Erschienen in Gazette Wilmersdorf November 2018
Vor mehr als 35 Jahren begann der Fotograf André Kirchner mit seiner Arbeit in Berlin. 1981 kam er als Student in die Stadt und begann bald darauf, das Studium als Autodidakt mit der Kamera fortzusetzen. Mit seinen Schwarz-Weiß-Fotos aus den Straßen und den Brachen erzählt Kirchner aus der Geschichte der Stadt. Eher beiläufig notiert er mit einer Kleinbildkamera, was er ab 1988 in systematische Serien mit der Großformatkamera überträgt. Der poetische Realismus seiner Fotografien enthüllt und verbirgt zugleich, was das Publikum aus den immer auf Augenhöhe aufgenommen und scheinbar bekannten Straßenansichten dieser Stadt herauslesen kann.
Berlin im Abriss, so hat schon Janos Frecot 1981 am Beispiel des Potsdamer Platzes in einer provozierenden Foto-Ausstellung auf Bauzäunen in der Berlinischen Galerie gezeigt, ist ein Grundthema dieser Stadt. Dem ist auch André Kirchner mit seinen Fotos zum Phänomen der fehlenden Eckgebäude in der Serie „Rückbauten 1988 – 1990“ gefolgt. Dem Potsdamer Platz in seiner wechselhaften Geschichte widmete Kirchner ein Kapitel in seinem Buch „Schauplatz Berlin“ aus dem Jahr 2012.
Zum 60. Geburtstag von André Kirchner zeigt das Haus am Kleistpark eine Auswahl von rund einhundert seiner frühen Schwarzweiß-Fotografien aus der Zeit von 1981 bis1990, die bisher zum größten Teil noch nicht veröffentlicht wurden. Zeitgleich ist im Märkischen Museum die Serie „Fensterordnungen“ von André Kirchner zu sehen. Die Ausstellung „Die West-Berliner Jahre“ im Haus am Kleistpark ist bis zum 16. Dezember geöffnet. Öffnungszeiten: Dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Haus am Kleistpark, Grunewaldstraße 6 – 7, 10823 Berlin. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung wird ein Vermittlungsprogramm für Schulklassen über Jugend im Museum angeboten.
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