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Frühes Multitalent in Sachen Gesundheit

Lichterfelder Kreiskrankenhaus wurde 1898 erbaut

Erschienen in Lichterfelde West Journal Oktober/November 2018
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Armbrüche, Lungenentzündung, Platzwunden – endlich mussten die Bewohner von Groß-Lichterfelde und Umgebung nicht mehr bis nach Berlin fahren, wenn der Weg ins Krankenhaus unumgänglich war. Denn von 1898 bis 1899 war das Hauptgebäude des neuen Kreiskrankenhaus errichtet wurden, das 1900 in Betrieb ging.

Das Gebäude beeindruckt bis heute: Das ehemalige Stubenrauch-Kreiskrankenhaus – benannt zu Ehren des Teltower Landrats Ernst Stubenrauch – an seinem Standort Unter den Eichen wurde nach Entwürfen von Heino Schmieden und dem Architekten Kleine gebaut. Das Krankenhaus hatte einen prominenten Mitarbeiter: Ernst Schweninger, der Leibarzt des Reichskanzlers Otto von Bismarck, hatte die Leitung von 1900 bis 1906. Unter ihm galt das Krankenhaus als das erste in Deutschland, das naturheilkundliche Therapien einsetzte. Dazu gehörten Bäder, Massagen und Bewegung. Während seiner Amtszeit errichtete man mehrere weitere Bauten: 1902 – 1904 das Mutterhaus und 1903 bis 1905 einen eigenen Pavillon für Patienten mit Lungenleiden – damals war die Tuberkulose ein großes Problem. Von 1905 bis 1906 folgte ein eigener Pavillon für Pensionäre und zwei Jahre später das Pathologische Institut. Unter der Leitung seines Nachfolgers, Professor Dr. Heinrich Riese, folgten weitere Häuser, unter anderem für an Diphtherie erkrankte Patienten.

Während das Stubenrauch-Kreiskrankenhaus bis Ende der 1930er-Jahre der Versorgung der Bevölkerung diente, änderte sich das im Zweiten Weltkrieg. Die SS übernahm das Krankenhaus und wandelte es in ein Militärlazarett um. Nach Kriegsende übernahmen die US-Amerikaner das kaum beschädigte Krankenhaus und richteten das 279th Station Hospital dort ein. Zusätzlich eröffneten sie eine Tierklinik, aber auch das Freizeitvergnügen kam mit Softballfeld und Kino nicht zu kurz.

Im Jahr 1976 zogen die US-Alliierten aus dem früheren Kreiskrankenhaus aus. Sie hatten mittlerweile ein eigenes, moderneres Krankenhaus in der Fabeckstraße erbauen lassen. Nachdem die Stadt Berlin die Immobilie zurückerhalten hatte, wurde der Krankenhausbetrieb nicht wieder aufgenommen. Das Gelände wird heute von der Bundesanstalt für Materialprüfung genutzt.

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