Gazette Verbrauchermagazin

Tag der Deutschen Einheit 2018

Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf Oktober 2018
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René Rögner-Francke
René Rögner-Francke

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Es war eine glückliche Fügung unserer Geschichte, dass die Grenze zwischen beiden deutschen Staaten und zwischen Ost- und West-Berlin, die so lange nahezu unüberwindbar schien, im November 1989 plötzlich aufgehoben war, und dass die Menschen wieder ohne Einschränkungen wieder zusammenfinden konnten. Auch 28 Jahre nach der Wiedervereinigung können wir froh und dankbar sein, zusammen in einem Staat zu leben.

Heute ist die Einheit Deutschlands für uns alle Alltag. Ein großer Teil unserer Bevölkerung kennt bereits gar nichts anderes mehr als das vereinte Deutschland. Die Jüngeren haben die Mauer nie gesehen und die Teilung nicht mehr erlebt. Jene Zeit vor 1989 ist für sie Geschichte. Und oft wissen sie nur wenig darüber, unter welchen Einschränkungen und Repressionen die Menschen in der DDR zu leiden hatten und wie beklemmend jene Grenze war, die nicht nur Deutschland, sondern Europa teilte, die nicht nur Landstriche, sondern ganze Familien voneinander trennte.

Auch deshalb machen Feiertage wie der 3. Oktober Sinn. Sie rufen das Geschehen von damals noch einmal in Erinnerung, sie machen deutlich, wie viel sich seitdem verändert hat, sie zeigen auf, wie unser Land wurde, was es heute ist. Die Umbrüche von 1989/90 und die Vollendung der Deutschen Einheit brachten eine Zäsur, in der deutschen wie der europäischen Geschichte.

Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 war es ja nicht getan. Eine große Aufgabe lag vor uns: Die Einheit in den Lebensverhältnissen zu schaffen und in den Köpfen der Menschen zu verankern, Wirtschaft, Infrastruktur und Verwaltung mussten modernisiert werden.

Und wenn wir heute zurückblicken, dann können wir sagen: Wir haben viel erreicht, wir haben großartige Leistungen vollbracht. Aber wir müssen auch konstatieren, dass sich bis heute nicht alle Wünsche und Hoffnungen erfüllt haben. Deshalb sind die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, gesamtdeutsche Herausforderungen. Und wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass sich die Verhältnisse in Europa und der übrigen Welt erheblich verändert haben. Die Ereignisse in den letzten Jahren in unserem Land haben bei bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung Ängste und Besorgnisse ausgelöst haben, die die politisch Verantwortlichen ernst nehmen müssen, und die ein konsequentes Handeln des demokratischen Rechtsstaates und seiner Institutionen erfordern.

Für alle, die in Deutschland leben, ganz gleich, welchen Status sie auch besitzen, welcher Herkunft oder Konfession sie sind, welche Hautfarbe oder Muttersprache sie haben, für alle muss gelten, dass sie hier frei und sicher leben können und zugleich, dass sich alle an die Regeln halten, die wir uns gegeben haben. Die Einheit in Freiheit, die wir errungen haben, die uns geschenkt wurde, sie gilt für alle.

Die Wiedererlangung der Einheit war ein Prozess, der sich im europäischen Kontext vollzog. Deutschland und Europa sind eng verbunden. Freilich, Europa und die Europäische Union geben zurzeit kein überzeugendes Bild ab. Nationale Töne gewinnen die Oberhand, von Solidarität ist kaum noch die Rede. Aber das ändert nichts daran, dass die europäischen Staaten es nach 1945 und nach 1989 geschafft haben, sich anzunähern und auf gemeinsame Ziele zu verständigen. Das hat gerade uns Deutschen viel gebracht, das sollten wir nicht vergessen. Und auch deshalb haben wir die Verpflichtung, nicht nur bei uns, sondern auch in Europa und anderen Teilen der Welt für ein friedliches Zusammenleben und gute Lebensbedingungen zu wirken.

Die Werte, die uns wichtig sind, die Werte, um die sich 1989/90 alles drehte, Freiheit und Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Wahrung der Menschenwürde, sie sind nicht nur kostbare, sondern auch verletzliche Güter. Sie bleiben nur erhalten, wenn wir sie hochhalten und uns für sie einsetzen; jeden Tag! Deshalb ist auch der diesjährige Tag der Deutschen Einheit ein Tag, der Mut macht und Hoffnung gibt.

Wenn wir heute auf 28 Jahre deutsche Einheit zurückblicken, dann sehen wir, was wir zusammen erreicht haben und wie viel wir gemeinsam leisten können, allen Widerständen und Krisen zum Trotz.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
René Rögner-Francke
Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin

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