Erschienen in Gazette Zehlendorf Oktober 2018
Die Rucksäcke sind gepackt, die Flüge gebucht. Am 18. September hob die Maschine mit den Zehlendorfern Gaby und Benedetto Barlascini an Bord Richtung Namibia, dem ersten Ziel ihrer Weltreise, ab. Weitere Reiseziele sind Johannisburg, Hongkong, Neuseeland, Samoa, Fidschi, Sydney, Australien, Bali und Indien.
„Die Idee dazu hatten wir bereits vor zehn Jahren“, erzählt Gaby kurz vor der Abreise und fährt lachend fort, „nun, als Privatier, machen wir diesen Traum wahr.“ Die ehemalige Tagesmutter, bei der schon so mancher Zehlendorfer Nachwuchs vom Schnuller- bis zum Schulalter Zwischenstation gemacht hat, und ihr Mann Benedetto haben ihre Traumreise gut vorbereitet, sich dabei aber dennoch genügend Raum für eine flexible Reisegestaltung vor Ort gelassen. So geben die beiden Ü60er die Länge ihrer Abwesenheit zwischen neun und 12 Monaten an und erklären: „Wir brauchen keinen Luxus beim Schlafen und beim Essen, an den Touren aber werden wir nicht sparen, um möglichst viel zu erleben. Da kann ein Helikopter-Flug schon mal 500 Euro kosten.“ In Hostels wollen sie nächtigen, im Zelt schlafen. Doch keine Regel ohne Ausnahme: für Weihnachten haben sie ein Hotelzimmer auf Samoa gebucht, und auch den grandiosen Ausblick auf das legendäre Silvester-Feuerwerk in Sydney werden sie vom Hotelzimmer aus luxuriös genießen.
Vor fünf Jahren legten die beiden Globetrotter ein Konto an, auf das sie monatlich 600 Euro einzahlten, als finanzielle Grundlage der Reise, deren Kosten etwa doppelt so hoch werden dürften. Mit 800 US-Dollar starten Gaby und Benedetto in ihr Abenteuer und planen, sich später an den jeweiligen Flughäfen mit Namibia Dollar, Südafrikanischem Rand, Neuseeland Dollar, Samoanischem Tala, Indonesischem Rupiah und Indischer Rupie einzudecken.
Wertvolle Erfahrung bringen beide von früheren Reisen mit, welche die Berlinerin und den gebürtigen Norditaliener quer durch Europa, aber auch nach Hawaii, Florida und Canada führten. Gaby ist bereits mit Delphinen geschwommen und kennt kaum Berührungsängste mit Mensch und Tier fremder Erdteile.
Ihr Zehlendorfer Haus haben beide für ein Jahr an ein gleichaltriges Ehepaar aus Bayern vermietet, das hier beruflich Berliner Luft schnuppern will. Das Auto ist zur Tochter nach Nürnberg gebracht, der internationale Führerschein eingepackt, um in fernen Landen vielleicht einen Wagen mieten oder einen Camper überführen zu können.
Körperlich fit durch tägliches Laufen um den Schlachtensee und regelmäßiges Training im Fitness-Studio, das sie nun für ein Jahr beurlaubt und die Rucksäcke gesponsert hat, stellen die Weltenbummler sich jetzt den Herausforderungen ihrer Reise. Die 14 Impfungen gegen u. a. Tollwut, Gelbfieber, Hepatitis A/B und Cholera haben Gaby und Benedetto gut weggesteckt, die Malaria-Prophylaxe erfolgt vor Ort in Afrika.
Die rund 2.000 Euro Impfkosten, auf denen bei den meisten Krankenkassen die Versicherten sitzen bleiben, hat ihre Kasse übernommen. Eine zusätzliche Auslandversicherung und die private Unfallversicherung lässt die Beiden entspannt in die Welt hinaus ziehen. Gegen Bettwanzen imprägnierte Inletts und Moskitonetze warten im Rucksack auf ihren Einsatz neben Tauchsieder, Plastiktellern, Besteck, Solarladegerät für´s iPad, Haarschneidemaschine und Seife. Schmuck und Schminke bleiben daheim, Speicherkarten und Power-Packs haben Vorrang, ebenso die notwendige Funktionskleidung, Taucherbrille und Schnorchel. Aber auch drei Sarongs nehmen die Weltreisenden mit, um sich nach indischer Landessitte passend verhüllen zu können.
Wichtig auch die knöchelhohen Wanderschuhe: „Wir haben sie über 100 Kilometer eingelaufen“, erklärt Gaby, die dennoch Blasenpflaster eingepackt hat. Da es in Australien kein Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 50 gibt, kommt auch das mit, gleich neben der Cortisonsalbe, dem Durchfallmittel, einem Breitband-Antibiotikum und neben – Salz und Pfeffer, worauf besonders Benedetto als ambitionierter Koch auch im Dschungel nicht verzichten möchte. Sicher ist sicher. Und falls es mal langweilig werden sollte, sind auch Spielkarten mit im Gepäck.
Spielkarten dürften die Ü60er auf ihrer ersten Station in Namibia wohl kaum benötigen, wo Safari und Übernachtung im Baumhaus Abenteuer pur versprechen.
Akribisch hat Gaby Reiseprogramm und –route seit Monaten vorbereitet, dazu Landkarten studiert und unzählige Reiseberichte gelesen, sich in Booking-Apps und Backpacker-Blogs vertieft. Abfotografierte Reiseführer sind auf dem iPad nun abrufbereit, 15 Kilo Gepäck pro Person und Rucksack für die nächsten Monate ganzer Besitz der Beiden.
Beim fröhlichen Abschieds-Gartenfest am 31. August mit Freunden und Nachbarn legten Gaby und Benedetto bereits als Termin für die nächste Fete den 31. August 2019 fest. „Da werden wir alle dann mit unseren spannenden Abenteuergeschichten langweilen“, scherzte Gaby und verspricht: „Sofern wir nicht von Löwen verspeist, von Schlangen gewürgt, von Skorpionen gebissen, vom Taifun verweht, von Elefanten zertrampelt, von Haien verschlungen oder von Kängurus adoptiert wurden und wir noch Geld für die Heimreise haben, werden wir dann unsere Ankunft feiern.“
Bis dahin aber gewähren Gaby und Benedetto Interessierten über Facebook, Instagram, App Polarsteps und YouTube Einblick in ihre Abenteuer.
Gegen eventuelles Heimweh, das in kalten Nächten fern von Zehlendorf aufkeimen könnte, ist übrigens auch vorgesorgt, wie Gaby verrät: „Meine Lieblings-Kuschelsocken sind mit im Gepäck.“ Ein bisschen Heimat muss eben sein.
Jacqueline Lorenz
© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2022