Erschienen in Gazette Charlottenburg August 2018
Der Anfang war klein, fast unmerklich, fast harmlos: Bereits im Januar 1948 begannen die sowjetischen Alliierten, die Binnenschifffahrt von Westdeutschland nach Berlin verstärkt zu kontrollieren. Züge wurden aufgehalten, bereits erteilte Durchfahrtgenehmigungen für Kraftfahrzeuge widerrufen. Ein Zug von Berlin nach Bielefeld, in dem englische Militärangehörige und Deutsche saßen, wurde erst 11 Stunden festgehalten, dann mussten die Deutschen nach Berlin zurück. Um die Bevölkerung zu verunsichern, wurden Gerüchte über einen bevorstehenden Abzug der West-Alliierten gestreut.
Am 24. Juni 1948 setzte dann ein, was viele zwar befürchteten, aber doch nicht für möglich gehalten hatten. Die Westsektoren Berlins wurden von der Versorgung auf dem Land- und Wasserweg komplett abgeschnitten. Doch der Luftraum wurde nicht gesperrt und so verständigten sich die drei West-Alliierten darauf, Berlin aus der Luft zu versorgen. Am 26. Juni landete die erste US-amerikanische Maschine in Tempelhof. Zuerst konnten nur Gatow und Tempelhof angeflogen werden. In einem einmaligen Kraftakt wurde im französischen Sektor der Flughafen Tegel ab dem 5. August erbaut. Bereits am 15. September landete dort die erste Maschine der Luftbrücke. Die Bevölkerung und die in Berlin stationierten Militärangehörigen wurden bis zum Ende der Blockade aus der Luft versorgt. Die Sowjets hatten den Freiheitswillen der Berliner unterschätzt. Die Schlagzeile aus dem Neuen Deutschland vom 20. Juli 1948: „Luftbrücke gegenstandslos – Berliner können ihre Rationen künftig im Ostsektor kaufen“ bewirkte wenig. Nur 21 802 Berliner ließen sich im sowjetischen Sektor registrieren. Die Sowjets hofften auf einen strengen Winter, damit die Bevölkerung einknickte. Aber Väterchen Frost stand in diesem Jahr auf der anderen Seite. Der Winter 1948/49 blieb mild. Der Lärm, über den heute geklagt wird, beruhigte die Menschen damals. Solange die Motoren der Flugzeuge über der Stadt dröhnten, solange war ihre Versorgung gesichert. Am 12. Mai 1949 endete die Blockade. Der Freiheitswille und der Zusammenhalt zwischen Berlinern und West-Alliierten hatten gesiegt.
Als Erinnerung an die tapferen Piloten der Luftbrücke wurde 1951 am damaligen Flughafen Tempelhof das Luftbrückendenkmal aufgestellt, von den Berlinern schnell in „Hungerharke“ umgetauft. Eine Inschrift erinnert an die Ereignisse und auch an die Menschen, die während der Luftbrücke ums Leben kamen, darunter sowohl Flug- als auch Bodenpersonal.
Am 7. August findet am Luftbrückendenkmal eine Gedenkfeier mit Veteranen, Bezirkspolitikern und geladenen Gästen statt. Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler: „Noch heute verbinden die Berliner/innen große Dankbarkeit und Freundschaft mit den Nationen und Menschen, die das Überleben in Freiheit und Demokratie durch die Luftbrücke ermöglichten. Es ist mir eine besondere Ehre, die Helden der Luftbrücke zum 70. Jahrestag in unserem Bezirk begrüßen zu können. Mit Ihrem unermüdlichen Einsatz haben Sie die Herzen der Berliner/innen gewonnen!“
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