu sehen.

Nach ihm benannte man den Hans-Baluschek-Park zwischen den Bahnhöfen Südkreuz und Priesterweg. An seiner früheren Wohnung am Atelierturm der Ceciliengärten erinnert eine Tafel an den Maler. Seine Gemälde befinden sich unter anderem im Bröhan Museum.

Titelbild

© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2022