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Schloss und Ausflügler

Der Schlachtensee gestern und heute

Noch heute kann man am Schlachtensee Ruderboote mieten.
Noch heute kann man am Schlachtensee Ruderboote mieten.
Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal April/Mai 2017
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Der schöne Schlachtensee – ein Spaziergang an seinen grünen Ufern, bei dem der Blick über die weite Wasserfläche schweift, erfrischt die Seele. Das Gewässer gehörte einst zu einer glazialen Rinne, die sich vor ca. 15.000 Jahren während der Weichsel-Eiszeit herausgebildet hat. Die Herkunft seines Namens ist umstritten – während die einen „slaty“, das slawische Wort für „golden“ als Ursprung annehmen, gehen andere davon aus, dass mit „slat“ ein Wort für Uferbefestigung aus Pfosten gemeint sein könnte. Erstes ist aber weitaus romantischer. Als Siedlungsplatz für unsere Vorfahren taugte er wenig. 1242 wurde die „villa slavica slatdorp“ – die slawische Siedlung Slatdorp erstmals erwähnt. Kurz danach wurde sie wohl aufgegeben und die Bewohner siedelten sich vermutlich in Zehlendorf an, das bessere Möglichkeiten für die Landwirtschaft bot. In den 1960er-Jahren fand man im heutigen Paul-Ernst-Park Scherben, die auf eine frühere Besiedlung hinwiesen. Wahrscheinlich befand sich hier auch das Dorf.

Von der Hütte zum Lokal

Einige hundert Jahre später – um das Jahr 1759 – stand die erste Fischerhütte am Schlachtensee. Um 1842 bewirtschaftete der Fischer Beelitz den See. Seine Frau galt als die erste Wirtin, denn bei ihr konnten die Ausflügler, die den reizvollen See entdeckt hatten, belegte Brote bekommen. Schließlich war die Gastwirtschaft ertragreicher als die Fischerei. Als die alte, kleine Behausung einem Brand zum Opfer fiel, ließ Julius Pasewaldt, Zehlendorfer Ortsvorsteher und Eigentümer des Grundstücks, die Alte Fischerhütte als Ausflugslokal errichten.

Schloss Schlachtensee

Auch andere Gastronomen waren nicht abgeneigt. Gegenüber der Alten Fischerhütte lag auf der Südseite mit dem Schweizerhaus ein weiteres Ausflugslokal. Dieses wurde von seinem Betreiber verkauft und der neue Besitzer ließ es großzügig umbauen und erweitern. Die Wiedereröffnung wurde im Sommer 1889 gefeiert. Aus dem einstigen Schweizerhaus war nun das „Schloss Schlachtensee“ geworden. Es bot Platz für 1000 Gäste und hatte als zusätzliche Attraktion einen Ruderbootverleih. Das Konzept ging auf. Dank des großen Zuspruchs und zahlreich anreisender Gäste erfolgte die nächste Erweiterung. Nun hatten über 2000 Besucher Platz und der Betreiber ließ Stallungen für ca. 100 Pferde bauen. Doch viele Besucher kamen gar nicht mit der Kutsche, denn die nahe Station der Wannseebahn erleichterte die Anreise an den See sehr. Zusätzlich gab es seit 1900 einen Fährbetrieb, anfangs mit Ruder- und später mit Motorbooten, mit dessen Hilfe die Gäste zwischen den Ausflugslokalen pendeln konnten.

Die Neue Fischerhütte

Der dritte im Bunde war das Ausflugslokal „Neue Fischerhütte“. Sie befand sich nahe des Schlosses Schlachtensee. 1903 pachtete der Wirt der Neuen Fischerhütte, Georg Stegemann, auch das Schloss Schlachtentensee. Schließlich wurde die Neue Fischerhütte aufgegeben. An ihrer Stelle liegt heute die Marinesiedlung. Das Schloss Schlachtensee wurde 1955 abgerissen. Einzig die Alte Fischerhütte hat überdauert. Sie stand zwar jahrzehntelang leer, wird aber heute wieder unter dem Namen „Fischerhütte“ bewirtschaftet.

Erinnerung an einen Schriftsteller

Am Südufer gegenüber dem S-Bahnhof liegt der Paul-Ernst-Park. Mit der Benennung wird an den Schriftsteller und Journalisten Paul Ernst erinnert, der am 7. März 1866 in Elbingerode/Harz geboren wurde. Sein umfangreiches literarisches Schaffen umfasst Dramen, Erzählungen, Novellen, Epen und Essays. Paul Ernst gilt als Hauptvertreter der Neuklassik. Politisch fand er seine Heimat anfangs in der Arbeiterbewegung und trat in die SPD ein, die er aber schon 1896 wieder verließ. Am 5. Mai 1933 wurde er auf einen durch nationalsozialistische Gleichschaltung freiwerdenden Platz in der Preußischen Akademie der Künste berufen. Dass er diesem Ruf folgte, ist unwahrscheinlich, denn Paul Ernst starb nur acht Tage später am 13. Mai 1933 in der Steiermark.

Der etwa 420.000 qm große Schlachtensee ist dank seines durchgängigen Uferwegs eines der beliebtesten Ziele für Spaziergänger und Jogger. In den Sommermonaten ist der See ein Ziel für viele Badegäste, die Liegewiese am Paul-Ernst-Park nahe dem S-Bahnhof ist dann regelmäßig überfüllt. Wer es ruhiger mag, geht an kühleren Tagen hierher und lässt den Blick schweifen, der uns heute genauso erfreut wie die Ausflügler vor über 100 Jahren.

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